Freitag, 29. März 2013

Osternacht 2013


Erster Entwurf zum Thema "Wer rollt den Stein von des Grabes Tür?" Mk 16/ Mt 28

Wer rollt den Stein von des Grabes Tür?
Eine mutige Frage ist das, die die beiden Marias im Markusevangelium stellen.
Auch viele von uns haben schon vor Gräbern von liebsten Menschen gestanden und getrauert und gehadert.
Aber kaum einer von uns wird den Wunsch gehabt haben, in ein offenes Grab zu steigen, um dem Toten noch einmal nahe zu sein.
Anders die beiden Marias.
Wer rollt uns den Stein von des Grabes Tür?
Mit ihrer Frage zeigen sie Mut, ja Trotz.
Sie schauen dem Tod ins Gesicht.
Sie wollen dem Toten nahe sein, auch wenn das Gefahr bedeutet, weil sie einem Verurteilten die letzte Ehre erweisen wollen.
Sie möchten ihn salben und reinigen, ihn ehren, aber genau wie wir wissen sie:
Wir können viele Steine in unserem Leben verrücken oder einfach umgehen, aber mit dem Schlussstein des Lebens müssen wir uns abfinden.
Wer rollt den Stein von des Grabes Tür?
Eine mutige Frage, ja, aber eine eher praktische Frage, keine hoffnungsvolle Frage.
Eigentlich suchen sie nur einen Komplizen, der ihnen hilft, aber was dann geschieht, geht weit darüber hinaus und verschlägt ihnen den Atem:
Wie Matthäus berichtet kommt nach einem eindrucksvollen Erdbeben ein Engel und wälzt den Stein beiseite.
Er setzt sich respektlos darauf, als handele es sich nicht um einen Grabstein, sondern um einen Gartenstuhl.
Die ohnmächtig gewordenen Wachen beachtet er nicht weiter und fängt ein Gespräch mit den Frauen an.
Beruhigt euch, sagt er sinngemäß, ihr sucht den Gekreuzigten, doch Fehlanzeige.
Schaut her.
Er ist nicht da, er ist auferstanden und wieder in Galiläa.
Da sollt ihr ihn treffen.
Sagt das weiter. Bringt den Stein ins Rollen.
Dass sie auf ihre Frage eine solche Antwort bekommen würden, hätten die beiden Frauen niemals für möglich gehalten.
Und als sie dann auch noch auf dem eiligen Rückweg Jesus treffen, ihn berühren und seine Stimme hören dürfen, da ist eines klar:
Es wurde nicht einfach nur ein Stein vom Grab weggerollt.
Es ist etwas ins Rollen gekommen, das ihr Leben von Grund auf verändert.
Wenn sie das geahnt hätten, wer weiß, ob sie wirklich den Mut gehabt hätten, ihre Frage zu stellen.
Wer traut sich schon, die Welt im Licht von Gottes Liebe zu sehen, der es sich zumutet jeden einzelnen Menschen mit Hochachtung und Zuneigung zu begegnen?
Wer  traut sich wirklich da heran, 
an das zarte Leben, das auf Vergebung und Versöhnung setzt, nicht nur einmal sondern 7 mal 70 mal, 
ein Leben, in dem Menschen Frieden durchsetzen möchten um jeden Preis, 
und Gerechtigkeit verlangen ohne Wenn und Aber?
Wer bringt es über sich, die  Angst vor dem Tod ins Gottes Hände zu legen und sich ganz auf das Leben einzulassen, so wie Jesus es vorgelebt hat, im Licht der Auferstehung die Welt zu betrachten?
Wie dem auch sei:
Der rollende Grabstein hat vieles ins Rollen gebracht und die Regeln des Lebens ziemlich auf den Kopf gestellt.
Aber die Frauen und die anderen Jünger haben sich schnell daran gewöhnt.
Erstaunlich schnell.
Jesus ist auferstanden, wahrhaftig. 
Das haben sie schleunigst verbreitet und danach gelebt und anscheinend so überzeugend, 
dass ihnen zwar nicht die Massen an Menschen zugelaufen sind, aber doch etliche.
Und sie wurden so ernst genommen, dass man es für nötig hielt, sie ein paar Jahrzehnte später doch recht ernsthaft zu verfolgen.
Im Licht der Auferstehung leben, das hört sich für unsere Ohren immer wieder verrückt an, irgendwie fromm und nicht ganz von dieser Welt.
Aber das stimmt nicht.
Es ist die radikalste Art und Weise, sich ganz und gar auf das Leben und die Menschen einzulassen, die es gibt.
Und das gilt auch für euch 5 Jugendliche bzw. Kinder, die wir heute Nacht getauft haben. 
Wir haben euch zugesprochen, dass ihr zu Jesus Christus gehört.
Damit gehört ihr zu Menschen, die vor den Schlusspunkten, die in dieser Welt gesetzt werden, nicht allzu großen Respekt zu haben brauchen.
In einer Welt, in der Engel Grabsteine als Stühle benutzen und Gekreuzigte sich wieder mit den Freunden an einen Tisch setzen, als sei nichts geschehen, kann vieles ins Rollen kommen.
Mehr als wir denken, mehr als wir uns zu fragen und mehr, als wir zu fordern wagen.
Weil Gott uns gezeigt hat, dass er sich von keinem Stein der Welt davon abhalten lässt uns nahe zu sein, 
weil er ungeachtet des Todes dafür sorgt, dass wir in Liebe untereinander verbunden bleiben und in Liebe miteinander leben können.
Er umgibt uns von allen Seiten, hält seine Hände schützend über uns, wie ein Hirte 
und sorgt dafür, dass Engel auf unsere Schritte achten und die Sonne der Gerechtigkeit über uns immer wieder aufgeht. (Taufsprüche der Täuflinge)
Ich wünsche euch, dass ihr diese Zusagen aus euren Taufsprüchen ernst nehmt und euch traut, mutige Fragen zu stellen, die mit einer friedlichen und gerechten Zukunft der Welt rechnen.
Ich wünsche euch, dass ihr euch wirklich traut, diesen Jesus, 
der so oft angeeckt ist mit seiner radikalen Art Menschen zu heilen und zu versöhnen und zum Teilen anzuregen, 
dass ihr euch traut, euch von diesem Jesus anstecken zu lassen und selber Steine ins Rollen bringt, auch wenn andere euch für verrückt erklären.
Und vielleicht sitzt ihr dann irgendwann mit einem Engel am frühen Morgen auf einem Stein und lacht mit ihm, 
weil Gott so verrückt vor Liebe ist, dass er auf Ideen kommt, die wir uns kaum trauen würden zu denken.
Dass Tote den Lebenden begegnen.
Dass riesige Steine ins Rollen kommen.
Dass Menschen sich trauen, eine gute Nachricht weiterzusagen und andere sich trauen darauf zu antworten, wie wir heute Nacht es hier in der Kirche gemeinsam tun:
Der Herr ist auferstanden.
Er ist wahrhaftig auferstanden.
Amen

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