Mittwoch, 16. April 2014

Gottesdienst zum Gründonnerstag 2014, u.a. zum Hungertuch von Miserior 2013/14


Gottesdienst am Gründonnerstag 2014
Grünes Dreieck
„Das Leben schmecken“
 (Gebete teilweise von Kristina Kühnbaum-Schmidt)

Chor: Johann Eccard "O, Lamm Gottes unschuldig"

Begrüßung/ Einleitung

Lied: EG 490 Der Tag ist um, die Nacht kehrt wieder

Psalm 111 im Wechsel
Halleluja!
Ich danke dem Herrn von ganzem Herzen.
     Groß sind die Werke des Herrn;
     wer sie erforscht, der hat Freude daran.
Was er tut, das ist herrlich und prächtig,
und seine Gerechtigkeit bleibt ewiglich.
     Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder,
     der gnädige und barmherzige Herr.
Er gibt Speise denen, die ihn fürchten;
er gedenkt ewig an seinen Bund.
     Er lässt verkündigen seine gewaltigen Taten seinem Volk,
     die Werke seiner Hände sind Wahrheit und Recht;
     alle seine Ordnungen sind beständig.
Sie stehen fest für immer und ewig;
sie sind recht und verlässlich.
     Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang.
     Klug sind alle, die danach tun.
     Sein Lob bleibet ewiglich.

 

Ehr sei dem Vater

Gebet

Lied: SJ 17 In einer fernen Zeit

Lesung/Meditation1: Lesung: Mk 14, 12- 15 Wo können wir essen?
Fr. Scharlach:      Und am ersten Tage der Ungesäuerten Brote, als man das Passalamm opferte, sprachen seine Jünger zu ihm:
Wo willst du, dass wir hingehen und das Passalamm bereiten, damit du es essen kannst?
Und er sandte zwei seiner Jünger und sprach zu ihnen:
Marlon:                Geht hin in die Stadt, und es wird euch ein Mensch begegnen, der trägt einen Krug mit Wasser; folgt ihm und wo er hineingeht, da sprecht zu dem Hausherrn:
Der Meister lässt dir sagen: Wo ist der Raum, in dem ich das Passalamm essen kann mit meinen Jüngern? Und er wird euch einen großes Obergemach zeigen, das mit Teppichen versehen und vorbereitet ist; dort richtet für uns zu.
Fr. Scharlach:      Und die Jünger gingen hin und kamen in die Stadt und fanden's, wie er ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Passalamm.


Wo können wir essen? Miteinander?
Wo ist ein Ort, an dem wir alle Platz haben?
Wo können wir feiern?
Sind das nicht Luxusfragen?
In  Israel, in Jerusalem ist die Armut sichtbar. Bettler halten die Hand auf, hungernde Waisenkinder treiben sich auf den Straßen herum.
Und Jesus ist selber arm.
Aber er will feiern. Und nicht irgendwo. Auch nicht irgendwie.
Ein Lamm muss es sein, das ist selbstverständlich.
Und schöne Teppiche, auf denen es sich gut um den Tisch sitzen oder liegen lässt, will der Messias auch.
Luxus für den Sohn Gottes.
Die Sehnsucht nach Luxus kennen wir auch.
Träume von dem großen Auto, dem Haus, von Urlaubszielen, die dreimal im Jahr ins weite Ausland führen, Träume, die sich auch bei uns für nicht allzu viele Menschen verwirklichen lassen.
Jesus dagegen besteht auf dem Luxus, der allen Juden am Passahfest offensteht oder offen stehen sollte.
Denn jeder Bewohner Jerusalems ist verpflichtet Fremden, die in der Stadt Pessach feiern wollen, einen Raum zu überlassen, wenn sie einen frei haben.
Sie dürfen dafür nur als Bezahlung ein Ziegenfell verlangen.
Die Jünger folgen den Wasserträgern.
Die versorgen die wasserarme Stadt und vor allem reiche Menschen, die sich diese Lieferung leisten können.
So gelangen sie zu dem Haus eines reichen Mannes.
Alles klappt, der Raum ist frei, von Bezahlung wird gar nicht gesprochen.
Wie der Gang durchs rote Meer, wie der reibungslose Aufbruch des Volkes Israel in der Passahnacht, so fügt sich auch hier alles wie von selber.
Gott ölt die Räder in Momenten, die ihm wichtig sind und gibt der Sehnsucht nach der Feier des Lebens recht.

