Samstag, 20. April 2013

Gen 1, 1- 2,4a Jubilate 2013

Eine Predigt, unter Einbeziehung der Erkenntnisse aus einem Vortrag von Prof. Dr. Gerhard Ackermann über den 1. Schöpfungsbericht aus naturwissenschaftlicher Sicht:

Am Anfang erschuf Gott Himmel und Erde, so lautet der erste Satz der Bibel und unseres Predigttextes für den heutigen Sonntag.
Am Anfang erschuf Gott Himmel und Erde.
Am Anfang?
Und was war vor dem Anfang?
Bevor Gott Himmel und Erde erschuf?
Die jüdischen Denker waren etwas bescheidener als manche Naturwissenschaftler heute.
Sie treten gar nicht erst an, um diese Frage zu beantworten.
Bereschit – im Anfang, ein Wort, das mit B beginnt, ganz bewusst mit B und nicht mit A, dem ersten Buchstaben auch des hebräischen Alphabets.
Erkennen, was vor unserem Anfang liegt, dafür reicht unsere Weisheit, unser Gehirn, würden wir heute sagen, nicht aus.
Lassen wir es einfach, meinten die jüdischen Gelehrten.
Lassen wir es bei Gott.
Kümmern wir uns um das, was wir sehen und erkennen und erforschen können.
Nehmen wir unseren Platz ein und beginnen wir mit unserem Anfang.

Warum taten das die Juden im 6. Jahrhundert vor Christi?
Warum gedachten sie des Anfangs des Lebens und warum schrieben sie diesen naturwissenschaftlichen Bericht?
Und warum schrieben sie ihn als Loblied?

Nehmen wir für einen Moment Platz, neben ihnen,
auf einer Mauer am Rande des Flusses Euphrat in Babylon,
im 6. Jh. vor Christi, wo sie sich versammelt haben.
Schauen wir mit ihnen zusammen auf das Wunder des Lebens und hören auf ihre gesprochenen und inneren Worte.
Und wir sehen, dass wir von Menschen umgeben sind, die trauern.
Sie schauen mit nüchternen, fast leeren Blicken auf das Wasser.
Sie denken an ihre ferne Heimat Israel, an den Jerusalemer Tempel, der Wohnstatt Gottes.
Alles zerstört, alles durcheinander geworfen,
sie selber deportiert um einen neuen Anfang in Jerusalem unmöglich zu machen.
Ein Chaos.
Das Leben ist aus den Fugen geraten, ihre alte Ordnung dahin.
Wo ist Gott, nachdem unser Tempel zerstört wurde?, fragen sie sich.
Hat er uns allein gelassen hier in der Fremde?
Die Tage gleiten dahin.
Die Zeit dehnt sich zu Tagen, Wochen, Monaten, Jahren.
Wo ist Gott?
Eine gute Frage, die wir auch immer wieder stellen.
Einer aus der Menge steht auf, einer der Priester, die die Gemeinde in die Verbannung begleitet haben:
Erinnert euch, sagt er,
erinnert euch an das Lied Davids:
Tausend Jahre sind vor dir wie ein Tag.
Gott hält unsere Zeit in seinen Händen.
Und die Welt.
Und unser Leben.
Uns schaudert, erwidert ein Mann und drückt aus, was die meisten fühlen.
So gleichgültig ist Gott, dass unser kleines Leben nichts zählt?
Er lässt zu, dass wir hin und her geworfen werden und aus unserem Leben fallen.
Und einige von uns denken vielleicht:
Recht hat er, das kennen wir auch.
Chaos, Tohu wa Bohu, immer wieder wirft etwas unser Leben durcheinander,
schon morgens, wenn eins der Kinder Fieber hat und man selber zur Arbeit muss,
oder eine Krankheit kommt über einen oder eine Umweltkatastrophe
oder Menschen bauen Bomben und werfen eine ganze Stadt durcheinander.
Wie kann eine Welt, die Gott erschaffen hat, ein solches Chaos dulden?
In der ganzen Welt fallen Menschen doch immer wieder durch die Netze, sterben, leiden.
Ihr fallt nicht aus dem Leben, erwidert der Priester, und antwortet damit auch auf unsere Gedanken.
ihr seid mitten drin und Gott ist bei euch.
Schaut mit mir auf die Tage Gottes, auf sein Zeitmaß, auf die Kraft seines Lebens.
Und plötzlich singt er seine Worte.
Die Menschen heben den Kopf.
Die Melodie kennen sie anscheinend, aber die Worte sind ihnen neu.
Der Priester singt die erste Strophe eines Lobliedes,
das er sich angeregt durch babylonische Vorlagen ausgedacht hat,
eigens für seine Leute, eigens für seinen Gott.

