Mittwoch, 27. November 2013

Weihnachtsspiel mit den Kitas: Mit den Tieren auf dem Weg zur Krippe


Anspiel: Mit den Tieren auf dem Weg zur Krippe

Maus:                  Hallo, liebe Kinder. Wie ihr seht, bin ich eine Maus. Aber nicht irgendeine Maus. Ich bin eine Maus mit einer Geschichte. Einer ganz besonderen Geschichte. Ich werde sie euch erzählen und meine Tierfreunde werden mir dabei helfen. Wollt ihr sie hören?
Kinder:               Ja.
Maus:                  Na, dann kommt mit. Nach Nazareth in Israel. Das ist ganz schön weit weg.
Da lebte ein Mann, der hieß Josef und eine Frau, die hieß Maria. Maria war schwanger und erwartete ein Kind.
Eines Tages komme ich in ihr Haus gehuscht, auf der Suche nach ein paar Brotkrümeln und, was soll ich euch sagen: Maria und Josef waren weg! Richtig weg. Sie hatten die Schlafmatten mitgenommen und den Kessel zum Kochen und ihre Kleider. Ich rannte raus und sah, auch der Esel Gonzo war weg. Na so was!  Ich schaute genau auf die Erde und rannte den Eselhufspuren von Gonzo nach. Wie der Wind rannte ich. Nicht umsonst heiße ich Flitzer bei meinen Freunden.
(Möglichkeit zur Einbeziehung der Kinder: Maus: Die Spuren waren deutlich zu erkennen, ich musste ihnen nur nachrennen. Kinder legen Spuren auf und die Maus folgt ihnen. Maus:)

Erzähler:           Und solange Flitzer unterwegs ist singen wir.

Lied:                   Im Advent, im Advent ist ein Licht erwacht, Str. 1

1. Der Esel erzählt: (Kita Maikäferpfad. Würde auch das mit den Spuren machen.)

Maus:                  Ich war einigermaßen außer Atem, als ich Gonzo endlich gefunden hatte. (Maus kommt beim Esel an.)
Gonzo, (japst), hallo Gonzo! Habe ich dich gefunden!
Esel:                    (schwer bepackt) Aber Flitzer, was machst denn du hier?
Maus:                  Wohin reist ihr denn? Meine Güte, bist du aber schwer bepackt.
Esel:                    Das kann ich dir sagen. Decken, den großen Kessel, Kleidung, Nahrung für mehrere Wochen und alle Babysachen, die Maria schon vorbereitet hat. Mein armer Rücken.
Maus:                  Ärmster. Aber wohin geht ihr denn?! Du hättest ja mal auf Wiedersehn sagen können.
Esel:                    War keine Zeit mehr. Wir müssen nach Bethlehem. Kaiser Augustus hat das befohlen.
Maus:                  Dass alle nach Bethlehem gehen müssen?
Esel:                    Quatsch. Der Kaiser will genau wissen, wie viele Menschen in seinem Reich wohnen und wie viel Geld er von jedem bekommt. Jeder soll an den Ort reisen, an dem er geboren wurde und sich da auf eine Liste schreiben lassen.
Maus:                  Auf so eine dämliche Idee kann auch nur ein Kaiser kommen. Und warum erledigen Josef und Maria das mit den Listen nicht in Nazareth?
Esel:                    Na, weil Josef doch in Bethlehem geboren ist! Deshalb muss er hingehen und seine Frau auch.
Maus:                  Die haben ja einen Knall. Maria ist doch schwanger.
Esel:                    Wem sagst du das. Manchmal setzt sie sich noch auf die Decken auf meinem Rücken drauf und dann geht mir fast die Puste aus.
Maus:                  Bitte, Gonzo, kann ich mit? Ich kann doch in eine der Taschen schlüpfen.
Esel:                    Kannst du nicht laufen?
Maus:                  Den ganzen Weg nach Bethlehem? Das schaffe ich nicht. Meine Pfötchen sind jetzt schon ganz wund, schau mal. (zeigt seine Pfoten) Bitte, bitte!
Esel:                    Also gut. Du bist ja leicht. Komm also mit.

Maus:                  Tja und so kam ich nach Bethlehem. Waren irre viele Menschen da, als wir ankamen und Josef konnte kein Zimmer mehr in den Gasthäusern bekommen. Aber Maria und Josef fanden einen Stall und schon ging’s los mit der Geburt. Das wollte ich mir aber nicht genau ansehen und so bin ich aufs Feld gehuscht, Korn sammeln. Denn ich hatte einen riesigen Hunger.
Eine Weile trieb ich mich auf dem Feld herum und aß mich satt.

Erzähler:           Und solange Flitzer sich satt ist singen wir.
Lied:                   Im Advent, im Advent ist ein Licht erwacht (2. Str.)


