Samstag, 31. März 2012

Predigt zum Anspiel "Erwartungen an Jesus"


Erwartungen an Jesus, Predigt
Erwartung und Enttäuschung liegen dicht beieinander.
Bleiben wir noch einen Moment bei den Erwartungen.
Erwartungen sind wichtig, haben wir gesagt.
Sie treiben uns voran.
Sie helfen uns, nicht am Bestehenden zu kleben.
Sie öffnen uns für die Zukunft.
Erwartungen müssen ausgesprochen und gelebt werden.
Wir wissen, dass Jesus die Erwartungen der Menschen nicht geteilt hat oder besser nicht mehr, als er in Jerusalem einritt.
An diesem Tag ahnt er seinen Weg und er antwortet daher auch nicht auf den Jubel.
Aber er lässt ihn zu.
Der Moment dieses Jubels ist wichtig für die Menschen.
Sie feiern, dass das denkbar ist mit der Veränderung der Welt.
Und dadurch erleben sie es auch.
Sie sorgen mit Jubel und Palmenzweigen dafür, dass die Vision des Friedens auflebt, wie Sacharja es beschreibt:

9 Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze!
Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin.
10 Denn ich will die Wagen wegtun aus Ephraim und die Rosse aus Jerusalem, und der Kriegs­bogen soll zerbrochen werden.
Denn er wird Frieden gebieten den Völkern, und seine Herrschaft wird sein von einem Meer bis zum andern und vom Strom bis an die Enden der Erde.

Ganz nahe sind sich Welt und Reich Gottes in diesem Moment, zum Greifen nahe.
Jedenfalls denken und fühlen das die Menschen.
Überschwänglich und stolz schauen sie auf ihren Retter, der ruhig und gelassen auf dem Esel einreitet. Ja, es wird Frieden und Gerechtigkeit geben. Jesus wird dafür sorgen und durch ihn Gott. Nichts kann schief gehen.
Und wenn sie singen würden, dann würde das vielleicht so klingen:

Jesus, du mein Leben
(nach der Melodie aus dem Dschungelbuch, Balus Lied, in e-moll)

1. Ich seh vor mir nen Helden,
der alles für mich macht,
der sagt, was geht,
der zeigt, was fehlt,
der reinhaut, dass es kracht.

Oh, Jesus, du mein Leben,
du bist ein toller Typ,
Ich glaube fest,
Dass du die Pest
Der Römer bald besiegt.

Refrain 1:
Oh schubidu, ich will so sein wie duhuhu
Ich will so stehn wie du, gehen wie du, huhu
Du wirst schon sehen, dass ich das kann, kann, kann
sein wie ein Mann so ein Mann wie du.


Erwartung und Enttäuschung liegen manchmal dicht beieinander.
Die Begeisterung der Menschenmenge hat getäuscht.
Es gab bei den Menschen Freude, es gab Offenheit für Veränderung, es gab Hoffnung. Und sie war durchaus echt.
Da waren Kinder, die dachten, es wird alles anders und wir erleben es,
 junge Menschen, die ihre Kraft dafür einsetzen wollten,
Bauern, die für ihre Rechte kämpfen würden.
Wir haben sie gehört.
Aber es gab auch andere, alte, müde, skeptische Menschen,
Soldaten, die Veränderungen nicht zulassen würden
und Hühner, die in Ruhe ihre Eier legen wollten.

Es gab also keinen geraden Weg, von der Vision des Friedens hinein in den Alltag, der das Leben der Menschen im Griff hat.
Die Botschaft vom Frieden hatten die Menschen verstanden. 
Den Weg, der zur Erfüllung dieses Friedens führt, jedoch nicht.
Weil es ihn nicht gab, nicht so deutlich und sicher, dass man ihn einfach nur jubeln betreten kann.
Es war eben nicht der Weg des Kampfes und der Waffen, der großen Politik.
Aber wie sollte er dann aussehen?
Liebe, Verzeihen, Teilen, Versöhnen als Weg zum Frieden?
Als Möglichkeit der damals wie heute alles beherrschenden Gewalt die Stirn zu bieten?
Es gab keinen sicheren Weg, der die Menschen am Rand des Weges auf den Weg Jesu führen könnte.
Diesen Weg gibt es bis heute nicht.
Und jeder, der sich auf den Weg Jesu begibt, muss damit leben,
mit dieser Unsicherheit,
mit der Erfahrung in der vertrauten Welt immer wieder fremd zu sein
und zu erleben, wie einem die Freude und der Jubel im Hals stecken bleiben.
Und das Lied verändert sich.
Die Menschen in Jerusalem singen in den nächsten Tagen anders.

