Samstag, 29. Oktober 2011

PRedigt zu Mk 2, 1-12 19. nach Trinitatis 30. 10. 11


Markus 2,1-12, 19.Trinitatis, 2011
(Anregung durch: Rainer Schmidt, Lieber Arm ab als arm dran, 2004)
Sind Sie schwindelfrei? Ich nicht.
Diese Kanzel, die geht gerade noch so.
Aber auf einem Dach, da wird mir schon sehr anders.
Und ich war übrigens auch noch nie auf dem Funkturm. Jetzt ist es raus.
Die Geschichte, die wir in der Evangeliumslesung gehört haben, ist eine schwindelerregende Geschichte.
Schwindel, so lautet die medizinische Definition, ist die wahrgenommene Scheinbewegung zwischen sich und der Umwelt.
Schwindel entsteht, wenn wir für einen Moment nicht genau wissen, wo oben und unten ist.
Kinder mögen das ab und zu. Und manche Menschen geben sich auf dem Rummelplatz in apokalyptisch wirkenden Drehinstrumenten diesem Gefühl hin. Im allgemeinen, behaupte ich mal, ist Schwindel jedoch nicht besonders angenehm. Für die meisten.
Was hat sie nur mit dem Schwindel, werden sich manche fragen.
Heute geht es um einen Gelähmten und um Sündenvergebung und um Heilung.
Das ist richtig. Aber es ist auch eine Geschichte vom Abheben in schwindelerregende Höhen und der Begegnung mit schwindelerregenden Abgründen.
Also halten Sie sich fest.
Biblische Geschichten erzählen immer wieder anderes, je nachdem welchen Schlüssel man in der Hand hält.
Und ich bin mir relativ sicher, dass die, die uns diese Geschichte von Jesus weitergeben, einen Schlüssel in ihr versteckt haben, der nicht auf den ersten Blick ins Auge fällt.
Daher möchte ich den Weg der Geschichte noch einmal mit Ihnen zusammen nachgehen.
Wer geht schon zur Tür herein, wenn es auch anders geht?
Vier Freunde tun es.
Sie wollen ihren depressiven gelähmten Freund zu Jesus bringen, dem Heiler und Mann Gottes.
Ob der Gelähmte das will, ob er daran irgendwelche Hoffnungen, knüpft, wird nicht gesagt.
In der ganzen Geschichte wirkt er wie abwesend, ausgeliefert. Er lässt machen. Er selber hat keinen Antrieb.
Doch zurück zu den Freunden.
Es hätte viele Möglichkeiten für sie gegeben, um zu Jesus  zu kommen.
Gut, es war voll in und vor dem Haus.
Aber auch die längste Predigt, die längste Versammlung nimmt einmal ein Ende. 
Sie hätten einfach warten können, bis Jesus herauskommt.
Sie hätten sich auch rigoros durchdrängeln können.
Sie hätten laut nach Jesus rufen können und zwar so lange, bis er kommt.
Hat ja beim blinden Bartimäus auch geklappt.
Aber das ist alles anscheinend viel zu einfach.
Die Freunde tun etwas anderes. Sie heben ab.
Erst einmal heben sie selbst vom Boden ab und bringen ihren Freund über die Außentreppe des orientalischen Hauses auf das Dach.
Und dann heben sie das Dach ab. Zumindest große Teile davon.
In aller Ruhe.
Kein Protest ist zu hören.
Der Hausbesitzer scheint kein Problem damit zu haben, dass sein Dach zerstört wird.
Es ist eigentlich nicht anzunehmen, dass Hausbesitzer damals anders drauf waren als Hausbesitzer heute.
Und ich kenne keinen hier, der Ruhe bewahren würde, wenn plötzlich über ihm der Putz bröckelt.
Aber in der Geschichte nehmen alle im Haus das Fallen des Mörtels und der Steine einfach hin.
Warum? Warum wird diese Geschichte so erzählt?
Der Schlüssel, da ist er.
Denn im Verlauf der Erzählung geht es vor allem um dieses Handeln der Freunde und um die Position, in der sie sich befinden, dort oben auf dem Dach, dem Himmel nahe.
Der Gelähmte ist erst mal Nebensache.
Die Freunde öffnen eine Tür.
Nicht Mitleid mit dem Gelähmten bringt Jesus zum Reden und Handeln.
Im Text heißt es „ Als nun Jesus ihren Glauben sah,...“.
Stellen Sie sich die Szene vor. Jesus blickt nach oben und mit ihm alle anderen. Diese Blickrichtung ist es, die die Erzähler erreichen wollen.
Durch das offene Dach ist die Weite des Himmels zu sehen und darin die vier Freunde, die den Schwindel der Höhe aushalten.
Ein bisschen kitschig vielleicht, dieses Bild, aber genau darum geht es.
Die die Geschichte erzählt haben, wollen uns das weitergeben, ihre Erfahrung mit Jesus, ihre Erfahrung mit ihrem Glauben:
Jesus schätzt Menschen, die abheben und verrückte Dinge tun.
Jesus will, dass Menschen Himmel und Erde in Bewegung setzen um etwas zu verändern, was unabänderlich scheint.
Sie sollen auch angesichts von Schmerz und Krankheit darauf vertrauen, dass sie in einer Welt leben, in der Gott das Sagen hat.