2. Das Schaf erzählt (Kita Grünes Dreieck)

Maus:                  Da traf ich auf eine Herde Schafe. (geht zu den Schafen)
Hallo, miteinander. Gott zum Gruße.
Schaf:                  Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.
Maus:                  Wie bitte? Du bist wohl übergeschnappt. (schaut sich um)  Wo sind den eure Hirten? Lassen die euch hier einfach allein?
Schaf:                  Sie sind im Stall, den neuen König anbeten.
Maus:                  Ich komme gerade von einem Stall, aber da ist nur ein ganz normales Ehepaar aus Nazareth, Maria und Josef. Und Maria kriegt gerade ihr Baby, das heißt, inzwischen muss es wohl da sein.
Schaf:                  Dieser Junge ist ein ganz besonderes Kind.
Maus:                  Woher weißt du das?
Schaf:                  Na ein Engel kam und hat es den Hirten gesagt.
Maus:                  (schüttelt den Kopf)  Ein Engel?!
Schaf:                  Ja, direkt vom Himmel. Und hat gesagt, dass dieses Kind der Retter der Welt ist und von Gott geschickt wird und er soll allen von Gottes Frieden erzählen wird.
Maus:                  Wenn er dann reden kann.
Schaf:                  Wieso nicht?
Maus:                  Na, im Augenblick plärrt er ja nur.
Schaf:                  Du bist blöd. Der wird doch noch größer. Es war wirklich ein toller Augenblick. Lauter Engel kamen noch dazu und sangen von diesem Frieden, dass uns allen ganz warm ums Herz wurde.
(Möglichkeit zur Einbeziehung der Kinder: Schaf: Und dann freuten wir uns so, dass wir alle zu tanzen anfingen. Maus: Alle Schafe? Schaf: Ja, schau mal, so: Und die Kinder kommen und tanzen. Maus: Sehr hübsch und wo sind jetzt eure Hirten? Schaf: Die haben alles... )
Und dann haben die Hirten alles stehen und liegen lassen und sind nach Bethlehem gerannt.
Maus:                  Und habt ihr keine Angst ohne sie? Es gibt doch Löwen hier, oder nicht?
Schaf:                  Wir sind alle so glücklich, da hat Angst keinen Platz mehr in unserem Herzen. Und außerdem sind ja noch die Hunde da, um auf uns aufzupassen.
Maus:                  Weißt du was, ich schaue mir das jetzt doch mal an. Kenne die Leute zwar und kann mir das beim besten Willen nicht vorstellen, dass Maria den Retter der Welt geboren hat. Aber man kann ja nie wissen.
Schaf:                  Grüß schön.
Maus:                  Mach ich.

Erzähler:           Und wir sind gespannt, was Flitzer im Stall erwartet und bereiten uns darauf vor.
Lied:                   Im Advent, im Advent ist ein Licht erwacht (4. Str.)

3. Die Kuh erzählt (Kita Heilig Geist)
Maus:                  (kommt in den Stall) Hallo, Frau Kuh. Gott zum Gruße.
Kuh:                    Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.
Maus:                  Ja, ja, kenne ich schon. Ist hier was Besonderes vorgefallen?
Kuh:                    Eine Geburt.
Maus:                  Herzlichen Glückwunsch. Wie viele Kälber hast du denn bekommen?
Kuh:                    Drei.
Maus:                  Drei?! Tapfer, tapfer.
Kuh:                    Danke, aber diese Geburt meine ich nicht.
Maus:                  Dachte ich mir.  Und?
Kuh:                    Der Retter der Welt ist geboren, der uns den Frieden bringt.
Maus:                  Woher weißt du das?
Kuh:                    Die Hirten haben es erzählt.
Maus:                  Wo sind die denn?
Kuh:                    Schon wieder weg, zurück zu ihren Herden.
Maus:                  Glaubst du denen denn?
Kuh:                    Maria hat gesagt, sie haben Recht.
Maus:                  Wie kommt Maria darauf?
Kuh:                    Na die Hirten haben es von einem Engel und zu Maria ist vor einigen Monaten auch ein Engel gekommen und hat gesagt, dass sie ein Kind bekommt und es Jesus nennen soll und dass der den Menschen den Frieden Gottes bringt und alle trösten wird und fröhlich machen soll.
Maus:                  Wie kann man das denn jetzt schon wissen. Der ist doch ein Baby.
Kuh:                    Schau ihn dir an.
(Möglichkeit zur Einbeziehung der Kinder: Maus:           Gleich. Ich habe so furchtbaren Durst. Könnten deine Kinder mir nicht was abgeben? Kuh: Na klar. Kinder kommen mit kleinen Gläsern Milch und geben sie der Maus. Maus: Oh, ist das herrlich. Das erfrischt. Danke vielmals.)