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.
2Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.
3Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht.
4Und Gott sah, dass das Licht gut war.
Da schied Gott das Licht von der Finsternis
5und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht.
Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag.

Der Priester zeigt mit dem Finger über den ganzen Fluss:
Das Licht, das sich am frühen Morgen an den Ufern des Euphrat zeigt, ist dasselbe, das über den Bergen Jerusalems aufsteigt.
Es ist das Licht, von dem die Erde lebt.
Gott hat es geschaffen.
Im Licht zeigt sich seine Kraft.
Es kommt aus einer geheimnisvollen Quelle, die nur Gott kennt.
Vielleicht aus der Sonne?, fragt ein vorwitziger Junge direkt neben uns.
Nein, nein,  antwortet der Priester,
du siehst doch das Licht, bevor die Sonne kommt.
Und es bleibt hell, auch wenn die Sonne schon untergegangen ist.
Die Sonne nimmt ihre Strahlen aus dem großen Licht, das ist doch logisch.
Zur Sonne kommen wir später.
Wir lächeln vielleicht ein wenig, denn wir wissen es inzwischen besser.
Aber wir erkennen auch, dass der Priester Wesentliches erkannt hat,
das Licht war ganz am Anfang und durch das Licht kann Leben entstehen.
Und durch die Luft.
Das weiß auch der Priester, auch wenn er die Luft nicht Sauerstoff nennt, sondern freien Raum.

Und er singt weiter:
Und Gott sprach: Es werde eine Feste, ein Gewölbe, zwischen den Wassern, die da scheide zwischen den Wassern.
7Da machte Gott die Feste und schied das Wasser unter der Feste von dem Wasser über der Feste. Und es geschah so.
8Und Gott nannte die Feste Himmel. Da ward aus Abend und Morgen der zweite Tag.

Ist es nicht wunderbar, fragt der Priester?
Da tobt die Urflut, da bedeckt Wasser den Himmel und die Erde und kein Raum ist da für das Leben.
Und Gott schiebt die Wasser zurück, dass ein Raum entsteht,
der Raum der Erde, der Raum um die Stadt Jerusalem, aber auch der Raum hier.
Alles ist eines, alles gehört zum Raum unseres Lebens.
Ist da oben auch Wasser?, fragt der Knabe wieder.
Ich finde, es sieht aus wie Luft.
Die Leute schütteln den Kopf.
Da sind sie sich einig mit den Gelehrten aus Babylon.
Der Himmel hat seine blaue Farbe von den Wassern, die die Welt erfüllen.
Der Priester blickt einen Moment prüfend die Höhe, dann lächelt er dem Knaben zu.
Es ist Wasser, Wasser das Gott zurückhält, keine Sorge.
Und er fährt fort und nennt die dritte Bedingung für das Leben,
das Wasser, das Gott nicht ganz von der Erde verschwinden lassen hat.


9Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an besondere Orte, dass man das Trockene sehe. Und es geschah so.
10Und Gott nannte das Trockene Erde, und die Sammlung der Wasser nannte er Meer. Und Gott sah, dass es gut war.
11Und Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringe, und fruchtbare Bäume auf Erden, die ein jeder nach seiner Art Früchte tragen, in denen ihr Same ist. Und es geschah so.
12Und die Erde ließ aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringt, ein jedes nach seiner Art, und Bäume, die da Früchte tragen, in denen ihr Same ist, ein jeder nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war.
13Da ward aus Abend und Morgen der dritte Tag.