Lied: SJ 128 Da wohnt ein Sehnen
Lesung/ Meditation 2: Lesung: Mk 14, 16.17/ Joh 10, 7-11 Durch Jesus das Leben schmecken (Saskia)
Ingrid:                  Und die Jünger gingen hin und kamen in die Stadt und fanden's, wie er ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Passalamm.Und am Abend kam er mit den Zwölfen.
Da sprach Jesus:
Saskia Peau:        Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen.
Wenn  jemand durch mich hineingeht, wird er selig werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden.
Ein Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und umzubringen. Ich bin gekommen, damit sie das Leben und die Fülle haben sollen.
Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.

Wo können wir essen? Wo können wir feiern? Das sind wichtige Fragen.
Gott hat nicht die protestantische Neigung zur Kargheit. Wenn es nach ihm ginge, wäre das Leben jeden Tag ein Fest. Die Fülle des Lebens ist für alle da.
Leider müssen viel zu viele Menschen auf dieser Welt fragen: Was können wir essen? Oder, wie auf dem Hungertuch, das ich Sie jetzt bitte in die Hand zu nehmen.:  Wieviel Brote habt ihr.. übrig?
Sie recken die Hände und betteln die Mächtigen, Reichen an, die die Plätze am Tisch besetzt halten, wie in dem unteren linken Bild des Hungertuches,
Ort und Art des Essens treten für diese hungernden Menschen zurück.
So selbstverständlich ein Fest einzufordern, wie Jesus das tut, käme keinem in den Sinn. Es geht ums nackte Überleben.
Eher bleiben sie stehen, wie im oberen Bild links.
Sie halten das Wenige, das sie haben.
Sie glauben nicht, dass sie an diesem Tisch Platz nehmen dürfen und zwei Fische für alle reichen.
Nur ein Kind kommt an den Tisch, nimmt vertrauensvoll Platz am Tisch des Lebens.
Jesus öffnet die Tür für alle.
Eine saftige Weide für die Schafe,  für alle Schafe, darunter macht er es nicht.
Die Menschen dürfen, sollen sich nach dem prallen Leben sehnen, sich danach sehnen mit anderen zu feiern, das Jetzt feiern, das Gott jedem Menschen öffnet oder öffnen will.
Gott lässt sich durch Wirtschaftsstrukturen, durch Gewalt, durch geschlossene Grenzen nicht mundtot machen. Er bietet dem Hunger und der damit verbundenen Gewalt auf der Welt die Stirn: Das geht nicht. Das darf nicht sein!
Der Moment des Lebens darf nicht vergiftet und nicht verhindert werden, alle haben daran teil, darauf kommt es ihm an.

Wo können wir miteinander essen, wo können wir miteinander feiern?
Das sind wichtige, lebenswichtige Fragen.
Denn sie legen den Blick auf die paradiesischen Zustände dieser Erde frei, die möglich wären, wenn wir allen diese Frage zugestehen und sie gemeinsam beantworten.
Die Kinder auf dem Hungertuch, im unteren Bild rechts feiern dieses Leben.
Anstelle der hungrigen Hände wird die Fülle der Erde in Form von Kornähren sichtbar.
Die Kinder schmecken das Leben.
Kein Überfluss wie auf dem Tisch der Reichen daneben ist zu sehen, aber sie sind zufrieden, gelöst, glücklich.
Der Tisch des Lebens ist ein Tisch für alle. Er hat genug für alle. Er ist gedacht für alle.
Volle Schüsseln, in Gemeinschaft genossen, voll unschuldigen Vertrauens, das Kindern eigen ist:
Ich bin da und bin erwünscht.
Für mich wird gesorgt.
Die Sonne scheint, Gott blickt lächelnd auf uns herab und freut sich an diesem Moment der Fülle.
Dazu ist Jesus gekommen, für diese unverletzten Momente des Glücks.
Dafür setzt er sein Leben ein.
So viele halten die Trennung der Tische für unüberwindbar. Er nicht. Er kommt als Befreier für die, die ein Gespür haben für die Wege, zu denen Gottes Liebe uns einlädt.
Jesus hält diese Momente für möglich. Er hält ein Reich für möglich, in denen diese Momente normal sind: Wir teilen und feiern miteinander. Jetzt.
Jesus öffnet unsere Augen für die offene Tür, die wir gerne übersehen, weil wir uns an unseren Tischen festklammern und die falschen Fragen stellen: Wird es uns weiter gut gehen? Werden wir unseren Standart halten oder erhöhen können?
Keine Fragen, die jenseits der offenen Tür irgendeine Rolle spielen.
Strahlen der Liebe und der Gemeinschaft leuchten uns aus dieser Tür entgegen, die Leichtigkeit ders Gebens und Nehmens auf saftigen Weiden.
Wo können wir essen, wo können wir gemeinsam feiern? Diese Frage ist jenseits der Tür erlaubt und geboten.
Eine Frage, die wir stellen sollten, für uns und für die, die sie nicht wagen zu stellen.