Sie sollen glauben, dass die Welt in Gottes Händen ist und von seinen Händen bewegt werden kann, dass Gott ihnen nahe ist, ihr Freund in jeder Lage.
Das sollen sie leben,  auch wenn das schwindelig macht,
wenn man den vertrauten Boden der lähmenden und unabänderlichen Tatsachen verlässt und über wacklige Brücken geht.
So lebt man im Himmel. Das muss man eben aushalten.
Und die Freunde halten den Schwindel des Ungewohnten aus und bringen vom Himmel her den Gelähmten auf die Erde, damit sich dort etwas für ihn ändert.
Als er ihren Glauben sah, ist Jesus angerührt. Er ist in dieser Welt des Himmels zu Hause und er begegnet in diesen vier Männern Menschen,  die ihn verstehen und die er versteht.
Sie wollen, dass ihr Freund lebt, aus seiner Starre und Lebensferne erlöst wird. Auf diesen Wunsch geht Jesus ein.
Doch anstatt, dass er nun einfach den Gelähmten aufrichtet und heilt, macht er etwas anderes.
Er spricht einen Satz, der schockiert:
Mein Sohn, deinen Sünden sind dir vergeben.
Hallo? Jesus? Was soll das? Da waren ja schon die Weisheitslehrer damals drauf gekommen, dass Krankheit und Unglück nicht unbedingt die Schuld des einzelnen ist. Wir sagen nur „Hiob“.
Jesus stört sich nicht an der Irritation.
Er bringt ein neues Thema auf:
Nicht Heilung, sondern Heil, geheiltes Leben, geheilte Beziehungen.
Er zwingt damit alle von den schwindelerregenden Höhen, in die sie gerade gelernt haben zu schauen, in schwindelerregende Tiefen.
Denn die Lähmung des Mannes ist das eine.
Seine Trennung vom Leben, von Gott, seine Bitterkeit, seine Sprachlosigkeit und Depression, das ist es, was sein Leben vergiftet.
Das ist es letztlich auch, was seine Freunde nicht aushalten und ändern wollen. Deshalb kommen sie zu Jesus und darin besteht ihr Glaube: Ihr Freund kann am Leben teilnehmen.
Nur dazu muss ihn einer bringen. Sie haben es bisher nicht vermocht.
Ich will eine Lähmung nicht verharmlosen.
Aber viele Menschen haben körperliche Grenzen und sollten dennoch am Leben teilnehmen können und tun es in vielen Fällen auch.
Die Teilnahme am Leben, die Beziehung zu Gott und seiner Welt, das ist es, was für Jesus im Vordergrund steht.
Und wer sich von diesem Leben trennt, lebt in Sünde.
Sünde kommt übrigens vom niederdeutschen Wort „Sund“ und bedeutet „Graben, Abgrund, Trennung“.
Deine Sünden sind dir vergeben.
Jesus streckt dem Mann im Namen Gottes die Hand hinüberstreckt oder besser hinunter, hinunter in einen Abgrund, in eine Verlassenheit, in die sich kaum jemand wagt, in eine Schwärze, der die meisten ausweichen.
Schwindel, weil man in den Himmel gehoben wird, durch Liebe, durch ein tolles Erlebnis, einen neuen Gedanken oder ein  Karussell, das kann man noch positiv sehen.
Schwindel, weil man in den Abgrund blickt und den Sog spürt, der davon ausgeht, ist sehr viel schwerer zu ertragen.
Die anderen sind dazu nicht wirklich bereit.
Das zeigen die Schriftgelehrten.
Im Text heißt es: Es saßen da aber einige Schriftgelehrte und dachten in ihren Herzen: 7 Wie redet der so? Er lästert Gott! Wer kann Sünden vergeben als Gott allein? 8 Und Jesus erkannte sogleich in seinem Geist, dass sie so bei sich selbst dachten.
Die Schriftgelehrten kriegen angesichts der Worte Jesu eine Krise.
Schließlich ist es im jüdischen Glauben Gott, der auf die Menschen zugeht und Sünden vergibt und ihnen so die Umkehr ermöglicht.
Wie kommt dieser Jesus dazu, sich an seine Stelle zu setzen?
Der Gelähmte ist für sie Nebensache.
Diese Männer weigern sich ihn wirklich anzusehen.
Sie blicken weder wirklich nach oben, noch nach unten.
Sie bleiben auf dem Boden, der sich nicht bewegt und nehmen in Kauf, was dort geschieht.
Genauso gerührt, wie Jesus von dem Verhalten der Freunde war, genauso wütend und gereizt reagiert er nun auf die deutlich sichtbare Skepsis der Schriftgelehrten: Wenn er einer der Jugendlichen hier wäre, würde er vermutlich sagen:
Ihr seid ja so daneben. Ich zeig euch jetzt, wo der Hammer hängt.
Das sagt Jesus auch, aber mit etwas anderen Worten.
Er sagt: Was denkt ihr solches in euren Herzen? 9 Was ist leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben, oder zu sagen: Steh auf, nimm dein Bett und geh umher?
10 Damit ihr aber wisst, dass der Menschensohn Vollmacht hat, Sünden zu vergeben auf Erden – sprach er zu dem Gelähmten: 11 Ich sage dir, steh auf, nimm dein Bett und geh heim!
12 Und er stand auf, nahm sein Bett und ging alsbald hinaus vor aller Augen, sodass sie sich alle entsetzten und Gott priesen und sprachen: Wir haben so etwas noch nie gesehen.