2. Warum wirst du nicht König,
warum weichst du uns aus?
Es wär so leicht,
du hätt`s erreicht
dass neu wird Israels Haus.

Du willst dem Kriege wehren.
Zum Kreuz ziehst du dafür,
und willst, dass wir,
wir folgen dir
ganz ehrlich: Das wird schwer.

Refrain 2
Oh schubidu, will ich so sein wie duhuhu
Will ich so stehn wie du, gehen wie du, huhu
Ich zweifle sehr daran, ob ich das kann, kann, kann
sein wie ein Mann, so ein Mann wie du.

Wir haben uns entschieden, diesen schwierigen Weg zu gehen.
Miteinander, ohne jedoch ein verschworenes Grüppchen zu werden.
Wir bemühen uns, so nahe wie möglich  an denen zu bleiben, die unser Tun skeptisch oder wohlwollend, aber von außen betrachten.
Wir bemühen uns, dabei nicht zu vergessen, was das Besondere des Weges Jesu ist.
Es ist ein Weg, der feierliche Höhepunkte kennt, die Feier, die Freude,
aber auch das Dunkel der Verzweiflung und des Todes und auch dort nicht abbricht.
Es ist ein Weg, den kein Streitross bewältigen kann.
Es ist ein Weg, auf dem Esel gebraucht werden, die sich nicht verführen lassen auf den Wellen der Macht mitzureiten, sondern bei denen bleiben, die von ihnen weggespült werden.
Es ist ein Weg, der uns manchmal auch nicht gut dastehen lässt in den Augen der Öffentlichkeit, aber auf dem wir beharrlich bei dem bleiben,
was die Menge damals in Jerusalem bejubelt hat: Bei unserem Gott, der aus dem Tod ins Leben ruft und Frieden schaffen kann in der Welt.
Es ist ein Weg, den wir nur gehen können, wenn wir neben Alltag und Schwierigkeiten und notwendigen Streitigkeiten unsere Erwartungen nicht vergessen,
dass in dieser Welt Gerechtigkeit und Frieden sich küssen können,
Märchen und Wirklichkeit einander plötzlich ähneln und lebendig werden.
Dieser Erwartung sollen wir lebendig halten, feiern, bekennen,
aller Enttäuschung zum Trotz.

Nehmen wir uns alle Freiheit, zu der Gott uns berufen hat,
reihen wir uns heute ein in die Menge, die feiert, dass Gott uns diesen Jesus geschickt hat, der kein Held sein wollte, weil man in dieser Welt kein Held sein kann, ohne an Gott vorbei zu leben.  
Zu dem Schluss sind die ersten Christen gekommen und auch die Kirche immer wieder.
Und dann singen sie vielleicht so:

3. Ich sehe keinen Helden,
der alles für mich macht,
du sagst, hej, geht,
du zeigst, was fehlt,
lebt das, was Gott euch sagt.

Oh, Jesus, unser Leben,
du schickst uns in die Welt,
die Freude
und der Frieden
das ist, was wirklich zählt.

Refrain:
Oh schubidu, wir wolln so sein wie duhuhu
Wir wolln so stehn wie du, gehn wie du, huhu
Du wünscht dir sehr, dass jeder sein kann, kann
sein wie ein Mann, jedenfalls, so ein Mann wie du.

Amen.