Lied: EG 268 Strahlen brechen viele
Lesung/Meditation 3: Mk 14, 18-21 Geschmacksverirrung/ Verrat des Judas (Marlon)

Marlon:                Und als sie bei Tisch waren und aßen, sprach Jesus:
H. Kuntzsch:       Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch, der mit mir isst, wird mich verraten.
Marlon:                Und sie wurden traurig und fragten ihn, einer nach dem andern: Bin ich's?
Er aber sprach zu ihnen:
H. Kuntzsch:       Einer von den Zwölfen, der mit mir seinen Bissen in die Schüssel taucht.
Der Menschensohn geht zwar hin, wie von ihm geschrieben steht; weh aber dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird! Es wäre für diesen Menschen besser, wenn er nie geboren wäre.

Die Tür ist offen, aber sie kann jederzeit geschlossen werden.
Es reicht, dass eines der Kinder auf dem Tisch dem anderen die Schüssel wegnimmt und damit die Gemeinschaft verweigert. So wie das Bild die zufriedenen Kinder zeigt, ist das eigentlich unvorstellbar. Aber es passiert immer wieder. Und keiner ist davor gefeit.
Einer von euch wird mich verraten. Alles hat diese Feier, was sie braucht, Raum, Teppich, Lamm, Wein, vertraute Freunde, Zeit. Wo können wir feiern? Diese Frage wurde befriedigend beantwortet an diesem Tag.
Und doch ist einer, der die offene Tür nicht sieht oder nicht sehen will.
Der Geschmack des Lebens mit Jesus lag ihm nicht so nachhaltig auf der Zunge, dass er andere Geschmacksverführungen abwehren konnte, den Geschmack der Wut etwa oder auch der Ohnmacht, den Geschmack der Angst vielleicht oder den Wunsch nach einer revolutionären Veränderung und dem Sturz der Römer durch Gewalt.
Was immer Judas zu seinem Verrat bewogen haben mag, es wird deutlich:  
Das Licht, dass durch Jesus durch die geöffnete Tür fällt, reicht ihm nicht.
Er will anderes, er will mehr, er handelt alleine, ohne mit den anderen zu reden.
Er behält seine Fragen für sich und beantwortet sie auf seine Weise.
Und damit läuft Judas in die Falle. Er gibt den Grenzen und der Enge recht, die uns immer wieder mundtot machen und verhindern, dass wir laut für uns und alle fragen: Wo sollen wir essen, wo können wir alle feiern, in Frieden, in Gerechtigkeit?
Lied: SJ 38 Meine engen Grenzen

Lesung/Meditation 4: Mk 14, 22-26 Trotz allem: Essen und Trinken, das Leben feiern

Fr. Scharlach:      Und als sie aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach's und gab's ihnen und sprach:
Ingrid:                  Nehmet; das ist mein Leib.
F.r Scharlach:      Und er nahm den Kelch, dankte und gab ihnen den; und sie tranken alle daraus. Und er sprach zu ihnen:
Ingrid:                  Das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird. Wahrlich, ich sage euch, dass ich nicht mehr trinken werde vom Gewächs des Weinstocks bis an den Tag, an dem ich aufs Neue davon trinke im Reich Gottes.
Fr. Scharlach:      Und als sie den Lobgesang gesungen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg.

