Samstag, 27. Dezember 2014

Joh 8,12 (Neue Perikopenordnung Reihe IV) 1. Weihnachtstag 2014


Predigt zu Joh 8, 12 1. Weihnachtstag

Licht steigt auf am Horizont, rötet die Wolken, flutet den Himmel.
Alles, was ist, nimmt Licht an und wirft es zurück,
wird sichtbar.
Bäume und Felder,
Straßen und Häuser.
Der Stein am Weg, der Berg in der Ferne.
Nichts bleibt verborgen.

Ich bin das Licht der Welt.

Licht, nicht zu bändigen,
breitet sich aus im eigenen Tempo.
Und verschwindet blitzartig, wenn die Quelle erlischt.
Einmal auf den Weg gebracht
flitzt es Jahrtausende durch das Weltall,
lässt sich nicht aufhalten und nicht einfangen.
Wer Licht einsperren will, hat nur Dunkel in der Hand.

Ich bin das Licht der Welt.

Licht, das sind Wellen sagen die Physiker oder Teilchen, je nachdem.
Ja, was denn nun?
Man kann sagen, aber nur so ungefähr, wo Licht sein wird.
Licht kratzt an Exaktheit,
lässt Wissenschaftler rechnen mit Wörtern wie „wahrscheinlich“.
Treibt Normalsterbliche in den Wahnsinn,
die versuchen, das zu verstehen.

Ich bin das Licht der Welt.

Licht, sagten die Forscher der Bibel,
damals im fremden Babylon, als sie Zeit hatten zum Nachdenken,
Licht hat eine geheime Quelle,
irgendwo bei Gott,
Licht ist da vor Sonne und Mond und den Sternen, die sich aus ihm speisen.
Denn man sieht es ja, am Horizont, bevor man Sonne sieht oder Mond.
Gott macht das Licht.
Ganz am Anfang.
Immer als erstes, vor Tag, vor Schöpfung,
Irgendwo im Verborgenen.
Bevor etwas Gestalt gewinnt, ist Licht schon da.

Ich bin das Licht der Welt, sagt Jesus,
Wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.

Lied: EG 74 Du Morgenstern, du Licht vom Licht


Alles, was ist, nimmt Licht an und wirft es zurück,
wird sichtbar.
Licht dringt durch die Nacht des Todes,
führt durch die Finsternis.
Es erhellt die dunklen Täler in Sekundenschnelle,
erlischt auch, aber kommt wieder, immer wieder,
und wird geboren in einer Krippe, in einem Stall.
Das wird jetzt kein Jubelruf über den Gott, der sich einlässt auf Enge und Finsternis.
Licht in einem Stall,
da ist nichts mehr mit Enge und Niedergedrücktsein.
Licht, die unverfügbare Kraft,
Gottes ewiges Licht in der Krippe,
da hebt sich das Dach,
da scheint der Himmel hinein,
da werden Sterne groß wie die Sonne oder jedenfalls einer,
da ist Platz in einem Stall für die ganze Welt.
Aller Welt wird Heil widerfahren, in dieser Nacht,
behauptet Gabriel selbstbewusst
allen sind die Augen geöffnet.
Sie sehen.
Sie stehen gemeinsam vor der Krippe.
Sie jubeln mit den Engeln in einem Chor:
Friede auf Erden.
Hirten, Analphabeten vermutlich, ungeübt in der Konversation,
werden zu Botschaftern des Lichtes Gottes,
fangen plötzlich an zu predigen, erzählen und alle hören zu.
Marias Herz ist bewegt.
Das Licht der Welt liegt vor ihr, ihr Sohn,
ein kleines Teilchen von Gottes Licht, das aber Wellen schlagen wird,
große Wellen, da ist sie sicher.
Ich bin das Licht der Welt.
Zu diesem Selbstbewusstsein wird sie ihren Sohn erziehen
und alles geben, was sie hat.

Lied: 37, 1 Ich steh an deiner Krippen hier

Einmal auf den Weg gebracht
flitzt das Licht Jahrtausende durch das Weltall,
lässt sich nicht aufhalten und nicht einfangen.
Wer Licht einsperren will, hat nur Dunkel in der Hand.

Ich bin das Licht der Welt.
Da holt aber einer richtig aus.
Ich bin das Licht.
Jesus weiß nichts von Wahrscheinlichkeitsrechnung,
aber die Kraft des Lichtes, die kennt er,
aus heißen Sommern, aus dunklen Nächten.
Er kennt den Schein der Öllampen
und das Flackern von Kerzen, die den Raum erhellen, sobald sie entzündet sind.
Ich bin das Licht der Welt.
Und Jesus, der Jude, kennt natürlich auch die Geschichte vom Licht am ersten Tag,
weiß, dass das Licht ewig ist, vor allem anderen war, von Gott kommt.
Er kennt auch die Worte Gottes an Jesaja (aus Jes 42,6; 49, 6)
Ich mache dich zum Licht der Heiden,
dass du die Augen der Blinden öffnen sollst
und die Gefangenen aus dem Gefängnis führen
und, die da sitzen in der Finsternis, aus dem Kerker,
dass du seist mein Heil bis an die Enden der Erde.