Dienstag, 27. März 2012

1.4. 2012 Erwartungen an Jesus, Anspiel Familiengottesdienst

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Jesus zieht nach Jerusalem ein

Leser:                  Es ist Frühling. Wir erwarten eine Menge vom Frühling. Wir erwarten Blumen und werden selten enttäuscht. Überall, wo man es gar nicht vermutet, tauchen sie auf. (Blumentöpfe werden hervorgeholt. Die Kinder dürfen sie im Kirchraum verteilen)
Wir erwarten Wärme und Sonne. Das kann so oder so ausgehen.
Wir erwarten, dass das Leben leichter wird, das wir angesteckt werden von der Lebensfreude, die in der Natur überall sichtbar wird. Das hängt sehr von uns ab, ob das so klappt.
Kinder erwarten, dass an Ostern sich Buntes und Süßes in Eierform in den Gräsern und Sträuchern finden lässt. Wer immer dafür verantwortlich ist, ist egal. Hauptsache, es klappt. Leider ist noch nicht Ostern. Da müssen wir noch etwas warten. Aber Vorfreude ist bekanntlich sie schönste Freude.
Erwartungen sind wichtig. Sie treiben uns voran. Sie helfen uns, nicht am Bestehenden zu kleben. Sie öffnen uns für die Zukunft.
Gehen wir  ein wenig zurück. In eine andere Zeit.
Stellen wir uns an eines der Tore in Jerusalem, an das sogenannte Goldene Tor. Es ist nicht wirklich golden. Aber es wird so genannt. Eine große Erwartung verbindet sich damit in Israel. Der Messias, der Retter, durch den Gott Frieden und Gerechtigkeit schaffen wird in der ganzen Welt, der soll dort einziehen.
Auch in Israel ist Frühling. Auch hier haben Menschen ganz bestimmte Erwartungen an diese Jahreszeit:
Bauer:                 (geht durchs Tor)  Endlich ist es soweit. Ich habe mein Feld gepflügt. Ich habe die Kornsamen in die Erde gebracht. Wisst ihr, Kinder, was ich dann mit dem Korn mache, wenn ich es ernte?
(Kinder: dreschen, malen, Brot)
Ja, aber soweit ist es noch nicht. Jetzt warte ich auf den Regen. Den braucht mein Feld dringend. Die Sonne ist schön. Die ist auch nötig. Doch ohne Regen wächst nichts. Gott, sei so nett, und sorge dafür. Ich erwarte den Regen spätestens am Mittwoch.
Kind:                   (rennt durchs Tor)  Hach, endlich wird es wärmer. Endlich scheint die Sonne. Ich erwarte meine Freunde. Die kommen jedes Jahr zum Passahfest nach Jerusalem. Wir werden durch die Straßen schlendern und spielen und schreien. Ich freue mich so, dass die Sonne scheint und es nicht regnet.
Gott, ich erwarte, dass du dafür sorgst. In diesen Tagen darf es nicht regnen.
Alte Frau:            (schlurft durchs Tor)  Ach, das Gehen fällt mir schwer. Ich freue mich an der Sonne, aber das kenne ich ja schon. So viele Jahre habe ich schon gelebt. Ich erwarte nichts Neues mehr, außer vielleicht, dass ich hier in Jerusalem meine Enkel treffe. Darauf freue ich mich.
Soldat:                 (marschiert durchs Tor)  Vor mir liegt eine 12 Stunden-Schicht. Ich muss Wache schieben hier am Tor und darauf achten, dass alles ruhig bleibt. Bei den Menschen hier in Jerusalem weiß man nie. Immer wieder sind sie unzufrieden. Warum nur? Von allen Besatzern, die dieses Land erlebt hat, sind wir Römer bei weitem die Nettesten. Wir haben für Wasserkanäle gesorgt, ordentliche Straßen gebaut.
Aber die Menschen hier freuen sich auf das Passahfest. Ich erwarte keine Reibereien.
Mann/Frau:       (schlendern Hand in Hand durchs Tor)  
Mann:                 Meine Liebste. Wir sind beide hier in unserer Hauptstadt. Ich freue mich auf wundervolle Urlaubstage mit dir.
Frau:                   Ja, mein Liebster. Ich auch. Ich erwarte allerdings, dass du die ganze Zeit mit mir zusammen bist und dich nicht stundenlang mit deinen Freunden in der Kneipe triffst. Kriegst du das hin?
Mann:                 Aber natürlich, mein Engel. Ich möchte nur mit dir zusammen sein.
Frau:                   Dann erwarten uns drei wundervolle Tage.
Mann:                 Ja, mein Engel.
Huhn:                  Ich erwarte bald einen Schwung Eier. Und brauche ein ruhiges Plätzchen. Zum Brüten. Was soll das hier? So viele Leute? Diese Stadtmenschen, keinen Sinn für die jahreszeitlichen Pflichten, die wir Hühner zu erledigen haben. Ich erwarte etwas mehr Respekt.
Sprecher:            Ja, so sind die Erwartungen ganz unterschiedlich.