Maus:                  Tja, liebe Kinder, und dann bin ich zur Krippe gegangen und was soll ich euch sagen: Ich sah das Kind dort, in seinen Windeln eingewickelt im Stroh liegen und auf einmal habe ich mich gefreut, so riesig gefreut, wie noch nie in meinem Leben. So als ob ein ganz helles Licht aufgegangen wäre in meinem Herzen, so als ob ich dreimal an einem Tag Geburtstag habe, so als ob ich in einem großen Kornspeicher sitze und das ganze Korn für mich ist.
Und da habe ich es geglaubt, dass das Kind etwas Besonderes ist, weil es eine solche Liebe und Freude verbreitet. Und dass es die Welt ganz hell machen wird. Und ich habe gedacht, so klein wie das Kind ist, braucht es Hilfe. Auch wenn er erwachsen wird, der Jesus.
Und seitdem sage ich allen Tieren weiter: Tragt in die Welt ein Licht. Und ihr, ihr sagt es den Menschen weiter, o.k., dass sie nett und friedlich sein sollen und Licht in die Welt bringen. Wir geben das Licht in der ganzen Welt weiter und die Weltkugel durch unsere Hände. Und dabei wünschen wir uns, dass es einmal für alle Menschen auf der ganze Welt friedlich und hell wird und wir uns alle zusammen so freuen können, wie ich gerade an der Krippe.
Lied:                    Tragt in die Welt nun ein Licht.


Samstag, 16. November 2013

Predigt zu Jer 8, 4-7. Vorletzter Sonntag/Volkstrauertag 2013

Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt.

Da kommt einer zum Arzt.
Herzrasen, Schlafstörungen. Es geht ihm schlecht.
Der Arzt stellt seine Diagnose: Ihre Gesundheit steht auf der Kippe.
So kann es nicht weitergehen.
Ich weiß, sagt der Patient müde, aber ich weiß nicht, wie ich da rauskommen soll.
Die Arbeit, die Familie. Ich habe Verpflichtungen. Ich muss weitermachen.
Der Arzt schüttelt den Kopf:
Wenn Sie nicht anhalten können, dann kann ich Ihnen nicht helfen.

Da kommt ein 16-Jähriger zu der Sprechstunde des Sozialarbeiters.
Du schon wieder, sagt der müde.
Wieder Gewalt, wieder im Zusammenhang mit Alkohol.
Siehst du nicht, dass du dir dein Leben kaputt machst?
Der Junge zuckt die Schultern.
Die haben mich wieder reingezogen, sagt er.
Kannst du nicht einfach anhalten und nachdenken, bevor du dich auf so etwas einlässt?, fragt der Sozialarbeiter eindringlich.
„Was weißt du schon?“, denkt der Junge und hebt wieder gleichgültig die Schultern.

Da schaut einer auf sein krankes Volk.
Sein Land ist zerstört und besetzt worden durch eine Großmacht und doch träumt das Volk von Reichtum und Macht.
Und unterdrückt die Armen in ihren Reihen
und feiert die Gewalt und die andere Großmacht, von der sie sich Rettung erhoffen.
Umsonst, wie sich herausstellen wird.
Ihnen wurde einst die Kostbarkeit von Gottes Recht übergeben, um es zu leben. Aber das haben sie vergessen.
Keiner schaut mehr nach rechts und links.
Sie haben eine Richtung eingeschlagen, die ins Verderben führen muss.
 Keiner hält mehr an und denkt nach.
Der Prophet Jeremia schaut hilflos auf sein krankes Volk Israel und wendet sich an seinen Arzt, an Gott.
Kannst du nichts machen?, fragt er.
Heile sie!
Wie kann ich das, erwidert Gott, wenn keiner zuhört.
Das kannst du ihnen sagen und er fährt fort, wie es beim Propheten Jeremia im 8. Kapitel nachzulesen ist:

Sprich zu ihnen: So spricht Gott:
Wo ist jemand, wenn er fällt, der nicht gern wieder aufstünde?
Wo ist jemand, wenn er irregeht, der nicht gern wieder zurechtkäme?
Und warum verharrt dann sie – die Stadt Jerusalem und dieses Volk – abgewandt in dauernder Abkehr?
Warum halten die Menschen  fest an der Täuschung und weigern sich umzukehren?
Ich habe aufmerksam zugehört: Unrechtes sprechen sie.
Niemand bereut sein böses Tun etwa mit den Worten: Was hab ich doch getan?!
Sie alle laufen unumkehrbar ihren Lauf wie ein Hengst, der in der Schlacht dahinstürmt.
Dabei kennt doch selbst der Storch unter dem Himmel seine festen Zeiten, Turteltaube, Kranich und Schwalbe halten ihr Kommen pünktlich ein.
Aber mein Volk will von den Rechtsordnungen ihres Gottes nichts wissen.

Anhalten, nachdenken. Und umkehren.
Warum ist das so schwer?
Warum laufen und laufen wir so häufig einfach weiter,
obwohl wir doch eigentlich wissen, dass uns das kaputt macht,
obwohl, wie Paulus sagt, doch eigentlich die ganze Schöpfung seufzt und sich nach Erlösung und Frieden sehnt?
Warum stehen wir uns selbst in unseren privaten Streitigkeiten so häufig im Weg und hören auf die aufsteigende Wut und nicht auf die Stimme der Vernunft?
Menschen rennen immer wieder ins Verderben,
blind und zielgerichtet zugleich.
Daran denken wir besonders an Tagen wie diesem,
dem vorletzten Sonntag des Kirchenjahres, auch Volkstrauertag genannt.
In zwei Weltkriegen rannten Menschen in ihr Verderben,
wie ein Hengst in die Schlacht,
folgten, wie im II. Weltkrieg, blind dem falschen Führer,
erfroren und verreckten elend in den Schneewüsten Russlands
und hörten nicht auf,
führten noch fast 3 lange Jahre weiter Krieg.
Und begangen oder duldeten himmelschreiendes Unrecht in ihren eigenen Reihen,
mordeten und quälten jüdische und andersdenkende Menschen ohne Sinn und Verstand, immer weiter, immer weiter. 
Und doch kannten sie die Regeln des Lebens und der Gerechtigkeit,
von Kindheit an.

