Dienstag, 7. Juli 2015

Sommerabschluss: Mit dem Mond in das Land der Träume Anspiel


Mondnacht

Mensch 1:           Ein schöner Spaziergang, oder?
Mensch 2:            Ja, in der Nacht durch die Stadt gehen ist schön.
Mensch 1:            Alles sieht anders aus.
Mensch 2:            Als ob ein Geheimnis an jeder Ecke wartet.
Mensch 1:            Als ob Träume darauf warten, aufzuwachen.
Mensch 2:            Wir werden ja ganz poetisch.
Mensch1:             Kein Wunder. Schau mal, der Mond!
(Mond steht auf den Altarstufen oben ohne sich zu bewegen)
Mensch 2:            Rund und voll.
Mensch 1:            Er ist so hell und klar. Da können sicher viele nicht schlafen.
Mensch 2:            Komm, wir schauen mal durch das Fenster hier.
Mensch 1:            Da liegt eine und dreht sich hin und her.
Mensch 2:            Die kann auch nicht schlafen.
Mensch 1:            Sollen wir ihr was singen, damit sie in ihre Träume findet?
Mensch 2:            Ich kann nicht singen.
Mensch 1:            Warte, ich habe hier was auf mein Handy runtergeladen.
(setzen sich, schlafen selber bei dem Lied ein)

Solo:                   Lullaby 
Clara                    Sollte das ein Schlaflied sein? Mich hat es nun ganz wach gemacht. Ach, ich sehne mich so nach Weite und Abenteuer.
(schaut sich um)
Mama möchte, dass ich mein Zimmer aufräume und morgen früh aufstehe. Damit ich in den Ferien nicht verwahrlose, sagt sie. Blödsinn. Ferien sind dazu da, dass ich endlich mal tun kann, was ich will. In den Tag hineinleben oder auch in die Nacht. Und diese Nacht ist doch sicher nicht zum Schlafen da, wenn der Mond so hell scheint.
(steht auf, stellt sich ans imaginäre Fenster, verträumt)
Der Mond, der Mond, da möchte ich gerne einmal hin. Auf die Erde schauen, weit im Weltall schweben. Oder auf einem Mondstrahl reisen. Wie der kleine Häwelmann.  Durch die ganze Welt in meinem Bett fahren. In Traumwelten.
Wie war das doch? Leuchte alter Mond leuchte? (Pause, energischer) Leuchte, alter Mond, leuchte!
Mond:                  (bewegt sich und tritt zu ihr) Wenn du denkst, ich lass mir diesen Ton noch einmal bieten, hast du dich getäuscht. Der kleine Häwelmann, dem war es nicht genug durch die Stadt zu rollen. Den musste ich in die Stadt bringen und als es ihm zu langweilig war, in den Wald begleiten, und dann auch noch in den Himmel. Da hat er mir die ganzen Sterne durcheinander gebracht und ist mir zuletzt noch über die Nase gerollt. Und die ganze Zeit hat er „Alter“ zu mir gesagt, alter Mond.
Clara:                   Entschuldige.
Mond:                  Was willst du?
Clara:                   Durch die Welt reisen, vielleicht auch in die Träume der Menschen hineinsehen.
Mond:                  Das würde ich dir nicht raten.
Clara:                   In die schönen Träume. In die Träume von einem schönen Leben.
Mond:                  Hm.
Clara:                   Und fliegen, ich will fliegen können!
Mond:                  Dazu musst du mich erst überreden und das geht mit einem einfachen „Ich will“ nicht.
Clara;                   Wie denn?
Mond:                  Du musst mein Herz erweichen.
Clara:                   Seit wann hat der Mond ein Herz?
Mond:                  Wie bitte?
Clara:                   Schon gut. Ich weiß nur nicht, wie ich das mit deinem Herzen hinkriegen soll.
Mond:                  Du musst deine Sehnsucht spüren, damit du bereit bist, ihr zu folgen.
Clara:                   Meine Sehnsucht spüren?  Ich finde das richtig peinlich, was du da gerade abziehst.
Mond:                  Tja, ich bin nichts für Menschen, die nicht mal abheben können und denen alles peinlich ist.
Clara:                   Ja, ja. Sei nicht so empfindlich.
Mond:                  Ich bin der Meister der Träume und ich kenne mein Geschäft und weiß, was da nötig ist, klar?
Clara:                   Ist ja gut. Was soll ich tun?
Mond:                  Konzentriere dich einfach auf deinen Wunsch, auf deinen Traum
Clara:                   (setzt sich, schließt die Augen) Fliegen will ich, zum Mond fliegen, flieg mich zum Mond, dass ich mit den Sternen spielen, flieg mich, flieg mich...