Ein Klacks ist das in Jesu Augen anscheinend, einen Gelähmten zu heilen.
Kein Klacks dagegen Beziehungen und ein von Trauer und Schmerz vergiftetes Leben zu heilen.
Die standing ovations der Leute bezieht sich aber nicht auf Letzteres.
Sie applaudieren und erregen sich, weil der Gelähmte gehen kann, ein sichtbarer Beweise für eine Wunderheilung.
So soll Gott sein! Klasse!
Für Jesus ist jedoch das Wesentliche vorher geschehen ist, die Heilung der Beziehung zwischen dem Mann und Gott, die Aufhebung der Lebensferne. Darauf sollen die Menschen ihren Blick richten. Die Heilung ist im Grunde nur Ausdruck der geheilten Beziehung zu Gott und damit zum Leben.
Zwischen den Männern auf dem Dach und den Männern auf dem Boden findet keine wirkliche Begegnung statt.
Jesus ist sozusagen die Verbindung. Er steht, ebenfalls symbolisch, zwischen Himmel und Erde und hat zu beidem, der Weite des Himmels und der Tiefe der Gottverlassenheit eine Verbindung. Er ist die Brücke zwischen beidem und eine Einladung, diese Brücke zu betreten,
indem wir darauf vertrauen, dass das Leben möglich ist.
Indem wir Menschen nicht alleine lassen, sondern den Schwindel der Tiefe ertragen und uns in die Weite des Himmels wagen.
Indem wir uns sagen lassen: Gott streckt dir die Hand entgegen und hebt dich auf.
Soweit zu der Geschichte.
Sind Sie schwindelfrei? Ich hoffe nicht.
Denn der Schwindel, den diese Geschichte meint, ist wichtig.
Er bringt Bewegung in festgefahrene Abstände.
Er entsteht, wenn wir uns dem Leben und den Menschen um uns herum nicht verschließen.
Schwindel ist noch keine echte Bewegung, eher eine Art des Sehens.
Aber er ist ein erster Schritt zur Bewegung.
Eine andere Wahrnehmung der Grenzen, mit denen wir  leben, all das, was wir in unserem Leben und im Leben anderer für unabänderlich halten.
Dass uns schwindelig wird, bedeutet, dass wir diese Grenzen nicht als Geländer nehmen, an dem wir uns einfach festklammern.
Schwindelig wird nur dem, der den Raum dieseits und jenseits der Grenzen nicht übersieht und das Geländer loslässt.
Und egal wohin wir blicken, ob dieser Tage nach Brüssel, wo blasse Menschen nächtelang versuchen zu retten, was noch zu retten ist,
ob nach Thailand  zu den neuesten Überflutungen,
ob in die Türkei
oder einfach auf unsere Straßen, wenn wir mit wachem Blick auf die Menschen schauen, die uns dort begegnen,
immer wieder sehen wir Menschen versinken, buchstäblich im Wasser oder in den Bewegungen des Weltmarktes oder einfach in der Starre oder dem Schmerz ihres Lebens.
Und es ist unsere Aufgabe, da nicht wegzusehen und uns an die Abgrenzung zu klammern, die vielleicht unser Leben aufrecht erhält und in Kauf zu nehmen, dass andere untergehen.
Gott lädt uns ein, auf die Drehscheibe, als die er die Erde konstruiert hat.
Er ist uns nahe,
will, dass wir spüren, dass die Erde sich dreht, sich bewegt, voller Leben ist,
von ihm geschaffen, von seiner Verheißung getragen,
dass wir das am eigenen Leib, im eigenen Leben spüren
und sehen, welche überwältigenden aufrichtenden Folgen das hat.
In Jesu Gegenwart wurden Menschen gesund an Leib und Seele.
Sie haben begonnen, sich zu bewegen, weg von ihren oft traurigen und resignierten oder abgrenzenden Standpunkten.
Durch Jesus haben Menschen die Brücke gesehen, die zum Leben führt und haben sie betreten,
ungeachtet des Schwindels,
ungeachtet der Tatsache, dass es manchmal nicht möglich ist, in sein altes Leben zurückzukehren,
wenn man einmal die Welt von dieser Brücke aus gesehen hat.
Wenn wir Gottesdienst zusammen feiern,
betreten wir diese Brücke, gemeinsam,
heben ein wenig ab, betrachten die Welt von einem anderen Standpunkt.
Und wenn wir Menschen zu taufen wie heute Mila Brusberg und Peer Schönfelder,  dann bedeutet das, sie auf diese Brücke einzuladen,
in diesen Blick für das Leben,
in das Leben diesseits und jenseits der Grenzen.
Wir sehen die tödliche Bewegungslosigkeit vieler Menschen, vieler Länder, auch unseres Lebens und beten darum, dass wir den Mut haben auf Häuser zu klettern, Dächer abzudecken, und auf Jesu Stimme zu hören, die uns immer wieder sagt:
Steh auf. Geh auf die Brücke und sieh hin.
Amen




Samstag, 15. Oktober 2011

Anspiele der Konferfahrt zum Thema Angst und Begegnung mit dem Bösen


Lesung der Geschichte vom sinkenden Petrus, Mt 14, 22-33

Danach:              (Petrus steht etwas schlotternd herum.)

Johannes:           (geht zu Petrus) Hey, Mann, du bist ja immer noch total nass.
