Freitag, 14. Juni 2013

Sommerabschluss 2013 Gen 15, 1-7 Anspiel und Predigt


Auf welche Sterne ist Verlass? 

(nach den schönen Ideen aus: Carloa L'hoest (Hg.), Macht alle mit! 
45 Familiengottesdienste für Gottesdienste und Feste, Sterne des Vertrauens, S. 130ff)

Gloria Stern:       Das Hotel. Endlich. 50 km bin ich gefahren. Extra um in diesem Hotel zu speisen. Es soll hervorragend sein, sagt meine Freundin und auf deren Geschmack kann man sich verlassen. Portier?!
Portier:               (eilt herbei) Ich begrüße Sie herzlich in unserem 5 Sternehotel Orion. Ihr Name?
Gloria Stern.       Gloria Stern, geb. Schnuppe. Bekannte Schauspielerin.
Portier:               Aha. Frau, äh,.. Stern, herzlich willkommen.  Was kann ich für Sie tun?
G. Stern:              Ich möchte in Ihrem 5 Sterne-Restaurant dinieren.
Portier:               Tut mir leid, meine Dame, alles ausgebucht für heute Abend.
G. Stern:              Was? Das gibt’s doch nicht. Ich habe mich darauf verlassen, dass ich heute ein 5 Gänge Menu erster Klasse zu mir nehmen kann.
Portier:               Es wäre sinnvoll gewesen, zu reservieren, Frau Stern. In Ferienzeiten kann man sich nicht darauf verlassen, dass bei uns etwas frei ist.
G. Stern:              Wer sich auf  Sie verlässt, ist verlassen.
Portier:               Aber meine Dame, das ist doch stark übertrieben. Auf unsere Sterne ist Verlass!
G. Stern:              Wissen Sie wohin Sie sich Ihre Sterne stecken können...?! (rauscht heraus)
Portier:               Gäste! Sollte man abschaffen. (geht ans Telefon) 5 Sterne-Hotel Orion?
Was? Der Kran hat einen Betonklotz fallen lassen? Pause
Auf einen Mercedes? Pause
Auf den Mercedes von Frau Supernova? Pause
Der Mercedes ist hin? Kein Wunder. Und der Mercedesstern? Pause Auch, na klar. Pause
Frau Supernova ist in Ordnung? Weiß ich, sie sitzt hier in der Lobby. Pause
 Ich soll es ihr sagen? Na, vielen Dank. Dieser Tag steht wirklich nicht unter einem guten Stern. Wiederhörn. (legt auf)
Frau Supernova:      (kommt zum Portier) Was habe ich da gehört?
Portier:               Tja, Frau Supernova. Es war nicht so günstig, das Auto gegen meinen Rat an der Baustelle zu parken. Unser Parkhaus kostet zwar etwas, ist aber unvergleichlich viel sicherer.
Frau Supernova: Was ist mit meinem Auto?
Portier:               Totalschaden aufgrund einer Kollision mit einem Betonklotz.
Fr. Supernova:   Das ist unmöglich. Mein Horoskop hat eindeutig gesagt, dass heute alles bestens läuft. Und auf meine Sterne war immer Verlass.
Portier:               Frau Supernova, ich kann für die 5 Sterne in unserem Hotel garantieren, aber nicht für die Sterne im allgemeinen.
Fr. Supernova:   Und jetzt?
Portier:               Jetzt ist ihr Auto auf dem Schrottplatz.
Fr. Supernova:   Aber... mein Auto...
Portier:               Frau Supernova, ich habe noch andere Gäste, um die ich mich kümmern muss.
Fr. Supernova:   Aber...
Portier:               Entschuldigen Sie mich. Ja?
Abraham:           (war unterdessen herangekommen) Ich suche einen Schlafplatz. Für mich und meine Frau.
Portier:               Und Sie heißen Scheich...?
Abraham:           Ich heiße Abraham.
Portier:               Und weiter?
Abraham:           Nichts weiter. Nur Abraham.
Sara:                    Und ich heiße Sara.  Nur Sara. Und unser Sohn Isaak.
Isaak:                  Hi!
Portier:               Scheich Abraham und Frau.
Sara:                    Sara.
Portier:               Scheich Abraham und Frau Sara und Sohn Isaak. Korrekt?
Sara:                    Die Namen stimmen. Aber der Scheich nicht.