Wo sollen wir essen? Wo können wir feiern?
Gott stellt mit uns diese Fragen. Er setzt sich mit uns zu Tisch und öffnet unsere Augen für die Fülle und die Grenzen, die diese Fülle immer wieder beschneiden, vergiften, verhöhnen.
Wir haben keine Wahl, wenn wir die Tür nicht zuschlagen wollen, keine Wahl, als diese Fragen immer wieder zu stellen.
Gott ist sich der Verletzlichkeit seines Lebens bewusst. Und dennoch lädt er uns ein zur Feier der Gemeinschaft im Angesicht von Verrat und Zweifel.
Es kostet Mut, das Abendmahl zu feiern. Das ist, glaube ich keinem von uns wirklich bewusst.
Wir feiern es als persönliche Stärkung, wir feiern Gottes Nähe und unsere Gemeinschaft.
Aber wir teilen im Abendmahl auch den Traum Gottes, wie ihn das Buch der Offenbarung im 7. Kapitel  schildert, den Traum einer Welt, in der die Menschen  nicht mehr hungern noch dürsten; es wird auch nicht auf ihnen lasten die Sonne oder irgendeine Hitze;  denn das Lamm mitten auf dem Thron wird sie weiden und leiten zu den Quellen des lebendigen Wassers, und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen.
Die Kinder auf dem Bild sitzen in der Sonne und teilen das, was ihnen geschenkt ist. Jeder hat seine Schüssel und löffelt zufrieden vor sich hin. Zuwendung und Gespräch sind möglich, ein Lächeln über den Tellerrand. So wenig das zu sein scheint. Das ist es. Das reicht. Das ist ein Traum vom Leben, der für viele in dieser Welt unerreichbar bleibt.
Dieser Traum kann wahr werden, wird wahr immer dann, wenn wir uns wie Jesus im Bild oben rechts  mit den Fragenden und Suchenden und Leidenden an einen Tisch setzen.
Die sanften Gesten eines Jesus von Nazareth, die sagen: Hier ist das Brot, hier ist der Wein, alles ist da, Geschenk des lebendigen Gottes, diese Sanftheit provoziert, wenn sie auf die Gewalt des Geldes und unserer Lebensgewohnheiten stößt. So einer will sich in der Welt niederlassen und feiern? So einer behauptet, die Tür zum Leben zu sein?
Wer hat den Mut, seine Ohren für diese Zukunft zu öffnen?  Wer lässt sich einladen von diesem Hirten, der es auf sich genommen hat, das Sprachrohr für die Klage und Angst der Unterdrückten zu sein und gleichzeitig Halt und Kraft und das Brot, das den Hunger stillt nach dem Fest des Lebens? Wer leistet sich den Luxus diesem Traum vom Leben zu folgen und mit Jesus zu fragen: Wo können wir feiern?

Lied: SJ 52 Du bist das Leben
Jesus lädt uns ein, das Mahl mit ihm zu teilen und ihm zu begegnen in Brot und Saft der Trauben.
Der Tisch mit Brot und Wein,
den Gaben aus Himmel und Erde:
es ist der Tisch der Verbundenheit mit Christus,
es ist der Tisch der Verbundenheit
mit allen, die Leid tragen
mit allen, die sich sehnen nach Frieden und Gerechtigkeit,
mit allen unseren Schwestern und Brüdern in der ganzen Welt.
Es ist der Tisch der Hoffnung auf Gottes kommende Welt,
wenn alle Menschen zusammensitzen –
in Frieden und Eintracht.
An diesem Tisch feiern wir Gottes Mahl,
In der Vielgestalt der Kinder Gottes,
in der Verschiedenheit der Nachfolge Jesu,
feiern wir sein Mahl als Mahl des Friedens,
feiern seinen Mut auf Gottes Traum vom Frieden zu hören
und lassen ihn lebendig werden in dem alten Gruß: Friede sei mit dir.
Friedensgruß
Lied: SJ 177: Ubi caritas
Pfarrerin:
Wir danken dir, Gott,
für deinen Sohn, Jesus von Nazareth,
der uns verwandelt,
der Himmel und Erde verbindet,
der sein Leben für uns austeilt,
der sich uns gibt
in Brot und Wein.
An jenem Abend, als er verraten wurde...
Einsetzungsworte
Vater Unser
Agnus dei
Austeilung / Chor: Guillaume Du Fay "Vexilla regis"
Jesus Christus spricht: Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.
Lied: EG 96, 1.3.4. Du schöner Lebensbaum des Paradieses
Lesung Meditation 5: Lesung Mk 14, 32-36: Vom Fest in die Dunkelheit „Wachet und betet“