Petrus:                Ich bin ins Wasser gefallen, du Idiot.
Jakobus:              (kommt dazu) Gefallen?
Andreas:             (kommt) Wohl eher jämmerlich versackt.
Judas:                  (kommt, bläst sich arrogant auf die Fingernägel.) Naja, wenn man Angst hat, weiß man eben nicht mehr, wohin man tritt.
Petrus:                Ihr seid gemein. Immerhin habe ich mich aufs Wasser gewagt bei dem Sturm. Während ihr Pfeifen euch am Bootsrand festgeklammert und gewimmert habt.
Johannes:           Eine ganz natürliche Reaktion, mein Lieber.
Jakobus:              Ja, Menschen sollten sich ducken, wenn ein Sturm über sie hereinbricht.
Andreas:             Wozu seine Sicherheit aufs Spiel setzen?
Judas:                  Irgendwann hilft nichts mehr, auch das Beten nicht.
Petrus:                Tolles Vertrauen. Das ging mir anders. Als ich Jesus sah, da war meine Angst wie weggeblasen.
Johannes:           Von wegen. Du hast geschrien wie wir alle.
Jakobus:              Ja, sah ja auch gespenstisch aus, wie er da weiß und ruhig übers Wasser glitt. Woodoo, ich sag euch, das war Woodoo.
Andreas:             So ist das Leben ja manchmal auch, gespenstisch.
Judas:                  Ihr spinnt doch, Woodoo, gespenstisches Leben. Ihr dreht ja völlig ab. Es war ein Sturm. Basta. Und Jesus, naja, vielleicht war er die ganze Zeit im Boot und wir haben es nicht gemerkt. Kommt mal wieder runter. Ist ja peinlich, wie ihr euch gehen lasst.
Petrus:                Warum denn nicht, Judas: Nur weil man nicht so sklavisch an den Tatsachen klebt wie du und einen weiten Geist hat,  nur weil man seine Gefühle zeigt und ein Wagnis eingeht, ist man noch lange nicht peinlich. O.k. ich habe auch geschrien. Aber dann habe ich seine Stimme gehört. Und dann ging’s mir besser. Ich hatte Kraft, ich hatte Vertrauen. Ich war beschwingt, ich..
Johannes:           Alles klar, danke, Petrus. Wir können es uns vorstellen.
Jakobus:              Und warum reichte der Schwung nicht aus, um zu Jesus zu kommen?
Petrus:                Ja, äh...
Andreas:             Tja, da geht dir wohl der Schwung aus, was?
Petrus:                Ich habe keine Lust mehr auf euch Lästermäuler.
Andreas:             Entschuldige, wir wissen ja, dass du in einer schwierigen Phase bist.
Petrus:                Wie bitte?
Johannes:           Na, du machst dir doch Sorgen, stimmt’s? Weil Jesus vom Ende geredet und angedeutet hat, dass es unangenehm werden könnte.
Petrus:                Ich...
Judas:                  Du warst so still und bedrückt in letzter Zeit. Und guckst dich immer so ängstlich um, wenn wir in ein neues Dorf kommen. Gar nicht so cool und hochmütig wie sonst.
Petrus:                Ich bin nicht hochmütig. Und cool schon gar nicht. Was soll das?
Jakobus:              Ich denke ja, es kommt noch einiges auf uns zu. Vielleicht sollte das ein Zeichen sein.
Johannes:           Der Sturm?
Jakobus:              Ja, Johannes, dass wir durch den Sturm müssen, später und dass wir nur nicht versinken, wenn wir an Jesus denken und seine Nähe spüren und daran denken, dass der Sturm sich gelegt hat, als er ins Boot stieg und wir alle ergriffen waren, als wir ihn sahen und ihn als Gottes Sohn gepriesen haben.
Judas:                  Männer, bleibt Männer, Leute.
Petrus:                Judas, du bist zu keinem vernünftigen Gespräch in der Lage.
Judas:                  Hey, ich bin hier noch der vernünftigste.
Petrus.                Du hast dich auch niedergekniet vor ihm, wie wir alle.
Judas:                  Ich wollte mich nur nicht aus der Gruppe ausschließen.
Johannes:           Tu nicht so hart.
Jakobus:              Ja, du redest immer von Kampf und Aufstand. Langsam solltest du es kapiert haben, dass das mit Jesus anders läuft.
Petrus:                Genau. Man kann vor seinen Ängsten nicht davonlaufen.
Judas                   Ich habe keine Angst.
Andreas:             Na klar hast du Angst. Du hast Angst, dass du bei einer Gruppe von Weicheiern gelandet bist. Du hast Angst, dass du an Ansehen verlierst bei deinen tollen Widerstandskämpfern, weil Jesus von Feindesliebe redet und sie praktiziert.
Jakobus:              Du hast Angst, dass irgendwann keiner mehr deinen Namen kennt.
Andreas:             Du hast Angst...
Judas:                  Jetzt reicht es aber. Meinen Namen wird niemand vergessen, verlasst euch drauf.
Petrus:                Wie meinst du das?
Judas                   Ich werde schon dafür sorgen, dass Jesus seine Wirkung entfalten kann.
Jesus:                  (kommt dazu) Na, Petrus, wieder trocken? (schaut sich um) Was ist denn mit euch los? Streit?