Der Mensch, ein schwieriger Patient. Schon zu Jeremias Zeiten.
Und heute sieht die Welt nicht besser aus,
nicht die Menschheit, von der Natur ganz zu schweigen.
Warum leben wir so?  Warum kehren wir nicht um? Wie kann das gehen?

Ich saß da gestern mit dieser Frage und kam nicht weiter
und dachte, dass es vielleicht sinnvoll wäre,
mit dieser Frage doch einmal in die Sprechstunde dieses Arztes zu gehen,
an den Jeremia sich wegen der chronischen Krankheit seines Volkes wendet
und ihn mit meinen Fragen zu konfrontieren.
Schließlich ist Gott ja maßgeblich an dem Leben hier beteiligt, dachte ich. 
Es wird mal wieder Zeit für einen Hinweis von ihm.
Ich gehe also zum Kaiserdamm,
wo Gott gestern kurzfristig seine Praxis hin verlegt hatte und komme in das Sprechzimmer.
Es ist nüchtern eingerichtet, helles Licht, einfache Holzmöbel.
An den Wänden hängen Bilder und Sprüche,
alles bekannt,
Mose hängt da mit den 10 Geboten in der Hand,
Jesus auch, aufmunternd lächelnd und isst und trinkt in Gesellschaft mit seltsamen Männern und Frauen.
Mohammed hängt da, als er gerade Frieden stiftet zwischen Mekka und Medina, Buddha, Gandhi, Franz von Assisi, sogar Bonhoeffer.
Gott scheint es nicht so genau zu nehmen mit der Religion, denke ich noch,
da erklingt ein strenges „Und?“ an mein Ohr
und ich sehe einen Arzt in weißem Kittel hinter dem Schreibtisch sitzen. Irgendwie Gott, irgendwie auch nicht.
Genauer kann ich es nicht sagen.
„Ja“, sage ich und komme näher und setze mich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch.
„Du weißt doch, worum es geht, oder?“
„Ja“, sagt der Arzt, „und ich staune immer wieder über euch.
Wo ist jemand, wenn er fällt, der nicht gern wieder aufstünde?
Das ist doch eigentlich normal.
Jedes Lebewesen, das am Boden liegt, möchte wieder auf die Beine kommen. Wer kommt schon auf die irrwitzige Idee sich gegenseitig immer wieder ein Bein zu stellen?
Wozu soll das gut sein?“
Gott blättert in seinen Karteikarten und schüttelt immer wieder den Kopf.
„Wenn ich mir eure Krankheitsgeschichte anschaue, fällt mir nichts mehr ein.
Habt ihr denn nicht den Wunsch, dass alles friedlich wird und gerecht
oder warum lauft ihr seit tausenden von Jahren in jeden Krieg, der sich euch bietet?“
„Das wollte ich dich eigentlich fragen“, sage ich ein bisschen beleidigt,
„du hast uns schließlich geschaffen.
Vielleicht sind wir ein Konstruktionsfehler von dir?
Entstanden aus der falschen Sorte Affen,
der einzigen, die außer uns zu blindem Mord an den eigenen Artgenossen fähig ist?
Warum hast du uns nicht friedlich und sanftmütig hingekriegt?“
„Da hört sich doch alles auf“, erwidert Gott gereizt,
„wenn ich euch nur das Lachen und Freude und Liebe und Geduld gegeben hätte, wärt ihr hilflos und wehrlos und schwach geblieben.
Also habe ich gedacht: Gebe ich ihnen auch das  Weinen und Trauer und Hass und Ungeduld.
Dann sind sie zwar auch gefährlich, aber ich werde auf sie achten, sie lenken und lehren.“ (nach Jutta Richter , Der Hund mit dem gelben Herzen)
Gott seufzt einmal tief auf:
„Konnte ich ahnen, wie schwer das wird?
Konnte ich ahnen, dass ihr zu den Herren der Welt mutiert,
die die ganze Welt unübersehbar im Griff haben?
Schau dir meine Pflanzen an, meine Meere, ein Schweinestall.
Konnte ich ahnen, dass ihr eure Intelligenz, eure Philosophie nicht anwendet, sondern eure Klugheit mit Gewalt vermischt
und euch ein Leben ohne Unterdrückung und Ausbeutung gar nicht mehr vorstellen könnt?“
„Aber Gott“, erwidere ich,
etwas erschlagen von dieser Anklage,
„wir haben uns doch schon gebessert, hier in Deutschland auf jeden Fall.
Umweltschutz ist uns wichtig.
Und fast 70 Jahre leben wir ohne Krieg.“
„Tatsächlich?“, fragt der Arzt ironisch und deutet auf eine Weltkarte,
die ich bisher übersehen habe und auf der es an vielen Stellen rot flackert.