Solo:                   Fly me to the moon        
(nach Worten „hold my hand“ nimmt der Mond Clara bei der Hand und führt sie los, evt. auch mit Tanzen....)

Mond:                  War’s schön, das Fliegen?
Clara:                   Großartig, wunderbar. Und jetzt?
Mond:                  Jetzt sammeln wir Träume.
Clara                    Die guten.
Mond:                  Ja doch.  (Gehen durch die Gemeinde und sammeln Träume ein, greifen dabei über die Köpfe der Leute und tun sie in einen Korb.)
Mond:                  Komm, setzen wir uns. (Bank mit gelbem Tuch)
Clara:                   Wo sind wir hier?
Mond:                  Im Himmel, in der Weite, die ist nötig, damit Träume sich ausbreiten können.
Clara:                   (zeigt auf die Bank) Das sieht aber nicht stabil aus.
Mond:                  Das ist ein Bordstein der Milchstraße. Vertrau mir und setz dich. (setzen sich, Clara sehr vorsichtig) Schauen wir mal, was wir da haben. (greift in den Korb und holt den ersten Traum heraus (Silberpapie ro.ä. ) und wirft ihn in die Luft)
Traum 1:              (kommt mit Bademantel und Schirm) Hach, ein Sandstrand, warme Luft, warmes Meer, in das ich eintauchen kann. Alles loswerden, was mich bedrückt. Freie Zeit, die nur mir gehört. (geht ab)
Clara:                   Der Traum gefällt mir.
Mond:                  Dachte ich mir. Der nächste.
Traum 2:              (kommt mit einem großen Glas Nutella und einem Buch)  Ein Glas Nutella für mich ganz alleine. Und ich kann mich damit einfach ins Bett legen und lesen und das Glas dabei leer essen.
Clara:                   Auch nicht schlecht. Was die Leute so in der Kirche träumen.
Mond:                  Ich wundere mich auch. (hält ihr den Korb hin)  Hier greif du mal rein. (Clara tut es)
Traum 3:              (Kommt mit einer Gitarre) Ich will Musik machen, die die Herzen erreicht. Meine Stimme soll den Himmel und die Erde füllen, wunderbare Melodien will ich mir ausdenken und wie Eric Clapton Gitarre spielen.
Clara:                   Ganz schön selbstbewusster Traum.
Mond:                  Tja, beim Träumen trauen sich die Menschen eben viel mehr zu als beim Wachen. (greift den nächsten Traum)
Traum 3:              (kommt auf hohen Schuhen, mit kurzem Rock)  Ich will die Laufstege erobern und trotzdem weiter Schokolade essen. Ich werde das Model der Zukunft, kompakt und schön! 
Clara:                   Vergiss es. Das setzt sich doch nie durch.
Mond:                  Clara! Wir sind im Land der Träume. Flieg mit ihnen mit, sonst sitzt du hier nicht lange.
Clara:                   Sorry. (zeigt auf den Korb) Darf ich?
Mond:                  Bitte. (Clara wirft Traum)
Traum 4:              (kommt mit einem Bild von Haus, Familie und Geldsack) Ich will glücklich werden, in einem Haus, mit meiner Familie und genügend Geld zu leben.
Mond:                  Ein sehr häufiger Traum.
Clara:                   Ich finde den schön. Träume ich auch ab und zu.
Mond:                  Kindchen, du musst erst mal in die Welt hinaus. Ans Häuserbauen kannst du später denken. (wirft den nächsten)
Traum 5:              (kommt im Arztkittel) Ich will Arzt werden und ein Mittel gegen den Hass erfinden. Dass alle Menschen friedlich sind und sich nicht mehr töten oder schlagen, dass sich ihre Herzen öffnen und sie teilen.
Clara:                   (zweifelnd) Also...
Mond:                  Clara! (Clara hebt begütigend die Hände, wirft den nächsten Traum hoch)
Traum 5:              (kommt mit einem roten Herzen) Ich träume davon, dass er mich liebt, er der Einzige und Wahre, der tolle Junge aus der 10. Klasse. Eines Tages kommt er auf dem Schulhof zu mir und fragt „Hey, Kino heute Abend?“ und ich sage „Ja“ und dann fragt er: „Soll ich dich abholen?“ und ich sage „Ja!“ und dann holt er mich ab und wir fahren U-Bahn und dann reden wir und mir fallen lauter witzige Sachen ein und er ist total begeistert von mir und dann gehen wir ins Kino und er kauft Popcorn für uns beide und hält dann meine Hand im Film und danach fahren wir nicht mit der U-Bahn, sondern laufen durch die Stadt, und reden und lachen und er legt seinen Arm um mich und dann..
Mond:                  Reicht. Ein sehr redseliger Traum. Nächster.
Traum 6:              Ich träume von einer Küsterei ohne Wasserfleck. Mit neuen Möbeln und neuem Boden, eine helle, klare Atmosphäre, ein Ort, den die Menschen gerne aufsuchen und an dem ich gerne arbeite.
Clara:                   Ein sehr praktischer Traum.
Mond:                  Ja, aber einer den man umsetzen kann, wenn andere sich den Traum zu eigen machen. (wühlt im Korb herum) Moment mal, Moment mal, was haben wir denn da? Wie ist denn der hier reingeraten?
Clara:                   Was denn?
Mond:                  Ein alter Traum, ein sehr alter Traum. Wurde reingeschmuggelt und ich kann mir auch schon denken, von wem.
Clara:                   (deutet fragend nach oben)
Mond:                  Richtig. Gott pfuscht mir manchmal ins Handwerk. (schaut nach oben) Entschuldige. Ich meine natürlich, Gott nutzt ab und zu mein Traumland um die Menschen auf die richtige Bahn zu führen und sie auf neue Ideen zu bringen.
Clara:                   Mach’s nicht so spannend.
Mond:                  (wirft den Traum hoch)