Petrus:                Judas spinnt mal wieder. Er hat mal wieder nur Revolution im Kopf.
Jesus:                  Na und? Ich auch.
Petrus:                Wie jetzt?
Jesus:                  Glaubst du, ich will, dass die Welt so bleibt? Wo so viele Menschen hungern und arm sind und Angst vor dem Morgen haben?
Johannes:           Aber wie willst du das ändern?
Jesus:                  Das ist doch nicht euer Ernst, oder? Was soll die Frage? Da ziehen wir seit zwei Jahren durch die Gegend und ihr hört meine Predigten und seht meine Taten und seht wie die Leute sich ändern und gesund werden und voller Hoffnung und da fragt ihr, wie ich etwas ändere?
Jakobus:              Nun ja, eine Strategie für uns wäre schon ganz hilfreich. Wir sind ja keine Gottessöhne. Da braucht man eine Stütze.
Andreas:             Ja, da hätte man nicht soviel Angst, dass man vom rechten Weg abkommt, wenn es mal hart auf hart kommt und man in einen Sturm gerät.
Jesus:                  Es gibt keine Strategie, es gibt nur Liebe.
Petrus:                Ja, Jesus, richtig. Aber...
Jesus:                  Kein Aber. Werft euch der Liebe in die Arme, sorgt euch nicht, habt keine Angst, werdet einfach offen für alles, was kommt, geht den Weg mittendurch, geht  ohne Netz übers Seil und ihr werdet sehen, dass sich euch die Menschen öffnen und das Leben sich verändert.
Petrus:                Oder sie bekommen es mit der Angst zu tun und machen zu und schlagen den, der sich so offen gibt.
Judas:                  Und denken, der hat sie doch nicht mehr alle.
Jesus:                  Das ist auch eine Möglichkeit. Aber damit muss man leben. Ängste kommen und gehen. Man darf sich nicht von ihnen den Verstand vernebeln und das Herz verkrampfen lassen. So wie auf dem Boot vorhin. Haltet euch an mich und meine Worte, dann wird das schon. Apropos Boot. Ich habe einen Mordshunger. Sind bei dem Sturm alle Fische ins Wasser gefallen oder habt ihr noch was?
Petrus:                Meine Frau brät sie gerade. Dürften gleich fertig sein.
Jesus:                  Dann los, frühstücken wir erstmal. Mit leerem Magen kann man keinen Tag gut beginnen. Und auch keine Welt verändern.
Johannes:           Weißt du, Jesus, wir glauben ja, dass Gott dich gesandt hast, aber kannst du dich mal nicht doch ein bisschen heiliger geben, so ein bisschen feingeistiger und weniger verfressen?
Jesus:                  Entspann dich, Jakobus,  ich bin heilig genug. Und ich esse gerne. Warum auch nicht?
Judas:                  Finde ich auch. Immerhin ist Jesus ein Mann und sollte einer bleiben.
Jesus:                  Und kein Weichei. Ich weiß. Also los.



Jesus und der Teufel, Teil 1
Sag den Menschen, wo es langgeht


Lesung : Mt 4, 1-7 1
Da wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, damit er von dem Teufel versucht würde. 2 Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn. 3 Und der Versucher trat zu ihm und sprach: Bist du Gottes Sohn, so sprich, dass diese Steine Brot werden. 4 Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben (5.Mose 8,3): »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.«
5 Da führte ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels 6 und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so wirf dich hinab; denn es steht geschrieben (Psalm 91,11-12): »Er wird seinen Engeln deinetwegen Befehl geben; und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.« 7 Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht auch geschrieben (5.Mose 6,16): »Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.«

Teufel:                (kaut an einem Schokoriegel) Hey, du siehst ein bisschen schlapp aus. War wohl ein bisschen viel, 40 Tage in der Wüste, was?
Jesus:                  Mir geht es gut. 
Teufel:                Nur dein Magen ist ein wenig leer.
Jesus:                  Bist du der Teufel?
Teufel:                Na, na, na. Ich bin ein freier unabhängiger Geist, der den Tatsachen furchtlos ins Auge blickt und keine Angst vor der Klarheit hat. Solche wie ich sind in der Lage Menschen so zu leiten, wie es am besten ist.
Jesus:                  Du bist der Teufel!
Teufel:                Aber wieso denn? Ich sage nur, wie es ist. Ohne Schnörkel.
Jesus:                  Tatsächlich? Dann sage mir doch mal, was der Mensch ist.
Teufel:                Na, was wohl, ein Wurm, der seinem Magen folgt. Meistens. Schau dich doch um, schau dir all die Elendsgestalten an. Die einen hungern und die anderen beuten sie aus. Ich weiß nicht, wer mich mehr ankotzt.
Jesus:                  (spöttisch) Sehr feinfühlig. Hast du kein Mitleid?
Teufel:                Was ist das?
Jesus:                  Na, dass man sich vorstellt, man wäre an der Stelle des anderen und es ginge einem auch so schlecht. Und dann fühlt man mit ihm und möchte, dass es ihm besser geht.
Teufel:                (gleichgültig) Aha, interessant. Hm. Man sagt, du seist von Gott irgendwie besonders auserwählt worden.
Jesus:                  Sagt man das?
Teufel:                Ja. Und dass du die Menschen auf den Gedanken bringen sollst, jeder sei einzigartig und soll sich entsprechend verhalten und nachdenken über sein Leben und sich ändern usw.