„20 Kriege z.B. im Jahr 2011“, sagt er, „und viele gewalttätige Konflikte
und in vielen hängt ihr mit drin, meine Liebe.  
Und die Gewalt bei euch auf den Straßen, in den Schulen, die Gewalt in eurem Reden und Handeln, immer wieder?“
„Zugegeben“, sage ich hastig,
„aber den Wunsch nach Frieden und Gerechtigkeit haben ganz viele,
das musst du zugeben.
Nur der Weg dahin ist uns unklar. Wie soll das gehen? Wie kommen wir da raus?“
Aber Gott ist noch nicht nach einer Antwort zumute. Er traktiert mich weiter:
„Warum
verharrt  ihr abgewandt in dauernder Abkehr?, frage ich mich.
Warum halten die Menschen  fest an der Täuschung und weigern sich umzukehren?“
Und ich erkenne, dass er sich seit der Zeit Jeremias mit dieser Frage herumschlägt.
„Ich weiß es nicht genau“, erwidere ich kleinlaut.
„Ich auch nicht“, sagt Gott streng,
und deutet auf die Bilder an der Wand.
„Ich habe mir den Mund fusselig geredet durch meine Boten und ihr hört nicht. Nicht sehr.
Ich habe den Menschen wirklich aufmerksam zugehört:
Unrechtes sprechen sie.
Weißt du eigentlich wie lang die Liste von Schimpfwörtern und Gemeinheiten ist, die ihr euch an den Kopf werft? Willst du sie sehen?“
Ich schüttele schnell den Kopf.
„Und kaum einer bereut sein böses Tun etwa mit den Worten: Was hab ich doch getan?!
Ihr seid wie die Lemminge, ihr lauft wie ein Hengst, der in der Schlacht dahinstürmt.“
„Also, Gott“, sage ich,  „jetzt ist aber Schluss.
Du tust ja so, als ob wir nur mordend durch die Gegend rennen.
Aber wir haben die Menschenrechte entwickelt
und es gibt viele Menschen, die helfen wollen und es auch tun,
wir haben soziale Gesetze, die Armut verhindern.“
„Naja“, sagt Gott.
„Naja, gut“, sage ich, „die zumindest das Ziel haben.“
„Aber“, sagt Gott, „warum ist dann soviel Hunger und Ungerechtigkeit in der Welt, wenn doch alles da ist, was ihr braucht?
Warum soviel Gewalt?
Warum so wenig Reue und Selbstkritik?“
„Ach Gott“, sage ich, „es ist so schwer anzuhalten.
Und die Mächtigen hören nicht auf uns.
Und warum machst du mich fertig und stellst mir die Fragen, die du mir beantworten solltest?
Ich komme doch zu dir, weil ich Hilfe brauche und die Dinge anders haben möchte.
Ich habe den Eindruck, du kannst uns gar nicht mehr leiden.“
Er blickt mich an und wird etwas milder:
„Wenn ihr mir egal wärt, würde ich mich ja nicht so aufregen.
Ich hänge sehr an euch und habe meine größten Hoffnungen auf euch gesetzt und auch noch nicht ganz aufgegeben.
Hör zu“, sagt er und legt vor mich eine Karte von  der Flugroute der Störche.
„Du kennst doch mein Wort aus der Rede Jeremias: Selbst der Storch unter dem Himmel kennt seine festen Zeiten?“
Ich nicke.
„Stell dir mal vor“, fährt Gott fort, „ein Storch macht sich im Herbst nicht auf den Weg und bleibt in Berlin.
Der friert sich doch die Beine ab.
Also hört er auf seine innere Uhr, die ihm sagt: Jetzt fertig machen zum Abflug und ab nach Afrika. Klar?“
Ich nicke wieder.
„Ihr habt auch so eine Uhr in euch.
Der Schnee fällt schon bei euch, schon lange. Es ist schon lange Zeit für den Abflug.
Und die einzige Chance die ihr habt, ist anzuhalten und zurück zu blicken,
euch zu fragen, wie ihr so handeln konntet.
Und ihr sollt erst dann weiter gehen, wenn ihr euch darüber im Klaren seid,
welcher Weg für euch und die anderen am besten ist.
Dann aber brecht auf.
Und dann hört ihr nicht auf die Stimme der Gewalt oder Selbstsucht,
sondern auf die Stimme der Vernunft und der Liebe,
durch die ich versuche, zu euch zu dringen.
Dann schafft ihr es auch umzukehren, wenn ihr euch verrannt habt.
Macht euch das zur Regel.
Haltet an.
Jeden Tag.“
„Aber wie...“, bringe ich gerade noch heraus,
aber Gott macht eine abwehrende Handbewegung und schickt mich raus und ruft: „Der Nächste bitte...“
Da stand ich nun und war nicht viel klüger als zuvor.
Anhalten.
Ist das der Rat, den Gott uns gibt?
Anhalten, um umzukehren?