Ingrid:                  Und sie kamen zu einem Garten mit Namen Gethsemane. Und er sprach zu seinen Jüngern: Setzt euch hierher, bis ich gebetet habe. Und er nahm mit sich Petrus und Jakobus und Johannes und fing an zu zittern und zu zagen und sprach zu ihnen:
Fr. Scharlach:      Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibt hier und wachet!
Ingrid:                  Und er ging ein wenig weiter, warf sich auf die Erde und betete, dass, wenn es möglich wäre, die Stunde an ihm vorüberginge, und sprach:
Fr. Scharlach: :    Abba, mein Vater, alles ist dir möglich; nimm diesen Kelch von mir; doch nicht, was ich will, sondern was du willst!

Das Fest ist aus, die Stimmen verstummt.
Mit der Frage nach Gottes Willen ist Jesus allein.
Alle anderen schlafen, wie wir wissen.
Was für ein Vertrauen!
Und welche Einsamkeit für den, der auf Gottes Führung sein Leben aufbaut.
Jesus bleibt auf seinem Weg, damit das Fest nicht endet, damit die Fragen nach dem Leben nicht enden.
Er hat mit Gott gerungen, er hat nach einem anderen, leichteren Weg gesucht.
Ich glaube nicht, dass er ganz vor einer drastischen Lösung im Sinne des Judas gefeit war.
Aber Jesus hat vom Leben gekostet, dem Zauber der Liebe, der Freiheit des Gerechtigkeit und dem Glück der Heilung. Auf die Frage: „Wo können wir feiern?“ hat er klar und deutlich geantwortet: Miteinander, mit deinem Nächsten, verschwenderisch und liebevoll.
Und als er Gott gefragt hat, ob das sein Ernst ist, dass er so bedingungslos bei dem Traum des Lebens bleiben soll, da hat Gott „Ja!“ gesagt und ihn mit diesem Ja auf seinen Weg geschickt, ihn und uns. Amen

Lied: EG 361 Befiel du deiner Wege, 1.2.6.12
Fürbitte (mit Liedzeile: Wachet und betet) EG 789.2
Guter Gott, Gastgeber des Lebens,
Wir leben von deiner Freundlichkeit,
von der Fülle deiner Gaben,
von der Kraft deiner Liebe,
die unser Leben zu einem Fest werden lässt.
Wir haben das Brot und den Saft der Trauben empfangen.
Lass sie für uns das Zeichen sein,
dass du uns nahe bist,
dass wir deine Menschen sind –
von dir genäht, von dir gestärkt, von dir geliebt,
eingeladen in das Fest des Lebens.
Liedvers: Bleibet hier

Nicht eine  Irrfahrt
Ist das Leben;
Einkehr und Heimweg ist es
durch dich, Gott,
Du hast bei Jesus ausgehalten hat
in Not und Verzweiflung.
Du bist auch bei uns und allen, die dich brauchen,
und hältst aus, und wachst
und hältst lebendig die Frage nach dem Leben
und den Mut, sie zu stellen.

Liedvers: Bleibet hier
Wir bringen vor dich,
in der Stille dieses Abends,
alle die uns am Herzen liegen,
alle Menschen, die unser Wachen und Beten brauchen,
in denen Jesus uns begegnet.

Liedvers: Bleibet hier
Gott, bleibe bei uns, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneiget. 
Amen.


Segen
So geht nun hinaus in diese Nacht,
die Nacht der größten Einsamkeit,
die Nacht aber auch des größten Gottvertrauens.
Geht hinaus in diese Nacht,
gestärkt vom Mahl Christi
und getragen von seinem Segen.