Portier:               (guckt zum Himmel und seufzt) Wir hätten da noch die Präsidentensuite und die Hochzeitssuite. In unserem 5 Sterne-Hotel ist sonst alles ausgebucht.
Abraham:           5 Sterne nur?
Portier:               Mehr gibt’s nicht.
Abraham:           Ich bin gewöhnt, mich auf 1000e von Sterne zu verlassen.
Portier:               Mein Herr?
Sara:                    Schatz, das interessiert den Herrn nicht.
Portier:               Doch, das Hotelgewerbe in den arabischen Gegenden kennen zu lernen interessiert mich sehr. 1000 Sterne, sagten Sie?
Sara:                    (hebt die Hände) Dann müssen Sie das jetzt aushalten.
Abraham:           (weihevoll) Und Gott sprach zu mir und schickt mich fort aus dem fruchtbaren Haran, weg in ein neues Leben. Und ich verließ mich auf ihn und ging. Da stand ich also im fremden Land, in das mich Gott, der Herr geschickt hatte, auf dass ich mit Sara, meinem Weib, Kinder zeugen und ein großes Volk mein eigen nennen sollte.
Und da das Leben im neuen Land doch recht mühsam war und wir ja schon alt waren und Sara einfach nicht schwanger werden wollte,...
Sara:                    Was heißt hier nicht wollte...
Abraham:           Da war ich eines Abend doch recht deprimiert und Angst vor der Zukunft in der Fremde erfasste mich und ich trat vor unser Zelt, und sah hinaus in den Abend und hoch in den Himmel.
Portier:               (schüttelt irritiert den Kopf)
Abraham:           Und da sah ich all die tausenden von Sternen funkeln in unendlicher Pracht und plötzlich war die Stimme Gottes um mich und in mir und sprach in unvergesslicher Deutlichkeit:
Gott:                    Fürchte dich nicht, Abraham, ich passe auf dich auf und dein Lohn wird groß sein.
Abraham:           Und da klagte ich Gott mein Leid, dass wohl mein Haussklave mich beerben müsse, da ich ohne Erben dahinginge und Gott antwortete mir:
Gott:                    Dein leiblicher Sohn wird dein Erbe sein. Sieh in den Himmel und zähl die Sterne, wenn du sie zählen kannst. So zahlreich werden deine Nachkommen sein.
Portier:               Und darauf haben Sie sich verlassen?
Abraham            Auf Gottes Sterne? Natürlich!
Portier:               Und? Ist es eingetroffen?
Abraham:           Was?
Portier:               Das große Volk?
Isaak:                  Na, ich bin doch da!
Abraham:           Erstmal ein Sohn. Der Rest ergibt sich von selbst. Da verlasse ich mich ganz auf Gott.
Portier:               So, so.
Abraham            Aber Sara ist ja nun schon recht alt und erschöpft von der Geburt und da dachte ich, machen wir Urlaub und...
Sara:                    ...wir haben uns darauf verlassen, dass Gott schon für eine schöne Unterkunft sorgen wird.
Portier:               Äh, Sie haben kein Geld.
Abraham:           Nein. Ein Kamel kann ich Ihnen anbieten.
Portier                Ein Kamel?
Sara:                    Es steht draußen bei der Baustelle. Sollen wir es herein holen?
Portier:               Lassen Sie es ruhig da stehen.
Abraham:           Gut. Ich verlasse mich völlig auf Gottes Sterne. Er hat mir gesagt, ich soll vertrauen.
Portier:               Tja, dann...
Sara:                    Danke, mein Herr. Unser Gepäck ist auf dem Kamel. Wir nehmen die Präsidentensuite. Wo geht es lang?
Portier:               Aber...
Sara:                    Aber? Wollen Sie sagen, wir können uns auf Gott nicht verlassen? Wo wir doch entgegen allen Unkenrufen einen Sohn bekommen haben?
Portier:               Nein, natürlich nicht, aber...
Sara:                    Na, also. Komm Abraham. Isaak.
Isaak:                  Ja, Mama. (dreht sich um, zum Portier) Auf Mama kann man sich immer verlassen...



Predigt: Auf welche Sterne ist Verlass?