Ein Mensch hat die Erwartungen der Welt sehr verändert. Nicht unbedingt die Welt. Leider. Aber er hat dafür gesorgt, dass die Erwartung, es könne doch mal friedlich und gerecht zugehen, nicht stirbt, sondern immer wieder Nahrung erhält.
Dieser Mensch heißt Jesus. In Israel spricht man immer mehr von ihm. Menschen hat er geheilt. Für die Armen ist er eingetreten. Streitende hat er versöhnt. Die Menschen hoffen, dass Gott bald den Retter schickt, den Messias, der Frieden und Gerechtigkeit schaffen wird. Sie haben gehört, dass Jesus zum Passahfest nach Jerusalem kommt. Sie erwarten ihn stündlich.
Bauer:                 (geht durchs Tor) Jesus kommt. Vielleicht als König? Vielleicht sogar als Messias?
Da werde ich ihn mal auf die Pacht ansprechen. Der römische Besitzer meiner Felder  hat die Pacht erhöht. Ich muss mehr Korn abgeben, als früher. Und wenn es nicht regnet und die Ernte ausbleibt, sehe ich alt aus. Und meine Kinder haben nichts zu essen. Vielleicht muss ich dann auf der Baustelle arbeiten. Jesus soll kommen und etwas dagegen unternehmen. Ich erwarte, dass er als künftiger König für unsere Rechte eintritt.
Kind:                   (rennt durchs Tor) Jesus kommt. Super! Der soll total nett sein. Und ich wollte immer schon mal einen echten Heiler sehen. Papa sagt, vielleicht wird der mal unser neuer König, der Friedenskönig. Und der mag auch Kinder. Superklasse. Vielleicht darf ich Seite an Seite mit ihm kämpfen. Wann es endlich soweit ist? Wann kommt er endlich? Ich kann es kaum erwarten.
Alte Frau:            (schlurft durchs Tor)  Jesus kommt? Ach, na ja, ich habe schon viele sogenannte Retter der Menschheit kommen und gehen sehen. Ich erwarte nicht mehr, dass sich viel verändert. Obwohl: Ein bisschen neugierig bin ich doch. Er hat den Sohn meines Neffen geheilt. Der hatte immer solche Anfälle. Vielleicht kann Jesus ja auch etwas mit meinen kaputten Knien unternehmen. Einen König brauche ich nicht, aber doch mal einen Arzt. Nun ja, warten wir’s ab.
Soldat:                 (kommt durchs Tor und blickt hektisch um sich) Jesus kommt? Ach du grüne Neune! Die Leute sind so aufgeregt hier. Überall höre ich den Namen Jesus in den Gesprächen. Die denken wohl, der zieht hier als König ein. Diese Leute! Immer einen Retter an der Hand. Da brauche ich Verstärkung. Schnell. Das kann ja keiner erwarten, dass ich mit dieser Situation alleine fertig werde.
Mann/Frau:       (er zieht sie durchs Tor)
Frau:                   Hej, was ist denn los auf einmal?
Mann:                 Jesus kommt, sagen die Leute.
Frau:                   Na und?
Mann:                 Aber Liebste, er soll der künftige Friedenskönig sein, von Gott zu uns geschickt, den Armen zu helfen, die Traurigen zu trösten, die Kranken zu heilen...
Frau:                   Und mir das Wochenende zu verderben.
Mann:                 Aber Liebste. Wir stehen mitten an einem zentralen Punkt in der Weltgeschichte. Das ist doch toll. Ich muss nachher gleich Simon und Ruben treffen.
Frau:                   Aber Aaron, unsere Ferien...
Mann:                 Die holen wir nach, mein Schatz, ganz sicher. Aber erst machen wir Geschichte.
Frau:                   Ich auch?
Mann:                 Na klar. Mit dir zusammen macht alles mehr Spaß. Und Jesus will ja auch die Frauen dabei haben.
Frau:                   Also gut. Aber erwarte nicht von mir, dass ich für den Retter koche. Ich will mitkämpfen.
Mann:                 Mitkämpf... Das hätte ich nicht erwar...
Frau:                   (stemmt die Hände in die Seiten)
Mann:                 (eilig) Aber natürlich, mein Schatz, alles was du willst.
Huhn:                  (wackelt durchs Tor) Jesus kommt? Auch das noch. Als ob es nicht schon hektisch genug ist. Ich brauche einen ruhigen Platz für meine Eier. Ich will ja keine gestörten Küken bekommen. Bei dem Lärm werden die ja verrückt. Ich weiß, mein Cousin wohnt in der Burg. Den werde ich besuchen. Da haben die Soldaten noch alles im Griff. Da finde ich ein ruhiges Plätzchen.
Sprecher:            Jesus kommt und bewegt die Menschen. Die unterschiedlichsten Erwartungen werden wach. Hat er sie erfüllt?
Auf jeden Fall war sein Einzug nach Jerusalem berauschend. Wir hören davon in der Bibel.
Lesung:              Einzug nach Jerusalem
Lied:                   Jesus zieht in Jerusalem ein
Ansprache:        Jesus und unsere Erwartungen.(folgt noch)