Jesus:                  Kann schon sein. Wäre doch gut, oder?
Teufel:                Schon, schon. Aber kann man sich das Ganze nicht leichter machen?
Jesus:                  Wie meinst du das?
Teufel:                Na, überleg mal, wie viele Menschen es auf der Welt gibt.
Jesus:                  Keine Ahnung.
Teufel:                Na, 150 Millionen werden es schon sein.
Jesus:                  (entsetzt)  150 Millionen? Wo sollen die denn wohnen?
Teufel:                Israel, Asien, Europa, Afrika, Amerika.
Jesus:                  Amerika? Nie gehört.
Teufel:                Macht nichts.
Jesus:                  Und wie sollen die alle satt werden?
Teufel:                Genau da liegt der Hund begraben.
Jesus:                  Welcher Hund?
Teufel:                Mann, jetzt entspann dich mal und hör zu.
Jesus:                  Entschuldige.
Teufel:                Also, im Prinzip ist gerade genug da für alle.
Jesus:                  Vermutlich hast du Recht. Man kann ja Ackerbau betreiben und dann reicht es.
Teufel:                Ja, aber bei 150 Millionen Menschen, da werden immer einige auf die Idee kommen mehr haben zu wollen als die anderen.
Jesus:                  Ja, das scheint mir auch so.
Teufel:                Weil es eben nicht genug gibt, dass alle viel haben können. Und es gibt eben so richtige Fresssäcke unter den Menschen.
Jesus:                  Das stimmt schon. Aber man muss ja auch nicht viel haben. Es reicht doch auch wenig.
Teufel:                Jesus, Jesus, nicht  alle sind so drauf wie du. So toll, so genügsam, so supersanft.
Jesus:                  Dann müssen sie sich ändern.
Teufel:                Ein langer Weg, mein Lieber. Und schau dir die Krüppelchen an, die da herum wanken. Die sind doch längst verhungert, bis deine Maßnahmen greifen.
Jesus:                  Und was schlägst du vor?
Teufel:                Wir sorgen einfach dafür, dass soviel zu essen da ist, dass keiner mehr hungern muss oder mehr haben will, weil es gar keinen Sinn mehr macht.
Jesus:                  Wie das?
Teufel:                Hey, Sohn Gottes, hab dich nicht so. Du kannst das. Hier, nimm diesen Stein und verwandle ihn in Brot. Ich helfe dir ein bisschen. Nimm alle Steine hier und verwandle sie in Brot. Dann brauchst du kein Mitleid mehr zu haben, dann sind die alle satt und tun genau das, was ich, äh, was du willst, weil du ihnen zu essen gibst.
Jesus:                  Dann denken sie aber nicht mehr nach.
Teufel:                Nennst du das denken, was sie jetzt tun? (hechelt) Brot, Brot, Brot...
Jesus:                  Ja, einige denken und alle sind dazu in der Lage und dass du es nur weißt: In der Bibel steht „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.“ Und genau das werde ich den Menschen klarmachen.
Teufel:                (wird vertraulich, legt den Arm um seine Schultern) So, so. Das willst du den Menschen klarmachen. 150 Millionen Menschen. Wie willst du denn die alle ändern?
Jesus:                  Ich...
Teufel:                Siehst du, da wirst du schon müde, bevor du angefangen hast. 150 Millionen Gespräche, wie willst du denn das hinkriegen? Ganz zu schweigen davon, dass du noch nicht mal weißt, wo Amerika ist.
Jesus:                  Also...
Teufel:                (redet beschwörend und sanft auf  ihn ein) Mein Lieber, ich fühle mit dir, ganz gewiss und ich finde es toll, wie du dich einsetzen willst, wirklich,  aber es ist zu viel, es stürmt auf dich ein, es macht dich fertig, so fertig, dass du kaum noch ein Wort heraus bringst, nicht  wahr.
Jesus:                  (stützt sich auf den Teufel) Ja, mein Lieber.
Teufel:                Ich habe die Lösung für dich.
Jesus:                  (schwach)  Wirklich?
Teufel:                Vergiss alle, schau da runter in die Tiefe.
Jesus                   (tut es) Ja?
Teufel:                Geht da nicht eine ungeheure Anziehungskraft von aus?
Jesus                   (sehnsüchtig) Jaaaa.
Teufel:                Einfach runterspringen und Gott wird dich auffangen, seinen Sohn, denn lässt er doch nicht fallen und du wirst Vergessen finden in seinen Armen und du wirst die ganze Mühsal deines Leben und die Enttäuschungen nicht spüren und wirst frei sein und...
Jesus:                  (stößt ihn plötzlich beiseite) Hau ab.
Teufel:                Hey?!
Jesus:                  Ich weiß schon, was du willst. Du hast Sorge, ich könnte Erfolg haben. Du willst deine Macht über die Würmer, wie du sie nennst nicht verlieren. Aber ich sage dir, Gott hat jedem Menschen, auch mir, eine Aufgabe gegeben und es ist anmaßend darüber hinaus zu gehen und mehr Macht haben zu wollen, als er einem einzelnen Menschen gibt. Und es ist auch anmaßend die Aufgabe wegzustoßen, die er einem gibt, und aufzugeben und zu saufen, wie so viele oder einfach wild um sich zu schlagen oder sich den Berg hinunter zu stürzen.