Traum 6:              Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr.
Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann, mit hellem Licht und offenen Toren und einem funkelnden Fluss köstlichsten Wassers, an dessen Ufer sich friedliche Völker versammeln. (nach Apk 21)
Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen. Ein jeder wird unter seinem Weinstock und Feigenbaum wohnen, und niemand wird sie schrecken. (Micha 4)

Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach:
Gott:                    Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen!
Und er will bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein,
und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein.
Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen,
und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu (Apk. 21)

Clara:                   Schööön.
Mond:                  Gefällt dir?
Clara:                   Ja. So müsste die Welt sein.
Mond:                  Na, dann tu deinen Teil dazu.
Clara:                   Ich kann nichts.
Mond:                  Moment. (greift über ihren Kopf und holt ihren Traum und wirft ihn in die Luft)
Traum 7:              (kommt mit einer Feder und einer Papierrolle) Ich schreibe Geschichten und Gedichte, die  zu Herzen gehen und die Grenzen der Welt und des Lebens dehnen. (denkt nach)  Hm... (schreibt, dann schwärmerisch) „Die Sterne beugen sich nieder, und der Mond fließt den Fluss hoch“ (Du Fu)
Mond:                  Wow. Ich liebe Gedichte über mich.
Clara:                   Glaube ich dir. Aber du hast recht, Schreiben, das ist mein Traum.
Mond:                  Ich weiß. So genug geträumt. Zeit wieder auf den Boden der Tatsachen zu kommen, was für dich soviel heißt wie „Ab ins Bett.“
Clara:                   Ja, jetzt kann ich schlafen. Ich freue mich schon drauf. Schickst du mir einen schönen Traum?
Mond:                  Ich schau mal. (nimmt sie an der Hand, führt sie wieder runter, sie verabschieden sich, Mond geht nach auf die Altarstufen und erstarrt)
Mensch 1:            (wacht auf, pufft Mensch 2 in die Seite)
Mensch, wach auf. Wir haben uns selber in den Schlaf gesungen.        
Mensch 2:            Tatsächlich. Und ich habe so wunderschön geträumt.
Mensch1:             Was denn?
Mensch 2:            Sag ich nicht. Hatte was mit Schulhof und Kino zu tun.
Mensch 1:            Lass mich raten! Und mit Jonathan!
Mensch 2:            Lass das. (schaut zu Clara)  Schau mal, sie schläft.
Mensch 1:            Und lächelt. (schaut zum Mond)  Und der Mond ist immer noch nicht untergegangen. Komm wir gehen weiter.
Mensch 2:            Kennst du „Der Mond ist aufgegangen“?
Mensch 1:            Klar. Hat meine Mutter öfters am Abend gesungen.
Mensch 2:            Das können wir doch jetzt singen.
Mensch 1:            Das ist doch peinlich.
Mensch 2:            Hört doch keiner. Außerdem: In einer warmen Mondnacht wie dieser ist gar nichts peinlich.
Mensch 1:            Also gut.
Lied:                   (mit Gemeinde) Der Mond ist aufgegangen
Mond:                  Danke Leute, wünsche allerseits viel freie Zeit, neue Weiten und schöne Träume. Ich geh dann mal unter. Bis morgen. (geht ab)