Nach der Ansprache dürfen die Kinder die Blumentöpfe an Menschen aus der Gemeinde
verteilen. (Nicht alle bekommen etwas, unerwartete Freude....)

Lieder: Vom Anfang bis zum Ende
Gottes Liebe ist wie die Sonne
Geh aus mein Herz
Wie ein Fest nach langer Trauer oder Wir haben Gottes Spuren






Mittwoch, 21. März 2012

Wer sitzt neben dir? Anspiel zu Mt 20, 20-28


Vorbereitendes Anspiel zur Lesung  von Mt 20, 20-28 für die Andacht beim Pfarrkonvent

Petrus:                (ruft) Jesus!
Jesus:                  (schreckt hoch) Meine Güte, Petrus, musst du mich so erschrecken.
Petrus:                Wir haben ein Problem!
Jesus:                  Na und? Das haben wir doch dauernd. Ich habe gerade Pause.
Petrus:                Jesus!
Jesus:                  (seufzt) Ich habe zwar gerade zwei Stunden über Jesaja geredet, fünf Leute geheilt, drei streitende Parteien versöhnt und eine Prosituierte auf den rechten Weg gebracht. Aber bitte sehr. Stehe wie immer zur Verfügung.
Petrus:                Wenn es dich nicht interessiert, dann kann ich auch wieder gehen.
Jesus                   Sei nicht so empfindlich. Das ist wirklich eine deiner großen Schwächen.
Petrus:                Eine meiner Schwächen? Welche habe ich denn noch?
Jesus:                  Gab es nicht ein dringendes Problem? Nun schieß mal los.
Petrus:                Die Mutter von Jakobus und Johannes ist hier.
Jesus:                  Schon wieder?
Petrus:                Ja, sie brachte Decken und Essen für ihre Söhne.
Jesus                   Diese Frau wird wirklich zum Problem. Sie muss lernen ihre Söhne loszulassen, wirklich. Sag ihr das.
Petrus:                Sag du es ihr doch.
Jesus:                  Besser nicht.
Petrus:                Angst?
Jesus:                  Angst? Ich? Ich bin nur demütig und kenne meine Grenzen. War’s das?
Petrus:                Nein, es geht erst richtig los.
Jesus:                  (seufzt) Habe ich mir das nicht gedacht. Was noch?
Petrus:                Sie wollte sicherstellen, dass ihre Söhne später im Himmel dir zur Rechten und Linken sitzen.
Jesus;                  Diese Frau kennt kein Schamgefühl. Das ist ja, als ob das Erbe verschachert wird, obwohl die Leiche noch atmet.
Petrus:                Eine Leiche kann nicht atmen.
Jesus:                  Was du nicht sagst.
Petrus:                Und nun?
Jesus:                  Was verlangst du von mir?
Petrus:                Dass du hingehst und mit ihr redest.
Jesus:                  Das ist zuviel verlangt.
Petrus:                Die anderen werden schon sauer.
Jesus:                  Wieso?
Petrus:                Na, sie haben Sorge, dass du auf die Bitten der Mutter eingehst.
Jesus:                  Wie kommen sie da drauf?
Petrus:                Du hast bisher immer getan, was sie wollte.
Jesus:                  Das konnte ich ja auch bisher verantworten. Hm. Was sagen Johannes und Jakobus denn dazu?
Petrus:                Wie immer. Ihre Mutter ist ihnen peinlich, aber sie genießen Decken und Essen und hoffen wohl, dass ihre Mutter sich auch da durchsetzt.
Jesus:                  Und was soll ich jetzt machen?
Petrus:                Du denkst doch wohl nicht daran, so ein idiotisches Versprechen zu geben.