Wasser und Licht sind da am dritten Gottestag,
erläutert uns der Priester und wir wissen, wie die Blumen ihre Kelche öffnen, wenn der Tag anbricht.
Ohne Licht lebt nichts auf der Welt.
Und so wächst auch alles am Tag und ruht in der Nacht.
Bewundert die Schönheit der Pflanzen und Bäume.
Schaut die hängenden Gärten des Nebukadnezars an.
Die wunderbaren Blumen, die Farben.
Wir folgen seinem Finger und sind beeindruckt.
So viele verschiedene Arten von Blumen hätten wir in dieser Wüstengegend nicht erwartet.
„Da drüben“, fährt der Priester fort, „da steht auch unsere Narzisse.“
Tatsächlich, sagen  die Leute und für einen Moment sind sie in ihrem eigenen Garten in Jerusalem.
„Wie kommt die denn da hin?“, fragt der kleine Junge.
„Die Soldaten haben den Auftrag, fremde Blumen aus den Ländern, die sie erobern, mitzubringen“, erwidert der Priester.
„So wie wir hier auf die Blumen der Länder schauen, so blickt Gott auf die Pflanzen der Welt.
Es gibt für Gott keine Grenzen, er kann alles überall wachsen lassen.“
„Und die Farben?“, fragt der Junge wieder, „Gott kann doch unmöglich so viele Farben mischen.“
„Warum nicht?“, fragt der Priester, der undeutlich spürt, dass die Frage zu Recht besteht, aber keine Antwort weiß.
Tja, warum nicht.
Auch bei uns können die wenigsten aus dem Stand erklären,
dass das Gelb des Löwenzahns eigentlich eine raffinierte Mischung von Rot und Grün ist.
Auch uns fällt zu den Blumen häufig nur ein mit Paul Gerhard auszurufen: Narzissus und die Tulipan, die ziehen sich viel schöner an als Salomonis Seide.
Wir schauen also einfach mit den anderen bewundernd auf die Vielfalt der Farben und hören dem Priester weiter zu:


14Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre
15und seien Lichter an der Feste des Himmels, dass sie scheinen auf die Erde. Und es geschah so.
16Und Gott machte zwei große Lichter: ein großes Licht, das den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere, dazu auch die Sterne.
17Und Gott setzte sie an die Feste des Himmels, dass sie schienen auf die Erde
18und den Tag und die Nacht regierten und schieden Licht und Finsternis. Und Gott sah, dass es gut war.
19Da ward aus Abend und Morgen der vierte Tag.

Gott begleitet uns durch unseren kleinen Tag.
Der Priester wird eindringlicher in seiner Rede.
Darauf kommt es ihm an, das merkt man.
Er will Gott ganz nahe an die Menschen heranbringen, gerade angesichts der Weite der Welt, der Ferne von Israel.
Gott hilft uns in jeder Stunde, macht er ihnen klar.
Wir wissen, dass wir mit der Arbeit beginnen sollen, sobald die Sonne über den Horizont schaut,
wir wissen, dass der Mond uns ins Bett schickt.
Der Junge blickt zu Boden.
Er sitzt gerne heimlich bei Mondschein am Euphrat
und er hat beobachtet, dass er dort nicht alleine ist,
sondern manche Jungen und Mädchen ebenfalls diese Stunden nutzen und häufig auch gemeinsam.
Aber das behält er für sich.
Und die Sterne geben uns Zeichen für unser Leben, fährt der Priester fort,
je nachdem unter welchem Stern du geboren bist.
Sie stehen in fester Ordnung am Himmel.
Nein, platzt der Junge heraus, sie wandern.
Die Mutter blickt strafend zu ihrem Sprössling.
Der errötet und schweigt.
„Du hast recht“, sagt der Priester.
„Alle Sterne sind in fester Ordnung aufgehängt in den Sphären, aber sie wandern gemeinsam über den Himmel, weil Gott sie bewegt.
Nur einige, die Wandelsterne, uns ganz nahe, verhalten sich anders.
Warum? Mein Junge, Gott wird es wissen.“  
Und schnell, weil er sieht, dass der Junge noch eine Frage auf den Lippen hat,
die er vermutlich ebenso wenig beantworten kann, singt er weiter
und wir sparen uns unsere Erklärungen ebenfalls
und denken an die festen Bahnen der Planeten
und die Weite und Unfassbarkeit des Alls und an seine Ordnung trotz allem
und hören weiter zu.

20Und Gott sprach: Es wimmle das Wasser von lebendigem Getier, und Vögel sollen fliegen auf Erden unter der Feste des Himmels.
21Und Gott schuf große Walfische und alles Getier, das da lebt und webt, davon das Wasser wimmelt, ein jedes nach seiner Art, und alle gefiederten Vögel, einen jeden nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war.
22Und Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllet das Wasser im Meer, und die Vögel sollen sich mehren auf Erden.
23Da ward aus Abend und Morgen der fünfte Tag.