Abraham hat sich auf seiner Schlafmatte gewälzt und gewälzt.
In der Dunkelheit und Unbeweglichkeit der Nacht lastet  das ganze Gewicht der Ängste und Sorgen drückend auf ihm.
Abraham hat eine Krise.
Er hat sich auf Gott verlassen.
Er ist mit seiner Frau Sara gereist, weit gereist, mit einem Fahrschein ohne Rückkehr. 
Ein alter Mann, eine alte Frau auf dem Weg in ein neues Leben.
Das macht man nicht ohne Not.
Aber ohne Kinder, ohne die Möglichkeit den Erwerb eines ganzen Lebens in ihre Hände zu geben, ohne die Freude, die nächste Generation heranwachsen zu sehen und ohne ihre Hilfe? 
Für Menschen damals unvorstellbar.
Jeder Weg, dieses Ziel zu erreichen, ist ihnen recht.
Und daher haben sich Abraham und Sara auch darauf eingelassen, diesem Ruf Gottes zu folgen:
„Geh mit meinem Segen in ein neues Land.
Du sollst zum Segen und Vater eines großen Volkes werden.“
Sie haben sich auf diesen Ruf verlassen, Gott als Reiseleiter akzeptiert.
Hauptsache ein Kind.
Gründer eines Volkes? Nun, man wird sehen.
Abraham geht vor das Zelt.
Über ihm der sternklare Himmel.
Wer nachts unter einem solchen Himmel steht, der schaut hoch.
Abraham wird es so ergehen, wie es manchem von uns ergeht, wenn wir in den Sternenhimmel schauen:
Der Himmel ist groß, die Zahl der Sterne gigantisch, man selber so verschwindend gering und klein.
Abraham fühlt sich nicht erhaben angesichts der Weite des Sternenhimmels.
Er spürt nur Kälte und Gleichgültigkeit.
Wer bin ich schon, was kann ich schon?
Wen kümmert schon ein Abraham, der da unter der Eiche in Mamre, im fremden Land sein Zelt aufgeschlagen hat?
Zum Segen werden, Vater eines Volkes, wo noch nicht mal ein einziges Kind in Sicht ist?
Wohin hat ihn dieser Reiseleiter geführt?
Sein größter Wunsch nach einem Kind wird klein und unbedeutend.
Und als Abraham beginnt angesichts der Kälte des Himmels zu frieren, kommt Gottes Stimme zu ihm:
„Warum so kleinmütig, Abraham?
Ich bin der Herr des Alls, aber ich sehe dich, dich persönlich, und deinen Wunsch und nehme ihn mir zu Herzen.
Dein Wunsch ist wichtig, aber noch zu klein, zu klein für mich, zu klein für diese Welt, in die ich dich geführt habe.  
Ich werde deinen Wunsch erfüllen, du bekommst dein Kind, aber ich erinnere dich daran:
Ich erfülle deinen Wunsch nicht allein für dein privates Glück,
ich erfülle ihn, damit sich etwas ausbreitet,
 so weit wie die Sterne, die du hier am Himmel siehst,
damit Menschen sich ausbreiten, die meine Gebote und meinen Frieden in die Welt tragen.“
Und Abraham spürt, dass er gesehen wird.
Er spürt, er ist ein kleines Licht unter den Lichtern der Welt und Gott sieht ihn dennoch.
Er kann sich auf ihn verlassen, wie sich die tausenden anderen Lichter dieser Welt auf Gott verlassen können.
Und durch diesen Blick führt Gott Abraham aus seiner Enge heraus.
Gott macht Abraham nicht größer als er ist.
Aber er weitet seinen Blick für die Welt, die ihn umgibt
und gibt ihm die Kraft, Gottes Licht in seinem kleinen Leben entdecken und weiterzugeben,
an sein Kind und damit an alle, die sich später die Kinder Abrahams nennen werden.
Wer sich in dieser Weise auf Gott als Reiseleiter verlässt,
dem kann es dann sogar passieren,
dass Gott nach langen Jahren in der Steppe auch schon mal für Urlaub in einem 5 Sterne-Hotel sorgt
und sich zwar nicht unbedingt um den Schutz eines Mercedes kümmert oder um einen Platz im Restaurant,
aber um einen Platz in einer  Präsidentensuite.
Aber vor allem kann man sich darauf verlassen,
dass der Reiseleiter Gott uns nicht bei uns selber stehen lässt und bei der Bewahrung unseres privaten Kreises,
sondern unseren Blick immer wieder auf die große Familie der Welt richten wird und uns über uns selbst hinausführt.

