Freitag, 15. Juni 2012

Wie Franz von Assisi zum Singen gebracht wurde...


Anstelle einer Predigt: 

Wie Franz von Assisi zum Singen gebracht wurde...

Franz:             (reckt sich) Hach, war das alles anstrengend.
Da hat mich Jesus auf seinen Weg gerufen. „Kommt her alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“, hat er ja gesagt in der Bibel.
Nun war ich nicht so richtig beladen, sondern der Sohn eines reichen Tuchhändlers.
Aber meine Seele war traurig. Ich spürte, dass ich auf dem falschen Weg war. Und dann habe ich beschlossen: Ich will arm werden wie Jesus. Ich will mein Herz nicht an den Besitz hängen oder an Geld. Ich will frei sein zu leben wie er und den Weg des Friedens und der Gerechtigkeit gehen. Keine Kleinigkeit.
Und da habe ich mich auf einen neuen Weg gemacht. Ich habe mich von Elternhaus und Reichtum getrennt. Ich habe mir das zusammengebettelt, was ich zum Leben brauchte. Das fand mein Vater ziemlich schräg und die Leute auch.
Aber dann haben sie sich daran gewöhnt und ich habe immer etwas Schönes zum Essen gefunden in meinem Bettelnäpfchen, ein Fischköpfchen hier, ein Stückchen alten Käse dort, einen harten Brotkanten. Lecker!
Und gut für die Zähne. Und alles umsonst. Wie es in der Bibel bei Jes steht:
Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und esst! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch! Hört doch auf mich, so werdet ihr Gutes essen und euch am Köstlichen laben.
Ich habe vielen Menschen gezeigt, was das heißt, im Vertrauen auf Gott zu leben und da war ich wohl ziemlich überzeugend.
Denn die wollten plötzlich mit mir leben und ich musste ein Kloster gründen und mir Regeln ausdenken.
Ich habe viel erlebt. Ich habe meinen Ekel überwunden und den Aussätzigen geholfen. Und einen Wolf habe ich bekehrt. Und dann musste ich die Dorfbewohner dazu bringen, mit dem Wolf  Frieden zu schließen. Ach, und vieles mehr.
Klar, mein Glaube an Jesus und das einfache Leben, das er uns gezeigt hat, hat mir sehr geholfen. Aber nun bin ich doch etwas erschöpft. Alle wollen etwas von mir und ich bin wie ein leeres Weinfass, einfach ausgelaufen.
Ich brauche Urlaub. Oh, hier, dieser Stuhl, der sieht ja sehr einladend aus. (setzt sich, hält die Hand hoch) Jetzt noch ein Gläschen Saft, das wäre schön. (wird ihm gebracht)  Manchmal kommt alles von selber, so wie man es gerade braucht. Jetzt seid mal schön leise, ich möchte ruhen. (reckt sich) Ach ja, wunderbar. Ein bisschen Musik vielleicht. (jazzige Musik)
Pause
Sonne:             (kommt) Da scheine ich, Tag für Tag und alle denken, das ist doch selbstverständlich. Gott hat die Sonne an den Himmel gehängt und da hängt sie gut. Aber jeden Tag muss ich meine Energie bündeln und geordnet zur Erde zu schicken. Das kostet Kraft. Und kein Mensch lobt mich mal ordentlich dafür. Ach, das Feuer meiner Jugend erlischt langsam. Ich werde schlapp. Gibt es nicht auch mal Urlaub für Sonnen?
Mond:             (kommt dazu)  Was jammerst du? Dich sehen wenigstens viele. Wenn ich, der Mond, nachts wunderbar scheine, dann schlafen die meisten. Ich sorge dafür, dass die Nacht erhellt wird und die Angst vor der Dunkelheit nicht wächst. Aber dafür dankt mir keiner.
Wind:              (kommt dazu) Und ich, der Wind? Was muss ich mir alles anhören über zerstörte Frisuren und umgepustete Sonnenschirme. Ich verteile doch den Regen verteile und sorge für Wetteränderung. Aber das finden sie normal und verschwenden keinen Gedanken daran. Da kann einem schon mal die Luft ausgehen.