Es war die Nahrung da, erklärt der Priester, also konnten auch die Tiere kommen und sich ausbreiten und verändern.
So viele Arten von Tieren im Wasser, das am Anfang der Zeit da war
und dann auch in der Luft, in dem Raum, den Gott als erstes erschuf.
„Alle auf einmal?“, fragt der Junge.
Der Priester wird ungeduldig.
1000 Jahre sind bei Gott wie ein Tag, erwidert er.
Gott sorgt dafür, dass das Leben immer wieder überraschend und neu entsteht.
In vielen Formen, auf vielerlei Weise.
Wen interessiert, wann und wie genau?
„Mich interessiert das“, könnte der Junge antworten,
aber er lässt es und überlässt die Frage späteren Generationen.
Und gerne hätten wir ihm gesagt,
dass der Priester das ganz richtig beschrieben hat
und dass mitnichten die ersten Fische an Land gekrabbelt waren und dort einige Jahrtausende versuchsweise am Strand kampiert haben,
bis ihnen genügend Beine gewachsen waren, dass sie auch das übrige Land unter die Füße nehmen konnten,
sondern dass sich die Welt in Sprüngen entwickelt hat,
überraschend chaotisch, weil die Umwelt sich verändert hat und einige darin bestehen konnten,
die sich zufällig schon in die richtige Richtung entwickelt hatten,
weil sie Atemorgane und oder Beinansätze hatten und sich dann durch ihren Nachwuchs sich ausbreiten konnten.
Hört weiter, beendet der Priester das leise Murmeln, das auch unter seinen Hörern entstanden ist.
Er weiß, wenn Juden anfangen zu debattieren, dann hören sie so schnell nicht auf
und er will ihnen keinen Naturkundeunterricht geben,
er will ihnen das Leben in Gottes Nähe ans Herz legen, das ihnen zu entgleiten scheint.

24Und Gott sprach: Die Erde bringe hervor lebendiges Getier, ein jedes nach seiner Art: Vieh, Gewürm und Tiere des Feldes, ein jedes nach seiner Art. Und es geschah so.
25Und Gott machte die Tiere des Feldes, ein jedes nach seiner Art, und das Vieh nach seiner Art und alles Gewürm des Erdbodens nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war.
26Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alle Tiere des Feldes und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht.
27Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau.
28Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht.
29Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise.
30Aber allen Tieren auf Erden und allen Vögeln unter dem Himmel und allem Gewürm, das auf Erden lebt, habe ich alles grüne Kraut zur Nahrung gegeben. Und es geschah so.
31Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. Da ward aus Abend und Morgen der sechste Tag.
1So wurden vollendet Himmel und Erde mit ihrem ganzen Heer.

Die Menschen atmen einmal tief durch nach dieser langen Rede.
Und sie atmen auf.
Und wir mit ihnen.
Was sie vorher nicht gesehen haben, –
jetzt ist es wieder in ihren Blick gerückt.
Sie sind nicht aus der Welt gefallen, und dem Chaos ausgeliefert, auch wenn es immer wieder ihr Leben durcheinander wirft,
sie stehen auch nicht abseits hier in Babylon.
Gott ist da und sie, die Menschen befinden sich in der Mitte des Lebens.
Sie teilen ihr Leben mit der ganzen Schöpfung.
Sie sind klein und unbedeutend auf der einen Seite, nur ein kleiner Teil des großen Ganzen.
Ein Blick in die Weite des Himmels, ein Blick auf die Vielfalt der Pflanzen und Tiere zeigt ihnen das.
Aber es ist auch der Raum ihres Lebens, den sie gestalten dürfen,
weil Gott diesen Raum für sie offen hält und das Chaos immer wieder zurückdrängt.
Und jeder einzelne ist ein Wunder der Schöpfung und hat seinen Raum, wird gesehen und gehalten vom Schöpfer der Welt.
Macht euch das immer wieder klar, sagt der Priester,
Gott hält das Leben und unsere Zeit in der Hand.
Und das sollen wir betrachten und erforschen und staunen angesichts der Größe und Vielfalt des Lebens, das aus seinem Licht hervorgeht.
Dazu gibt Gott uns Zeit immer wieder, jede Woche.
Und daher schließen wir die Betrachtung des Lebens so:

2Und so vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte.
3Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken, die Gott geschaffen und gemacht hatte.
4So sind Himmel und Erde geworden, als sie geschaffen wurden.