Gott segne dich und behüte dich.
Gott lasse leuchten sein Angesicht über dir und sei dir gnädig.
Gott erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir seinen Frieden.

Wachet und betet singen und dabei rausgehen.


Samstag, 5. April 2014

Hebr 13, 12-14 Jesus und Sixto Rodriguez – Leben draußen vor dem Tor (Judika 2014)


Jesus und Sixto Rodriguez – Leben draußen vor dem Tor
Judika 2014

Predigttext Hebr. 13, 12-14
Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor.
Lasst uns also zu ihm vor das Lager hinausziehen und seine Schmach auf uns nehmen.
Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.

Draußen vor dem Tor.
Das ist kein schönes Ausflugsziel, raus aus der Stadt aufs Land,
etwa mit dem Fahrrad durch  blühende Wiesen fahren.
Draußen vor dem Tor endet das gesicherte Leben.
In den Mauern der Stadt wurde eine Entscheidung gefällt und in der Folge davon ein Mensch nach draußen geschickt.
Mit einem Kreuz auf dem Rücken.
Draußen vor dem Tor leidet und stirbt ein Mensch.
Vor den Toren der Stadt Jerusalem.
Auf einem Hügel namens Golgatha.
Das ist kein schöner Anblick, wir kennen ihn aus vielen Darstellungen.
Draußen vor dem Tor leiden?
Welchen Sinn macht das?

Detroit, 1968.
Ein junger Mann lebt mehr oder weniger auf der Straße.
Er arbeitet beim Bau, engagiert sich sozial und spielt und singt eigene Lieder, mit Texten, die wiedergeben, was er tagtäglich sieht,
die Ödnis und die Kälte der Straße,
die Armut der Menschen,
der sinnlose Tod der Vietnamkämpfer,
Kinder ohne Perspektive.
Er besingt den sugar man, der den Menschen in seinem Stadtteil Drogen bringt.
Sie sind müde von dem, was sie tagtäglich sehen.

Sie versuchen zu vergessen, dass das Leben in der Stadt sie am Rand liegen lässt.
Draußen vor dem Tor leben, nicht in den Zentralen der Macht oder des wirtschaftlichen Erfolges –
daran hält der junge Mann fest.
Er wundert sich in seinen Texten und seiner Musik immer wieder, warum das sein muss, diese Ungerechtigkeit,
Aber er betäubt sich nicht, um dieser Frage zu entgehen, wie viele andere in seiner Gegend.
In einer verrauchten Bar fallen er und seine Gitarre einem Agenten auf.
Der erkennt, dass dieser junge Mann außergewöhnliches Talent hat:
In Musik und Texten um Klassen besser als Bob Dylan, meint er.
Für Sixto Rodrigues, so heißt der Sänger, kommt der Moment,
den viele junge Menschen auch heute erträumen:
Er wird entdeckt, er produziert eine Platte und erhält begeisterte Kritiken von Kennern und:
Kein Mensch kauft die Platte.
Kein Mensch kennt seinen Namen in den USA.
1970 nimmt er wieder Abstand vom Showgeschäft und nimmt sein Leben wieder auf, draußen vor dem Tor.
Er spielt weiter, komponiert, studiert Philosophie und arbeitet weiter auf dem Bau.
Er gründet eine Familie,
haust in Wohnwagen, einfachen Wohnungen, die gerade mal Matratzen haben.
Armut, sagt seine Tochter später, gehörte immer dazu.
Eine Schmach, so zu leben, so abseits des Erfolges und der Sicherheit?
Ein vergeudetes Leben eines großen Talentes?
Der Sänger des sugar man auf sich selber zurückgeworfen?
Hören wir ihm zu.

Lied: Sugar man

Galiläa, im Jahr 30
Ein junger Mann namens Jesus wandert durch Galiläa.
Er hat als Zimmermann auf den Baustellen der Römer gearbeitet.