Wasser:           (kommt dazu) Du sei nur ruhig. Du pfeifst durch die Lüfte. Aber ich, das Wasser? Ich entspringe klar und hell in einer Quelle in den Bergen und mache mich auf die Talfahrt und sorge für Pflanzenwuchs. Und dann komme ich durch Dörfer und Städte, in Kanäle und Fabriken und Klos und dann wird aus mir eine Riesensauerei. Und bis ich mich wieder geklärt habe... (schüttelt den Kopf) Am liebsten würde ich mich in der Felspalte verkriechen. Hab keine Lust mehr.
Erde:               (kommt dazu) Das ist nichts gegen mich, die Erde. Ich gebe allen festen Boden unter den Füßen, sorge für Nahrung, die ich unentwegt aus mir hervorschiebe, Gras, Bäume, Blumen, Erdbeeren, Kartoffeln, Sellerie. Und dann wollen sie Hamburger essen und Würstchen, anstatt ordentliche Vegetarier zu bleiben, wie Gott sich das mal gedacht hat.
Franz:             (richtet sich auf und steht während der Rede auf) Also, Leute, muss ich mir das anhören? Ist jetzt hier vielleicht mal Ruhe! Da sind die Menschen mal einen Augenblick lang still und dann kommt ihr und nervt mich.
Sonne:             Also Franz, das hätte ich jetzt nicht erwartet von dir.
Mond:             Ich auch nicht. Da reden alle von deiner Freundlichkeit und wie toll du auf Menschen eingehen kannst.
Wind:              Und wie hilfsbereit du bist.
Wasser:           Und gar nicht auf deine Bedürfnisse achtest.
Erde:               Wir spielen doch im Leben der Welt eine große Rolle. Und da haben wir einmal etwas auf dem Herzen und wollen ein klein wenig Anerkennung haben und ein offenes Ohr.
Sonne:             Und du denkst nur an deinen Urlaub.
Mond:             Ein Heiliger ist immer Dienst, merk dir das.
Franz:             Ach was! Dieser Heilige hat aber gerade mal die Nase voll. Was erwartet ihr denn von mir?
Sonne:             Man sagt, du seist wortgewandt.
Mond:             Man sagt, du könntest dichten und singen.
Wind:              Man sagt, du hättest einen Draht zu Gott und zu lieben würde dir leicht fallen.
Wasser:           Man sagt, du würdest voller Dankbarkeit und Achtung Gottes Schöpfung betrachten.
Franz:             Sagt man das? Und das glaubt ihr?
Erde:               Stimmt es etwa nicht?
Franz:             Leute, hört mal, ich brauche Urlaub, wirklich.
Sonne:             Und was stellst du dir unter Urlaub vor?
Franz:             Still sitzen
Nichts tun
Der Frühling kommt
Und das Gras wächst von selbst
Erde:               Von selbst. Von wegen. Wo hast du denn das her?
Franz:             Weiß nicht mehr. Aber es ist genau das, was ich gerade versuche. Still sitzen, nichts tun. (will sich wieder in den Stuhl setzen)
Sonne:             (hält ihn fest) Franz! Mensch, komm schon. Sei unser Heiliger! Motivier uns!
Mond:             Wir haben keine Kraft mehr.
Wind:              Schau uns einfach an und dann geht das doch von selber.
Franz:             Und wenn ich das tue, lasst ihr mich dann in Ruhe und kehrt zu euren Aufgaben zurück?
Wasser:           Versprochen.
Franz:             Also gut. Schaue ich mal. (fasst sich mit den Fingerspitzen an den Kopf) Ehrlich gesagt, zunächst mal sehe hinter und in allen Dingen nur Gott.
Erde:               Dann fang doch mit Gott an. Meinetwegen. Aber mach’s kurz.
Franz:             Ruhe!
Höchster, allmächtiger, guter Gott,
dein sind der Lobpreis, die Herrlichkeit und Ehre und jeglicher Segen.