Teufel:                Jesus, ich habe es doch nur gut mit dir gemeint.
Jesus:                  Von wegen, verpiss dich.
Teufel:                Aber, aber. Deine Wortwahl, Gottessohn.
Jesus:                  Im Ernst, du nutzt es nur aus, dass ich nach dem Fasten in den letzten 40 Tagen etwas schlapp bin. Aber das wird nichts. Ich werde meine Fähigkeiten nicht gegen den Willen Gottes einsetzen und ich werde auch nicht aufgeben. Ich will mit dir nicht reden. Geh.
Teufel:                Ich hätte da aber noch ein Thema.
Jesus:                  Nicht heute. Auf keinen Fall. Mir reicht’s.
Teufel:                (hebt die Hände) Gut, gut. Alles cool, ich komme morgen wieder. O.k.? Ruh dich aus, sammle Kräfte, denn morgen habe ich noch eine Frage an dich und ich werde dir ein tolles Angebot machen, das genau zu deinen Bedürfnissen und deinem Mitleid und deiner Gottessohnschaft passt.
Jesus:                  Na, da bin ich ja mal gespannt und nun geh, ich will beten.
Teufel:                (schüttelt den Kopf, geht)  Noch so eine überflüssige Sache.


Jesus und der Teufel, Teil 2
Sag der Welt, wo es langgeht

Lesung:               8 Darauf führte ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit 9 und sprach zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest. 10 Da sprach Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn es steht geschrieben (5.Mose 6,13): »Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen.« 11 Da verließ ihn der Teufel. Und siehe, da traten Engel zu ihm und dienten ihm.



Teufel:                Na, erholt?
Jesus:                  Geht so. Was gibt’s?
Teufel:                Warum denn so gereizt?
Jesus:                  Ich bin nicht gereizt. Ich bin nur müde. Was willst du?
Teufel:                Ich will dir was zeigen. Komm mit, mein Lieber.
Jesus:                  Wohin?
Teufel:                Nur da vorne, zum Ausblick. (führt ihn hin) Was siehst du?
Jesus:                  Jerusalem.
Teufel:                Korrekt. Und da du so ein einfühlsamer Typ bist, kannst du auch sicher sehen, was in der Stadt so vor sich geht, hm?
Jesus:                  Ja.
Teufel:                Mann, bist du wortkarg heute. Lass mal was hören, beschreib mal ein bisschen.
Jesus:                  Ich sehe römische Soldaten überall. Ich sehe Menschen, die sich aus Angst vor ihnen an die Häuserwände drücken. Ich sehe Menschen, die zur Kreuzigung geführt werden.
Teufel:                Ja, unangenehm, nicht?
Jesus:                  Ziemlich.
Teufel:                Ich werde deine Sicht mal ein bisschen erweitern. (legt ihm die Hände auf den Kopf)  Jetzt sag: Was siehst du?
Jesus:                  Ich sehe alle Reiche der Erde.
Teufel                 Korrekt. Und?
Jesus:                  Ich sehe römische Soldaten überall. Ich sehe Menschen, die sich aus Angst vor ihnen an die Häuserwände drücken. Ich sehe Menschen, die zur Kreuzigung geführt werden. Ich sehe Reichtum und Armut. (verwundert) Ich sehe Menschen, die pelzige Kühe jagen.
Teufel:                Büffel. Schon gut. (nimmt die Hände runter) In allen Reichen läuft derselbe Mist ab, stimmt’s?
Jesus:                  Scheint so.
Teufel:                Wäre doch ganz schön, wenn es anders wäre, oder?
Jesus:                  Natürlich.
Teufel:                Ich kann dir helfen, dass es anders wird.
Jesus:                  Du?
Teufel:                Ja, ich.
Jesus:                  Wie?
Teufel:                Hör zu, wir beide schließen ein Abkommen. Du stimmst mir zu, dass man den Menschen sagen muss, wo es langgeht, dass man das mit dem freien Willen nicht so genau nehmen darf, dass man sie leiten und führen muss, manchmal auch gegen ihren Willen, manchmal mit ein bisschen Härte und ich gebe dir die Macht über die ganze Welt. Du darfst sagen, wo es langgeht und allen wird es besser gehen und kein Volk wird das andere unterdrücken. Du kannst das regeln wie du willst. Du kannst die Juden an oberste Stelle setzen, die haben doch so tolle soziale Gesetze und die können dann für alle gelten. Abgemacht? (hält ihm die Hand hin)
Jesus:                  (streckt schon die Hand aus, zögert dann)
Teufel:                Hey, das ist deine Chance. Nicht einfach nur mit Brot um dich werfen, nicht einfach aufgeben. Nein, handeln und sagen, wo es langgeht. Selbst Gott kann sich nichts Schöneres wünschen.
Jesus:                  Gott? Du redest von Gott?
Teufel:                Hin und wieder auch mit ihm.
Jesus:                  Du hast keine Ahnung von Gott. Und ihn sollen wir anbeten und an seine Liebe glauben und nicht seine Macht in Frage stellen und schon gar nicht dem Teufel Recht geben, der das Leben in seiner Schönheit und Einzigartigkeit gar nicht würdigen kann.
Teufel:                Das ist gar nicht wahr.