Er gehört zu denen, denen das Herz brennt,
wenn er die Gewalt der Besatzer sieht,
die Armut in den Dörfern und auf den Straßen,
das Leid verwaister Kinder.
Aber er lässt sich davon nicht betäuben.
Er gibt sich weder dem Hass hin, noch der Lethargie der Armen.
Die Poesie seines hoffnungsvollen Glaubens bleibt.
Humorvoll und liebevoll erzählt er Geschichten,
über verrückte Bauern, die sinnlos ihr Saatgut verstreuen,
über Söhne, die ihr Geld verschleudern und doch wiederkommen dürfen,
über Hirten, die nachts einem verlorenen Schaf nachrennen.
Die Menschen erkennen, dass das Geschichten für ihr Leben sind,
Hoffnungsgeschichten voller Poesie und Leichtigkeit und Klarheit,
in denen sie das Lächeln und die Kraft Gottes streift.
Menschen stehen auf und gehen mit.
Sie verändern ihr Leben, werden mehr, immer mehr.
Geld spielt keine Rolle,
Besitz und die  Gewalt, ihn zu erhalten, lehnt Jesus ab.
Er will unbestechlich, vertrauensvoll unterwegs bleiben,
sich nicht niederlassen in der Stadt.
Er gehört draußen vor das Tor zu denen, die das Leben der anderen an den Rand gespült hat.
Gott will es anders, sagt er ihnen,
nichts bleibt so, wie es ist.
Dass ihm viele das glauben, ist ein Wunder.
Denn das Leben ist hart und die Römer haben Wunder eigentlich vom Programm gestrichen.

Südafrika, in den 70er Jahren.
Die Apartheit ist auf der Höhe ihrer destruktiven Kraft.  
Nelson Mandela sitzt schon über 10 Jahre im Gefängnis.
Die Gewalt der Regierung lähmt alle, vor allem schwarze, aber auch weiße Südafrikaner.
Ein Band mit Liedern von Rodriguez kommt auf ungeklärtem Weg ins Land.
Seine Lieder werden gehört und verstanden.
Die Südafrikaner erkennen ihr Leiden in diesen Liedern und auch den Protest dagegen.
Schnell machen Kopien dieses ersten Bandes die Runde.
Bald singt vom Kind bis zur Großmutter, singen alle Lieder von Rodriguez.
Die Lieder geben vor allem den Jugendlichen den ersten Anstoß aufzustehen gegen das Unrecht der Apartheid.
Sie hören die Musik von den Straßen in Detroit,
sie sehen und fühlen das, was nicht sein darf, wie Rodriguez,
und singen die Lieder gegen das establishment.
Rodriguez wird bekannter in Südafrika als die Stones oder Elvis Presley.

Er selber hat keine Ahnung von seiner Wirkung.
Ohne you tube ohne Internet war ein Mensch nicht so leicht zu finden wie heute.
Für die Menschen in Südafrika bleibt Rodriguez jahrzehntelang ein Geheimnis.
Er sei tot, heißt es schließlich, habe sich auf der Bühne umgebracht.
1996, knapp 20 Jahre später, will ein Journalist eine story über seinen Tod schreiben.
Er untersucht seine Texte, findet einen Hinweis auf Detroit und schließlich einen lebenden Rodriguez.
Rodriguez wird nach Südafrika eingeladen.
30 000 Menschen schreien und jubeln ihm beim ersten Konzert 10 Minuten lang ununterbrochen zu und singen dann mit ihm seine Lieder,
feiern die Freiheit und ihren langen Kampf, der mit ihm begonnen hatte.
Endlich der Durchbruch für Rodriguez?

Jerusalem, am Tag vor dem Passahfest
Der Mann aus Galiläa hat sich herumgesprochen.
Er ist ein Geheimtip.
Man weiß nicht, wie er aussieht, aber einige haben ihn gesehen.
Man hat ihn noch nicht gesprochen,
aber seine Worte und Geschichten wurden weiter erzählt.
Man hat seine Wunder nicht erlebt, aber andere schon.
Sie berichten von dem Neuanfang in ihrem Leben als geheilte und von seelischer Last befreite Menschen.
Er kommt zum Passahfest nach Jerusalem, der Schaltzentrale der Macht,
und die Menschen strömen herbei und jubeln ihm zu.
Die Gewalt der Soldaten wird buchstäblich an den Rand der Straße gedrängt.
Die Straße gehört dem Volk.
Es feiert seine große Hoffnung auf ein Ende dieser Gewalt.
Einen Tag lang, ein paar Stunden vielleicht.
Endlich der Durchbruch für Jesus?