Vielleicht anhalten wie die,
die sich zur Zeit viele Gedanken machen über ihre Kindheit im Krieg
und ihr Verhältnis zu ihren Eltern und versuchen daraus zu lernen
und wir mit ihnen, wie an zwei Abenden hier bei uns im Oktober.
Vielleicht anhalten wie Jesus es getan hat,
als er in einer grausamen und vom Militär und  Ausbeutung gezeichneten Welt zur selbstlosen Liebe aufrief, 
zu Frieden um jeden Preis und zum Vertrauen in die Fürsorge Gottes?
Vielleicht anhalten wie in diesen Tagen der Ökumenische Rat der Kirchen,
der auf seiner 10. Vollversammlung über alle Unterschiede hinweg bat: 
„Gott des Lebens, weise uns den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden“
und sich bewusst machte, dass sie alle den Weg durch eine kriegerische Welt und von Ungerechtigkeit gezeichnete Welt als Kirche Jesu Christi nur gemeinsam schaffen.
Vielleicht anhalten, wenn wir merken,
wie Wut über Verletzungen uns überkommt
und durchatmen und uns nicht hinreißen lassen.
Anhalten und denen zuhören und geduldig zu helfen versuchen,
die nicht alleine anhalten können
und sich verstricken in Hass und Gewalt
und ihr Leben versuchen durch Drogen und Alkohol  in den Griff zu bekommen.
Anhalten und mitleiden,
wenn Millionen von Menschen durch einen furchtbaren Sturm getötet oder obdachlos werden und dann genau zu wissen:
Das Mindeste ist, nicht in zynische Reden auszubrechen wie die FAZ
und eine Verbindung von Tornado und Treibhauseffekt zu leugnen, um der eigenen Beruhigung willen,
sondern als ersten Schritt das Sparschwein zu plündern und Geld zu schicken für das Nötigste und dann weiter hinsehen
und sich dann doch Gedanken zu machen über den nächsten Schritt zur Bewahrung der Schöpfung.
Vielleicht auch anhalten, wie wir es zur Zeit hier in der Gemeinde versuchen und zu überlegen,
was sind unsere Ziele,
wofür sind wir da als Kirche Jesu Christi
und wer sind unsere Verbündeten hier in dieser Stadt?
Anhalten, jeden Tag, jeder  und jede für sich,
und wenn es nur für ein paar Minuten ist,
anhalten und mich fragen:
Was ist das Gute in meinem Leben, was sehe ich an Schwierigem?
Was ist mein nächster Schritt?
Und bei diesen Fragen Gott nahe zu wissen.
Anhalten und immer wieder die Demut lernen, dass wir Menschen sind,
begrenzt in unserer Weitsicht und unserer Fähigkeit Frieden zu lernen und zu leben,
aber geliebt, immer noch geliebt und begleitet von Gott,
dessen Stimme uns durch einen anderen Propheten aufmunternd sagt:

Es ist dir doch  gesagt, Mensch, was gut ist, und was Gott von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.


Klein sind wir, nicht groß,
auch wenn wir uns ausgebreitet haben über die ganze Welt,
klein, aber oho, im Schlechten, aber auch im Guten.
Wollen wir wirklich von den Rechtsordnungen Gottes nichts mehr wissen,
wie Gott es durch den Propheten Jeremia beklagt?
Wir kennen sie, kennen sie genau,
die Gesetze des Lebens und der Liebe.
Halten wir gemeinsam an, immer wieder, und lassen sie uns auch gesagt sein.
Amen