Jesus:                  Mir reicht es jetzt. Ich gehe zu den Menschen, aber ich werde mich nicht über sie stellen, Ich bin einer von ihnen und entweder ich kann die Botschaft, die Gott mir gibt, weitergeben oder ich scheitere. Aber meinen Weg werde ich nicht  verlassen und Gott werde ich nicht verlassen. Keins deiner Angebote hat irgendeinen Wert für mich. Geh.
Teufel:                (hebt die Hände) Na gut, gehe ich eben. War ja nur ein Versuch. Hab es doch nur gut gemeint. (geht ab) Aber wenn du die harte Tour willst, bitte schön, dann sieh nur zu, sammle deine paar Menschen und zieh umher und predige. Selbst wenn sie dir eine Zeitlang zu Füßen liegen, dann werden sie doch wieder zu ihrer wahren Natur zurückkehren, das sage ich dir.
Jesus:                  (hält sich die Ohren zu und wendet sich ab)
Engel:                  (kommen, nehmen ihm die Hände von den Ohren.)
Engel 1:              Das hast du gut gemacht, Jesus.
Jesus:                  Ich weiß nicht, es wäre vielleicht doch eine Chance gewesen.
Engel 2:              Aber die Mittel zum Frieden spielen schon eine große Rolle.  
Jesus:                  Ja, ich weiß. Aber tut man den Menschen wirklich einen Gefallen damit?
Engel 1:              Hör mal Jesus, du bist ein bisschen schlapp, keine Wunder nach dem langen Fasten. Man wird durchlässig.
Engel 2:              Aber offen für Visionen. Wir schenken dir eine Vision, die Vision einer erneuerten Stadt, einer erneuerten Welt, die entsteht, wenn alle deinen Weg gehen.
Jesus:                  Leute, danke, ich bin ganz gerührt. Aber so wichtig bin ich nun auch wieder nicht.
Engel 1:              Keine falsche Bescheidenheit. Komm. (führen ihn wieder zum Ausblick) Was siehst du?
Jesus:                  Ich sehe römische Soldaten überall. Ich sehe Menschen, die sich aus Angst vor ihnen an die Häuserwände drücken. Ich sehe Menschen, die zur Kreuzigung geführt werden. Ich sehe Reichtum und Armut. Ich sehe vier Reiter, die mit Feuer und Tod kommen und...
Engel 1:              Hey, Gabriel, er soll keinen Horrortrip hier abziehen.
Engel 2:              Moment. (legt ihm die Hände auf den Kopf) Und nun?
Jesus:                  Ich sehe einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr.
Engel 1:              Das geht, glaube ich, noch etwas genauer?
Jesus:                  Ich sehe die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann und höre eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; 4 und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.
Engel 2:              Ja, Jesus, ja, wunderbar.
Jesus:                  (verwundert) Und ich sehe keinen Tempel darin...
Engel 1:              Das macht nichts.
Jesus:                  ... denn der Herr, der allmächtige Gott, ist ihr Tempel, er und das Lamm.
Engel 2:              Das bist du.
Jesus:                  (wacht aus der Trance auf, Engel nimmt die Hände weg) Das  Lamm? Ich? Ich will kein Lamm sein.
Engel 1:              Hast du nicht dem Teufel gegenüber behauptet, dass du deinen Weg nicht verlassen willst?
Jesus:                  Schon,  aber...
Engel 2:              Jedes Ding hat seinen Preis. Komm schau noch ein bisschen. Sammle Kraft für deinen Weg. (legt ihm wieder die Hände auf den Kopf)
Jesus:                  Und die Stadt bedarf keiner Sonne noch des Mondes, dass sie ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm. 24 Und die Völker werden wandeln in ihrem Licht; und die Könige auf Erden werden ihre Herrlichkeit in sie bringen. 25 Und ihre Tore werden nicht verschlossen am Tage; denn da wird keine Nacht sein. 26 Und man wird die Pracht und den Reichtum der Völker in sie bringen. 27 Und nichts Unreines wird hineinkommen und keiner, der Gräuel tut und Lüge.
Engel 1:              (nimmt die Hände vom Kopf) Das ist doch eine Perspektive, die sich lohnt, oder Jesus?
Jesus:                  Ich sehe keinen Brunnen in der Stadt.
Engel 2:              Moment. (legt die Hände auf)
Jesus:                  Oh, ich sehe einen Strom lebendigen Wassers, klar wie Kristall, der ausgeht von dem Thron Gottes und des Lammes; mitten auf dem Platz und auf beiden Seiten des Stromes Bäume des Lebens, die tragen zwölfmal Früchte, jeden Monat bringen sie ihre Frucht, und die Blätter der Bäume dienen zur Heilung der Völker.
Engel 2:              (nimmt die Hände vom Kopf)  So, das reicht.
Jesus:                  Ich danke euch. Ihr habt mir Mut gemacht. Ihr seid Engel.
Engel 1:              Wissen wir.
Jesus:                  Danke, danke!
Engel 2:              Das ist unser Job. Und nun los, geh an den Jordan, mach uns den Gottessohn.
Jesus:                  Was soll ich am Jordan?
Engel 2:              Da triffst du Johannes den Täufer. Und da will Gott noch ein besonderes Zeichen setzen.
Jesus:                  Was denn?
Engel 1:              Verraten wir nicht, aber es wird dich für alle Zeiten immun gegen den Teufel machen und nun geh.
Jesus:                  Gott segne euch.
Engel 2:              Hat er schon. Mach’s gut.
Jesus:                  Schalom.