Heute in Detroit
Rodriguez hat nie Geld für seine Platten bekommen, nie einen weiteren Vertrag abschließen können.
An der Verbreitung seiner Musik verdienten und verdienen andere.
Er bleibt trotz seines Erfolges vor dem Tor,  arbeitet auf dem Bau
und gibt das Geld für die Konzerte seinen Kindern und denen, die es brauchten.
Ein Weiser, ein besonderer Mensch ist er.
Er hält es aus draußen vor dem Tor, weil er dorthin gehört.
Dort ist er mit seinem Talent wichtig ist für all die, die mit ihm dort leben.
Nur dort kann er sich laut wundern über diese Schmach, die viele erdulden müssen.
Und er ist ein Weiser, der dabei heiter bleibt und die zarte Pflanze seines Mitgefühls und seiner Poesie pflegt und singt.
Das ist ein Durchbruch für die Menschlichkeit jenseits der Gier nach Reichtum und Erfolg,
ein Durchbruch, der ganz im Sinne Jesu gewesen wäre,
ein Durchbruch für den Blick auf die am Rand lebenden Menschen,
auf die kaum ein wirklich anteilnehmender Blick fällt von denen,
die auf der Straße an ihnen vorbei hasten. 

Jerusalem, am Tag nach dem Passahfest
Draußen vor dem Tor leidet ein Mensch.
Und stirbt.
Er erlebt nicht mehr, wie aus seinem Tod heraus Leben entsteht,
jedenfalls nicht als Mensch wie du und ich.
Aber es folgt ein Durchbruch, mit dem niemand gerechnet hat,
damals draußen vor dem Tor am Kreuz.
Leben entsteht seinen Worten und Taten,
aus seinem heiteren Vertrauen in die Liebe Gottes,
Aus dem Leben wird eine Bewegung, eine Kirche, die die Welt erobert.
Sicher nicht immer in seinem Sinn.
Aber nach wie vor sind sie da, sind wir da,
die sich mit ihm wundern, warum die Welt so ist wie sie ist. 
Und lassen uns sagen, auffordern vom Hebrbrief:
Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern sind auf dem Weg in eine zukünftige.
Wir lassen uns nicht nieder, bleiben unterwegs.
Wir machen die Augen auf und sehen die Menschen auf der Straße an,
wundern uns über die Einsamkeit in ihren Augen,
über den Hass in ihren Worten,
über die vielen gescheiterten Pläne, die an der Realität zerbrechen
und manchmal sogar auf einer Bank im Park enden.
Wir wundern uns und lassen uns zu Herzen gehen,
wie sehr man den Verlockungen des sugar man erliegen kann, schon in jungen Jahren.
Wundert euch, sagt uns der Hebrbrief,
sagen uns Menschen wie Jesus und Rodriguez,
wundert euch über das was so selbstverständlich ist und nicht gut ist.
Traut euch, euch dieses Wundern zu Herzen gehen zu lassen,
 auch wenn es schmerzt und euer Leben immer wieder in Frage stellt,
wundert euch und stellt eure Talente in den Dienst dieses Wunderns.
Wundern wir uns mit Rodriguez und dem Lied,
mit dem die Menschen damals in Südafrika die Regierung mit ihrem Wundern über die selbstverständliche Ungerechtigkeit konfrontiert haben:
Lied: I wonder

Heute, bei uns?
Denkst du dein Leben wäre als Star besser verlaufen, wird Rodriguez nach dem Erscheinen des Films gefragt?
Was vermutlich soviel heißt, wie:
Haderst du damit, dass du so lange draußen vor dem Tor und in Armut gelebt hast?
Rodriguez zögert, denkt nach, lächelt und sagt:
Darauf habe ich keine Antwort.
Was vermutlich die beste Antwort ist, die man auf eine solche Frage geben kann.

Einfach draußen vor dem Tor unser Bestes geben,
der Stadt und den Menschen
und das Urteil über Sinn und Unsinn, über Schmach und Erfolg
Gott überlassen  
Vermutlich erleben wir dann immer wieder einen der Durchbrüche,
auf die Gott wartet und zu denen er uns einlädt.
Und vermutlich werden wir dann glücklich.
Amen