Dir allein, Höchster, gebühren sie,
und kein Mensch ist würdig, dich zu nennen.
Mond:             Gut, gut, du kommst in Fahrt.
Franz:             Ruhe!
Mond:             Ja, ja,
Franz:             Wo war ich?
Wind:              „und kein Mensch ist würdig, dich zu nennen.“
Franz:             Richtig. Weiter.
Gelobt seist du, mein Gott, mit allen deinen Geschöpfen,
zumal der Frau Schwester Sonne;
sie ist der Tag, und du spendest uns das Licht durch sie.
Und schön ist sie und strahlend in großem Glanz,
dein Sinnbild, o Höchster.
Sonne:             Danke, o danke, Franz.
Franz:             Gelobt seist du, mein Gott, durch Bruder Mond und die Geschwister Sterne; am Himmel hast du sie gebildet, hell leuchtend und kostbar und schön.
Mond:             (fasst sich ans Herz, seufzt)
Franz:             Gelobt seist du, mein Gott, durch Bruder Wind und durch Luft
und Wolken und heiteren Himmel und jegliches Wetter, durch das du deinen Geschöpfen den Unterhalt gibst.
Wind:              Ja, Franz, ja!
Franz:             Gelobt seist du, mein Gott, durch Schwester Wasser,
gar nützlich ist es und demütig und kostbar und keusch.
Wasser:           (tritt zur Gemeinde und hebt mahnend den Finger, nach dem Motto: Da, hört ihr’s?)
Franz:             Gelobt seist du, mein Gott, durch unsere Schwester, Mutter Erde,
die uns ernähret und trägt
und vielfältige Früchte hervorbringt und bunte Blumen und Kräuter.
Erde:               Danke Franz, danke. Das reicht völlig.
Franz:             Moment, ich bin gerade so in Fahrt.
Gelobt seist du, mein Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen
und Krankheit ertragen und Drangsal.
Selig jene, die solches ertragen in Frieden, denn von dir, Höchster, werden sie gekrönt werden.
Sonne:             Lobt sich da einer gerade ein wenig selbst?
Mond:             Lass ihn doch mal. Hat er verdient.
Franz:             Lobt und preist unseren Gott
und sagt ihm Dank und dient ihm mit großer Demut.
Wind:              Das war schön, Franz, wirklich, wunderbar.
Wasser:           Ja, für jeden ein persönliches Wort. Du weißt nicht, wie gut das tut.
Erde:               Ganz große Klasse, dein Preisen.
Sonne:             Ich bin voller neuer Energie. Ich kann es gar nicht abwarten, meine Strahlen zu schicken.
Mond:             Ich auch, das wird eine Nacht, nächste Nacht, voller Silber und Licht.
Franz              Wie war das mit der Ruhe?
Sonne:             (hebt die Hände, die anderen auch) Wir gehen schon. Danke vielmals. An die Arbeit, Leute. Mach’s gut. (gehen ab)
Franz:             (steht unschlüssig) Jetzt könnte ich mich wieder hinlegen. Eigentlich. Aber ich weiß nicht. Jetzt bin ich wieder wach. Und freue mich wieder des Lebens. Was so ein wenig Lobpreis doch bewirken kann. Man sieht die Welt doch mit anderen Augen an, wenn man sie würdigt und dankbar dafür ist und Gott in allem am Werk sieht.
Ach ja, wenn Jesus sagt: Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken, dann hat er schon recht.
Versucht das mal, öffnet euch, seht, wie Gott in der Welt am Werk ist, dankt ihm und dann geht ihr auch gleich ordentlicher mit der Erde  und dem Wasser um.
Also, ich finde Gott ja toll. Er macht viel Arbeit, klar, aber er gibt mir auch immer wieder Ruhe für meine Seele.
Ich habe gehört, dass das bei euch ein wenig aus der Mode gekommen ist.
Wer sagt, er vertraut auf Gott, macht sich schon ein wenig verdächtig.