Mittwoch, 6. November 2013

Sodom und Gomorrha – Zum 9. November 1938


Sodom und Gomorrha
Fragen zum 9. November 1939

Erzähler:       Vielleicht habt ihr schon von diesen beiden Städten gehört: Sodom und Gomorra. Schöne Städte sollen es gewesen sein, so schön, dass Lot, als er mit Abraham auf der Höhe stand und sich entscheiden sollte, statt der Steppe das saftige Grün der Jordanebene wählte, in dem die Städte funkelten wie Diamanten.
Lot ließ sich nieder in Sodom und lebte dort lange Jahre. Aber die Menschen dort waren böse und sündigten schwer, sagt die Bibel.
                        Worin genau ihre Bosheit bestand, wird zunächst nicht gesagt. Auch nicht, wie Lot, der Neffe Abrahams und ein gläubiger, rechtschaffener Mann, dort so lange unbehelligt leben konnte.
Frager 1:        Ist er den Leuten nicht aufgefallen? Richtete sich ihr Treiben nicht gegen ihn?
Frager 2:        Oder war das Böse nicht so offensichtlich, sondern entlud sich in einzelnen versteckten Bosheiten gegen einzelne Menschen und Lot konnte sich dort zu Hause fühlen?
Frager 1:        Oder hat Lot bis zu einem gewissen Grad mitgemacht, sich hineinziehen lassen und war dadurch so lange akzeptabel für die Leute?
Frager 2:        Oder war er so gut, dass er nicht in Versuchung kam, sondern klar und aufrecht sein eigenes Leben führte und sich so Respekt verschaffte?
Frager 1:        Vielleicht erinnerte ihn die Gegend auch an seine Heimat Ur, die er verlassen hatte, um mit Abraham in die Fremde zu ziehen auf Gottes Geheiß. Sicherlich war es angenehm, in einem Gebiet mit viel Wasser und Grün zu leben. Die Schafherden vermehrten sich von selbst unter solchen Bedingungen, man selber hatte sein Auskommen. Vielleicht verschloss Lot einfach die Augen vor allem anderen, solange es ging.
Erzähler:       Wie dem auch sei: Zwei Dinge sind sicher: Lot war in Sodom zu Hause und die Menschen der beiden Städte, der ganzen Gegend waren wirklich böse trotz des fruchtbaren Landes, trotz des schönen Lebens dort, so offensichtlich böse, dass das Klagen über ihre Bosheit zu Gott drang und Gott beschloss, die Städte dem Erdboden gleich zu machen.
Abraham rang Gott das Versprechen ab, von diesem Plan abzulassen, wenn dieser zehn gerechte Männer finden würde, die die Gebote achteten, den Fremdling ehrten, nicht Böse redeten über den Nächsten und sein Gut nicht begehrten. Aber die beiden Engel, die Gott in die Stadt sandte, fanden diese 10 Gerechten nicht.
                        Sie fanden nur Lot und der, als einziger in Sodom, erkannte sofort in ihnen die Boten Gottes und lud sie in sein Haus ein und bewirtete sie. Die Männer von Sodom aber hassten alle Fremden und fremd war jeder, der nicht in ihrem Sinn redete und handelte. Und so liefen sie am späten Abend zusammen vor Lots Haus und schrieen: „Gib die Männer heraus, die zu dir gekommen sind, wir wollen sie fertig machen.“
                        Aber Lot war das Gastrecht heilig. In seiner plötzlichen Angst um seine Gäste und wohl auch um sein eigenes Leben kam er auf den wenig rühmlichen Gedanken, ihnen seine beiden Töchter auszuliefern. Aber die Männer forderten seine Gäste und Lot, nachdem er sich von dem Schrecken erholt hatte, dachte, er kenne diese Männer von Sodom ja und er könne wohl vernünftig mit ihnen reden. Er ging hinaus vor sein Haus und schloss die Tür hinter sich und bat sie, das Gastrecht, das er den beiden gewährt hatte, nicht mit Füßen zu treten. Doch er blickte nur in hasserfüllte Gesichter und aufgerissene Münder, die ihn anschrien: „Du, was bildest du dir ein, Fremder? Willst du den Richter hier spielen?“
Und ihm wurde kalt, als er das sah und er kam sich vor, wie in einem Alptraum, wo alles, was Sicherheit und Ruhe bedeutete, weggewischt wird und nur noch ein schwankender Boden bleibt, der schräg ist und immer schräger wird, so dass kein Halten mehr ist und ein ganzes Leben ins Rutschen kommt. Und dann kamen sie näher und näher, seine Nachbarn mit den so fremden Gesichtern und legten Hand an ihn und bedrängten ihn und hätten ihn in ihrer blinden Wut wohl wirklich fertig gemacht, aber da öffnete sich hinter Lot die Tür und die Hand eines der beiden Engel erschien und zog ihn schnell herein und verschloss die Tür wieder. Und die Augen der Hasserfüllten wurden getrübt und sie fanden keine Tür mehr, als sie ums Haus herum gingen, so sehr sie auch suchten.
Frager 1:        Warum legten sie kein Feuer, um Lot heraus zu treiben?
Frager 2:        Vielleicht war ihre Bosheit so  groß noch nicht oder sie hatten Sorge, das Feuer könnte übergreifen auf ihre Häuser?
Frager 1:        Oder Gott hat hier seinen Gerechten geschützt vor dem Mob und ihn unangreifbar gemacht, wie es sich später viele von ihm gewünscht hätten, als sich der Mob gegen sie wandte.