12. Juni 2013. Berlin. Soorstr. 63.
Die Welt ist zu Gast dort.
Menschen aus Syrien, Aserbeidschan, Zentralafrikanische Republik, Afghanistan, Vietnam und anderen Ländern kommen,
weil Krieg und Verfolgung sie aus ihrer Heimat vertrieben haben und sie haben sich darauf verlassen bei uns Aufnahme zu finden.
Eine Infoveranstaltung an diesem Tag soll den Dialog über das neue Flüchtlingsheim mit den teilweise aufgebrachten Nachbarn in Gang bringen.
Angesichts der Lautstärke des Klatschens bei den Beiträgen wird deutlich, dass die Solidarisierer in der Überzahl sind.
Aber es reden auch andere. 
Ein Mann versichert, man habe nichts gegen die Flüchtlinge.
Die seien durch ihre Erfahrungen traumatisiert und bräuchten Hilfe.
Und ich atme schon auf und denke, wenn der es schafft,
diese Menschen so in den Blick zu nehmen,
dann sieht er auch wie begrenzt wichtig seine eigenen Befürchtungen sind. 
Aber dann kommt das Aber.
Aber, sagt er, hat das Bezirksamt auch daran gedacht,
dass durch so viele zusätzliche Menschen (230) auch der Müll auf den Straßen mehr würde
und ob da an eine zusätzliche Versorgung gedacht sei.
Der Mann nimmt den umgekehrten Weg wie Abraham.
Der Blick auf die Weite der Welt, auf den Schmerz der Menschen, die da kommen,
bringt ihn nicht dazu, seine eigenen Befürchtungen zu überdenken,
sondern im Gegenteil:
Er wird kleinlicher, ängstlicher und in seinen weiteren Äußerungen bösartiger, als es vielleicht sonst seine Art ist.
Er verteidigt sein Reich und lässt andere draußen stehen.
Er sieht überfließende Mülleimer und nicht die hilfebedürftigen Menschen.
Seine Sorge ist natürlich berechtigt.
Wenn neue, fremde Menschen hinzukommen, dann verändert sich etwas, dann kann es auch schwierig werden,
dann kann man das auch als Infragestellung seines eigenen privaten Königreiches sehen.
Aber das ist eigentlich schade,
denn es könnte auch spannend werden,
eine Chance sein, die Welt in den Blick zu nehmen,
wie Gott es sich von Abraham gewünscht hat, eine Chance, über sich selber hinauszuwachsen.
 
Ich hoffe, dass wir  uns als Reisende begreifen, die sich Gott als Reiseleiter anvertrauen.
Ich wünsche dem Täufling, dass er gute Erfahrungen mit diesem Reiseleiter macht und es als Hilfe und Freude erlebt, sich von Gott den Weg zeigen zu lassen.
Viele von uns werden in diesem Sommer reisen, Jugendliche mit mir nach Dänemark,
viele von Ihnen in andere Länder oder Gegenden, raus aus dem Alltag, raus aus dem kleinen Reich, das unser Leben prägt.
Man kann vieles planen, aber wir wissen, Reisen ist ein Abenteuer, immer wieder, das so oder so ausgehen kann.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie neben den Landkarten und Veranstaltern auch Gott als Reiseleiter vertrauen,
dass Sie auf Ihren Reisen auf warmherzige, freundliche Menschen stoßen, die Sie herzlich aufnehmen,
dass sich die Welt für sie öffnet in der warmen Sonne, am Meer oder in den Bergen,
dass Ihr Herz frei wird von der Enge und den Belastungen, die unser Leben nun mal neben allem Schönem immer wieder prägen
und dass Sie und ihr wiederkommt,
zufrieden mit Gott dem Reiseleiter,
offen und mit neuem Blick für Ihr Leben
und bereit, die Reise dieser Gemeinde in die Zukunft mitzugehen,
auch mit den fremden Reisenden, die Gott zu uns geschickt hat.
Dann zeigen wir, dass auch wir uns Kinder Abrahams nennen dürfen, 
Kinder einer großen Familie,
lebendige Steine, mit denen Gott am Frieden in dieser Welt bauen möchte.
Amen.