Als ob er oder sie nicht klar denken kann, nicht vernünftige Entscheidungen alleine treffen kann.
Blödsinn, ganz ehrlich!
Gott hat sich das anders gedacht.
Er hat jedem seinen Platz zugewiesen. Euch, mir.
Das bedeutet nicht, dass wir eingesperrt werden und uns nicht bewegen und entwickeln sollen.
Im Gegenteil.
Wenn ich weiß, was ich kann, wer ich bin, wenn ich weiß, dass Gott mich wunderbar findet, weil er mich geschaffen hat und wenn ich weiß, dass ich nicht alles sein, tun, können muss, weil es noch andere gibt mit anderen Gaben, dann bin ich frei zu lieben und zu leben.
Habe ich den Leuten im Kloster auch immer gesagt. Moment, da hatte ich einen wunderschönen Satz, wie ging der doch gleich? Ach ja:
„Ein Mensch mit gütigem, hoffendem Herzen fliegt, läuft und freut sich; er ist frei. Weil er geben kann, empfängt er; weil er hofft, liebt er.“ Hübsch, nicht? 
Na, wenn es mehr von der Sorte gäbe, wäre vieles bei euch auch anders.  Aber wenn Vernunft bedeutet, dass sich jeder selbst der Nächste ist, dass man wie verrückt arbeitet aus Sorge, man kommt zu kurz, wenn Menschen ihr Herz verschließen, bei Bettlern auf der Straße und sie nur mit Verachtung und Misstrauen betrachten und nicht mal ein Fischköpfchen übrig haben für sie, dann wird das nichts.
Ich wundere mich immer wieder darüber, wie sehr die Menschen sich von der Furcht und dem Misstrauen beherrschen lassen.
Spürt ihr nicht die Liebe, die uns aus allem entgegenblickt, Menschenskinder?
Aus der Sonne, der Natur und allem?
Da nimmt doch die Sorge Reißaus.
Das habe ich meinen Klosterleuten immer gesagt:
„Wo Liebe ist, gibt es keine Furcht;
wo Geduld ist, gibt es keinen Zorn;
wo Fröhlichkeit ist, gibt es keinen Geiz.“
Ich fühle mich eben bei Gott geborgen und Gott ist für mich „die Geborgenheit, die Ruhe, die Fröhlichkeit und die Freude.“
Aber ich merke schon, ich kann mir den Mund fusselig reden und es hat keinen Sinn.
Das müsst ihr schon selbst erleben.
Macht doch mal Urlaub und versucht es.
Nehmt euch die Freiheit und geht durch die Welt mit offenen, dankbaren Augen und leistet euch den Luxus Menschen mit offenen, gütigen Herzen zu begegnen.
Verrückt? Vielleicht.
Ungewöhnlich? Eigentlich sollte es ganz normal und gewöhnlich sein.
Aber letztlich ist es vermutlich doch so: „Man muss ein Narr werden“ in den Augen der Welt „um Christus“, um Gott „zu finden“.
Aber das macht nichts. Dafür wird das Leben reicher und leichter. Ohne unnützen Ballast wie Grenzen und Angst um Besitz und vor der Zukunft lebt es sich eben besser. Das könnt ihr den Leuten mal sagen, die euch schief angucken, wenn ihr euch zum Glauben an Gott bekennt.
So, genug geredet.
Eigentlich möchte ich jetzt noch ein wenig weiterpreisen. Vielleicht mit Musik. Vielleicht mit euch? Ihr wart ja so wunderbar ruhig im Gegensatz zu den Elementen. Dann können wir ja vielleicht gemeinsam singen.
Apropos: Ich bin es gewöhnt zahme Vögel um mich zu haben. Vielleicht könnt ihr Kinder sie ja ersetzen. Dann komme ich besser in Schwung. Kommt doch mal nach vorne. Ich habe da eine einfache Melodie in mir, zu dem Lobpreis von eben. Könnt ihr einfach einstimmen. Den Text habt ihr euch ja sicher gemerkt.
Lied:                Laudato si




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