Erzähler:       Die Engel jedenfalls zogen und zerrten Lot und seine Frau und seine Töchter noch in  derselben Nacht aus der Stadt. Mit viel Überredungskunst redeten sie ihnen den Glauben aus, das hier sei ihr Zuhause. Gott habe Mitleid mit ihnen, sagten sie, und sie sollten doch ins Gebirge gehen, da seien sie sicher. Aber Lot wollte nicht an einem so unwirtlichen Ort leben. Er wollte ein neues Zuhause und Gott gestattete ihm, in eine nahe gelegene Stadt mit Namen Zoar zu fliehen. Diese Stadt würde Gott schonen. Sie war klein und übersichtlich.
                        Und als sie dort waren ließ Gott eine Nacht lang Schwefel und Feuer auf die ganze Gegend regnen und alles, was dort lebte, starb. Lots Frau, gegen den Befehl der Engel, drehte sich nach Sodom und schaute zu und geriet in den grauenhaften Bann dieses Bildes und konnte sich nicht mehr rühren. Nie mehr.
                        Abraham aber, so erzählt die Bibel, blickte am nächsten Morgen von der Höhe hinab auf Sodom und Gomorra und sah nur noch Qualm, der von der Erde aufstieg wie von einem Schmelzofen.
Frager 1:        Hat Gott die Menschen gestraft oder verurteilt sich jede Stadt selbst zum Untergang, die Menschen in ihrer Mitte wie Fremde behandelt und sie ausstößt aus der Heimat oder bedrängt  oder gar ermordet und Gäste nicht willkommen heißt?
Erzähler:       Lot hat es nicht ausgehalten in Zoar, sein Vertrauen in das Zusammenleben der Menschen war erschüttert. Er ist doch ins Gebirge gezogen und hat dort mit seinen beiden Töchtern in Höhlen gehaust. Seine Frau war gestorben in jener Nacht. Sein Überleben war gesichert, aber sein Leben hatte er nicht retten können.
Frager 1:        Wie leben all die Menschen, die gezwungen werden, ihr Zuhause aufzugeben, weiter, mit ihrem Schmerz, mit ihrer Heimatlosigkeit? Die Menschen, die heute durch  Afrika ziehen, wieder einmal vertrieben aus ihren Dörfern, die Menschen damals hier in Berlin und anderen deutschen Städten und Gegenden, die dachten, sie gehörten hierher durch Geburt und Sprache und ihre Nachbarn wären Nachbarn und keine Feinde.
Frager 2:        Wie ist es ihnen ergangen, als sie dann in hasserfüllte Gesichter blickten, vor allem in jener Nacht vom 9. November 1938, vor 70 Jahren, als ihre Geschäfte, ihre Häuser, ihre Synagogen zu Bruch gingen, von Flammen verzehrt wurden?
Frager 1:        Waren sie die einzigen, denen das Zuhause plötzlich fremd wurde? Oder galt das auch für die, die zuschauten und sich nicht trauten, für die plötzlich bedrängten Nachbarn einzutreten? Wie konnten sie sich weiter zu Hause fühlen in einem Land, das das Lebensrecht anderer so offensichtlich mit Füßen trat? Wie konnten sie für dieses Land kämpfen, später im Krieg?
Frager 2:        Warum sind so viele der Betroffenen geblieben, trotz der Gefahr, die gerade am 9.November 1939 so deutlich zeigte, dass kein Haus seine Tür davor verschließen konnte?
Frager 1:        Weil ein Leben außerhalb dieses Landes, in dem sie immer mehr wie Fremde behandelt wurden, für sie nicht vorstellbar war?
Frager 2:        Weil es ihnen wie das unwirtliche Gebirge vorkam, in das Lot sich weigerte zu fliehen?
Frager 1:        Weil es keine kleine Stadt gab, die ihnen ein Zuhause geboten hätte, kein Haus, das sicher war und einladend?
Frager 2:        Wie hätte die kleine Stadt überhaupt aussehen müssen, in die die Menschen in Deutschland bereit gewesen wären zu fliehen?
Frager 1:        Warum brachten sich so viele von ihnen lieber selber um, in der Nacht vom 9. November 1939 bevor sie ihr Zuhause aufgaben?
Frager 2:        Warum war da kein Engel, der sie an der Hand nahm und herauszerrte zu ihrem eigenen Wohl?
Frager 1:        Könnten wir uns das vorstellen, unser Zuhause verlieren, wegziehen, ausgestoßen, mit Angst und Grauen auf die blicken, mit denen wir bisher zusammenlebten?
Frager 2:        Würden wir daran glauben, an den Untergang unserer Stadt, weil Menschen in ihr wie unliebsame Fremde, wie Feinde behandelt werden?
Erzähler:       Berlin wurde zusammengeschossen und zerbombt, damals. Jetzt steht es wieder. Und ob es bleibt, ob es sich lohnt in dieser Stadt zu leben, das liegt auch an uns. Und es liegt an uns, ob hier in unseren Gottesdiensten ein Ort ist, an dem Menschen sich zu Hause fühlen können, mit ihrem Glauben, mit ihren Träumen, mit ihren Fragen nach dem Warum?! , auf die es oft keine Antworten gibt und die dennoch gestellt und ausgehalten werden müssen,  damit sie sich die Gründe, sie zu stellen, nicht vermehren.
                        Dass dies hier ein solcher Ort, ein solches Zuhause ist und bleibt für uns, für die, die fragen, für die, die ausgestoßen wurden oder sich fremd fühlen, für die, die den Mund auf machen, wenn sie Unrecht begegnen, für die, die Angst davor haben und Freunde Freundinnen an ihrer Seite brauchen, für die, die Weg Jesu von Nazareth ein Vorbild ist, dass man es diesem Ort und seinen Menschen ansieht, dazu brauchen wir es, dass Gott mit seinem Geist mitten unter uns ist und uns die Augen öffne und Kraft schenke, damit wir unseren Teil dazu tun können. Darum bitten wir ihn.