Jesus:                  (ausweichend) Nein, nein.
Petrus:                Jesus!
Jesus:                  Ja?
Petrus:                Wir wollen doch mal daran denken, dass eigentlich ich, also, ich meine...
Jesus:                  (gefährlich ruhig) Ja?
Petrus:                Na, ich war doch bisher zu aller Zufriedenheit der Sprecher der Truppe, dein Fels, wie du immer so nett sagst.
Jesus:                  Zu nett anscheinend. Na, und?
Petrus:                Na, und wenn da einer neben dir, also, ich meine...
Jesus:                  Also Petrus! Du enttäuscht mich sehr!
Petrus:                Wieso?
Jesus:                  Na, also wirklich! Geht es darum, wer oben ist bei uns?
Petrus:                Nein, nein, aber..
Jesus:                  Habe ich euch nicht gesagt, wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, dann...
Petrus:                Hast du. Immer wieder.
Jesus:                  Unterbrich mich nicht! Habe ich euch nicht klar gesagt, dass die Ersten die Letzten sein werden, dass der Oberste ist, wer den anderen dient, dass man nicht auf Rosen gebettet ist, wenn man mir nachfolgt?
Petrus:                Das musstest du uns nicht sagen, das haben wir sehr schnell gemerkt.
Jesus:                  Glaubst du denn, dass mein Weg in den Himmel ein leichter wird?
Petrus:                Nein, aber...
Jesus:                  Bist du imstande den Kelch des Leidens, den ich trinken werde, bis zur Neige zu leeren?
Petrus:                Das ist total unfair, was du da machst.
Jesus:                  Wieso?
Petrus:                Ich komme zu dir, wie ein ordentlicher Sprecher und trage dir ein Problem vor, dass geeignet ist den Gruppenzusammenhalt zu gefährden.
Jesus:                  Ist ja auch deine Aufgabe. Und?
Petrus:                Und du machst mich fertig. Wie immer.
Jesus:                  Also Petrus, du warst gerade gefährlich nah dran, deine Position auszunutzen.
Petrus:                Gar nicht wahr. Aber ich kann ruhig mal ein wenig Bestätigung brauchen, ein wenig Zuwendung, ein wenig Respekt.
Jesus:                  Aber Petrus, den kriegst du zur Genüge. Ich härte dich nur ein wenig ab.
Petrus:                Indem du mich demütigst?
Jesus:                  Das bisschen nennst du schon Demütigung? Das musst du aushalten. Wenn du bei so einer Kleinigkeit schon jaulst, dann sehe ich schwarz, wenn du mir wirklich nachfolgen willst.
Petrus:                Wenn ich dir wirklich..? Also jetzt reicht’s aber. Ich bin dir immer nachgefolgt und ich werde dir immer nachfolgen. Ich werde alles für dich tun. Und wenn sie dich kreuzigen, dann lasse ich mich neben dir aufhängen, kopfüber, wenn es sein muss.
Jesus:                  Na toll. Dann können wir uns wenigstens sehen.
Petrus:                Jesus!!
Jesus:                  Also mein Lieber, ich will dir deinen ernsthaften Willen gar nicht absprechen.
Petrus:                Willen?
Jesus                   Und ich weiß, dass du zu mir halten wirst.
Petrus:                Danke.
Jesus:                  Vermutlich.
Petrus:                Vermutlich?