Licht, das sich nicht einsperren lässt.
Licht, das sich von der Finsternis nicht aussperren lässt.
Ich bin das Licht der Welt.
Da meint einer, was er sagt.
Keine falsche Bescheidenheit.
Ein großer Anspruch an sich und andere
angesichts der Finsternis, die Jesus spürt und sieht
und an der er leidet wie die Menschen um ihn herum:
Das Klein – Klein der Hoffnung,
das sich mühsam an die Grenzen hält, die ihnen gesetzt werden,
die Anstrengung das Leben zu erhalten,
Nahrung – ein Problem,
Krankheit – eine Katastrophe,
Alter – nur erträglich, wenn die Söhne bleiben,
sich nicht in die Berge schlagen, weil sie den Römern unangenehm aufgefallen sind und sich wehren.
Finsternis um sie herum,
das ist wie eine verschlossene Tür, vor der sie stehen.
Keine Idee, wie sie zu öffnen wäre.
Blendende Finsternis, dass sie das Licht  kaum noch wahrnehmen.
Ich bin das Licht der Welt, sagt Jesus,
ein großer Anspruch und eine große Verheißung.
Der Jesus anschaut, der sieht Licht in der Finsternis.
Die ihm nachfolgt, die lebt im Licht.

Lied: EG 37, 3 Ich lag in tiefster Todesnacht

Licht des Lebens.
Licht in der Finsternis.
Das Licht Gottes hatte die Krippe verlassen,
die Windeln abgelegt nach einiger Zeit,
und sich auf den Weg gemacht hinein in die Welt.
Und war nicht aufzuhalten.
Jesus vertraute der Quelle des Lichtes,
das war, bevor irgendetwas wurde und bleibt, wenn alles geht.
Er vertraute der Kraft Gottes,
die wie ein Irrlicht Grenzen umtanzt und überwindet.  
dieser Kraft, die einen Funkenflug der Liebe niederregnen lässt, wo Trauer oder Hass lebt,
einen Regenbogen der Hoffnung spannt, wo alles am Ende scheint.
Keine Finsternis, der Jesus auswich,
das Dunkel der Gefängnisse,
das Dunkel der Blinden,
das Dunkel der Schuldbeladenen –
Jesus ging hinein und brachte Hoffnung und Liebe und Heilung in verfahrenes Leben,
ging bis in das Dunkel des Todes.
Die Jünger Jesu haben gelitten.
Für sie sah es so aus, als ob ihre große Hoffnung, das Licht ihres Lebens mutwillig  sein Verlöschen provoziert.
Denn so weitreichend und schnell und ungreifbar das Licht auch ist:
für eine Kerze reicht eine Handvoll Wasser, ein Atemhauch, um ihr das Licht auszublasen.
Aber Licht sein, sagt Jesus, heißt nicht über den Dingen schweben,
einmal aufzuscheinen,
eine Lightshow abzuziehen, mit großartigen Effekten
und dann dem grauen Alltag wieder Platz zu machen.
Ich will alles und ich will alles für euch,
Leben im Licht, Licht des Lebens.
Wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln in der Finsternis,
sondern wird das Licht  des Lebens haben.

Lied: EG 37, 8.9

Licht zu Weihnachten, da können wir nicht genug von bekommen.
Kerzen, Lichterketten,
von der Wärme des Lichtes angetriebene Pyramiden,
die dunkelsten Tage des Jahres leuchten so intensiv, so zu Herzen gehend,
wie es kein Sommertag schafft.
Dieses Weihnachtslicht in sich zu tragen, das schmerzt,
denn es verhindert, dass wir die Augen schließen vor dem,
was wir nicht sehen möchten.
Licht Gottes lässt sich nicht einsperren und lenken.
Es macht sichtbar nicht nur die Berge und Täler,
sondern eben auch die Herzen der Menschen, ihre Liebe, ihren Schmerz.
Wer Jesus nachfolgt, spürt den Schmerz und die Liebe des Nächsten wie seinen eigenen.
Dieses Licht in sich tragen, macht ruhelos,
treibt uns zu Flüchtlingen in unserer Nachbarschaft,
trotz Weihnachten und Vorbereitungen.
In diesem Licht, da sieht man einfach zu viel.
Da kann dieser und jener noch Hilfe gebrauchen und dieses Leid gelindert und dieses Wort gesprochen werden.
Aber so ist das eben, wenn einer in eine Krippe blickt,
in der das Licht der Welt aufscheint
und sich aufrichtet und Licht sieht, wo andere nur dunkel vermuten
und Dunkelheit spürt, wo andere Abstand halten. .


Weihnachten.
Alle sind da.
Wir feiern.
Feiern das Kind in der Krippe.
Feiern die Liebe Gottes zu dieser Welt.
Kerzen brennen.
Wir geben das Licht weiter, schenken, nicht nur den Nahen, auch dem Nächsten.
Jesus Christus spricht:
Ihr seid das Licht der Welt.
Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein.
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind.
So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.
Amen


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