Verlassen wir die Menschen am Euphrat und kehren zu uns zurück und noch einmal zum Anfang.

Tohu wa Bohu, Chaos – das ist der Anfang der Erde.
Ob man diesen Anfang Urknall nennt oder Tohu wa bohu ist eigentlich gleichgültig.
Am Anfang war es fast unvorstellbar,
dass aus diesem Chaos, aus dieser Ursuppe,
aus den auseinanderdriftenden Atomen und Massen und Sternenstaub irgendetwas entsteht, das man Leben in unserem Sinn nennen kann.
Aber Gott schuf diese Erde.
Mit ihrem Tohuwabohu.
Und sein Geist schwebt über den Wassern, wachsam wie ein Adler über seinen Jungen.
Gott steht drüber und hat alles, was sich unserem Begreifen entzieht, im Blick, sagt die Bibel.
Auch, dass die Erde ein unwirtlicher, chaotischer Ort war und in gewisser Hinsicht auch bleibt.
Das gehört anscheinend zur Schöpfung dazu.
Gott , so erleben das die Menschen, drängt das Chaos immer wieder zurück und lässt es gleichzeitig als Prinzip des Lebens auch immer wieder zu.
Damit leben wir.
Wir können dagegen aufbegehren
oder darüber staunen.
Die Israeliten waren nicht zimperlich, was das Aufbegehren und Klagen angeht, wie wir an den Psalmen sehen.
Aber auf die Schöpfung und ihren Gott lassen sie nichts kommen.
Die ist so gut, wie sie nur sein kann,
man muss nur genau hinsehen und das Wunder betrachten,
das da aus Chaos und Urknall und Tohu wa bohu entstanden ist.
Das haben die Wissenschaftler damals im 6. Jh. entsprechend ihrer Möglichkeiten getan.
Und darin sind wir den Menschen am Ufer des Euphrat ganz nahe.
Auch unser Leben wird durch manches Tohu wa bohu immer wieder schmerzlich durcheinander, geworfen, ohne dass wir das wirklich erklären können,
und auch wir müssen immer wieder zu dem beglückenden Vertrauen finden,
dass nichts, was wir erfahren könnten, sich Gottes Wirken entzieht.
Gott ist überall,
er bleibt, auch wenn die Welt untergeht, auch wenn wir sterben. 
Ein Sprung ist das, das zu glauben.
Aber ein Sprung, der uns gut tut.
Es tut gut zu glauben, zu vertrauen,
das hinter allem Gottes ordnende Hand steht,
auch wenn wir seinen Sinn für Ordnung manchmal nicht verstehen,
heute genauso wenig wie damals.
Es lebt sich besser, wenn wir darauf vertrauen, dass Gott für uns da ist,
besser, als in einem gleichgültigen Universum.
Wir sind ein kleiner Teil des Ganzen
und  wir tragen unseren Teil bei, es zu schützen und zu bewahren, was da an jedem Tag neu entsteht.
Es lebt sich gut unter der schützenden Hand Gottes,
denn dann kommt niemand auf die Idee,
die Dinge und das Leben selber in die Hand zu nehmen und zu töten und zu vernichten,
was eindeutig nicht zu den Aufgaben der Menschen gehört.
Und das wünsche ich auch den Jüngeren unter uns und zur Zeit vor allem den Konfis, dass sie das erleben,
diese Freude und Sicherheit in allen Unsicherheiten des Lebens:
Gott ist da und sagt zu allem, was da ist, auch zu uns allen hier:
Sehr gut, weil alles, weil jeder die Chance hat sehr gut zu werden.
Er bleibt an unserer Seite, auch wenn alles durcheinander gerät,
weil sein Leben eben so ist,
Ordnung und Chaos, Seite an Seite.
Lobe Gott meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat,
singt das Volk Israel.
Mit ihrem Blick lasst uns in die neue Woche gehen.
Und uns freuen, dass es uns gibt,
ein Wunder
und dass es diese Welt gibt,
den Raum unseres Leben, ein noch größeres Wunder,
und dass es Gott gibt,
der auf wunderbare Weise unser Leben und unsere Zeit in seinen Händen hält,
für immer und ewig.
Amen.





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