Jesus:                  Aber wie du richtig gesagt hast: Wir haben ein Problem. Diese Frau werden wir nicht los. Es sei denn, wir zeigen ihr, dass sie nicht immer nachkommen kann. Dass ihre Söhnchen ihren eigenen Weg gehen. Und vor nichts zurückschrecken werden. Und sich einen Dreck darum scheren werden, was sie will.  Und dass das richtig ist, denn mit Muttersöhnchen kann man nicht die Welt verändern.
Petrus:                Eigene Erfahrungen sprechen aus dir, wie?
Jesus:                  Werd ja nicht persönlich!
Petrus:                Entschuldige. Und? Wie willst du das hinkriegen, dass du sie abwimmelst?
Jesus:                  Ich werde die beiden dahin lenken, dass sie es vor ihren Ohren sagen werden.
Petrus:                Was?
Jesus:                  Dass sie keine Rücksicht auf ihr Leben nehmen werden, dass sie mir durch dick und dünn nachfolgen werden.
Petrus:                Du willst sie groß rauskommen lassen.
Jesus:                  Genau. Und dann sage ich, dass ich über den Himmel keine Entscheidungsgewalt habe.
Petrus:               Hast du nicht?
Jesus:                  Nein, gar nicht.
Petrus:               Oh.
Jesus:                  Enttäuscht?
Petrus:                Nein, nein.
Jesus:                  Ich bin nur gekommen, um den Menschen zu dienen und mein Leben einzusetzen für sie.
Petrus:                Ja, ja.
Jesus:                  Petrus, es wird kein großes coming out. Ich werde jämmerlich zugrunde gehen.
Petrus:                Natürlich.
Jesus:                  Du glaubst mir nicht? Du wirst schon sehen. Da wird nichts Heroisches passieren, wenn ich sterbe.
Petrus:                Jesus, ich weiß, ich hätte das Thema Kreuzigung nicht erwähnen sollen, aber krieg jetzt bitte nicht wieder einen Depressionsschub und rede vom Sterben. Das halten meine Nerven nicht aus. Und diese Frau wartet und mischt die Truppe auf. Komm jetzt.
Jesus:                  Lass mir einen Moment Ruhe.
Petrus:                Hast du deine Strategie klar vor Augen?
Jesus:                  Ich sagte, lass mir einen Moment Ruhe!
Petrus:                Würde ich ja gerne, aber sieh mal, sie kommt.

Lesung:               Mt 20, 20-28                  


20Da trat zu ihm die Mutter der Söhne des Zebedäus mit ihren Söhnen, fiel vor ihm nieder und wollte ihn um etwas bitten.
21Und er sprach zu ihr: Was willst du? Sie sprach zu ihm: Lass diese meine beiden Söhne sitzen in deinem Reich, einen zu deiner Rechten und den andern zu deiner Linken.
22Aber Jesus antwortete und sprach: Ihr wisst nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde? Sie antworteten ihm: Ja, das können wir.
23Er sprach zu ihnen: Meinen Kelch werdet ihr zwar trinken, aber das Sitzen zu meiner Rechten und Linken zu geben steht mir nicht zu. Das wird denen zuteil, für die es bestimmt ist von meinem Vater.
24Als das die Zehn hörten, wurden sie unwillig über die zwei Brüder.
25Aber Jesus rief sie zu sich und sprach: Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker niederhalten und die Mächtigen ihnen Gewalt antun.
26So soll es nicht sein unter euch; sondern wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener;
27und wer unter euch der Erste sein will, der sei euer Knecht,
28so wie der Menschensohn nicht gekommen ist, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.