Aufbau der Predigt
Seht, welch eine Liebe I
Seht, welch eine Liebe I
(Die Hirten auf dem Feld.)
Str. 1 Ich steh an deiner Krippen hier
Seht, welch eine Liebe II
(Paul Gerhard vor der Krippe, 1)
Str. 2. 5. 12
Str. 2. 5. 12
Seht, welch eine Liebe III
(Paul Gerhard vor der Krippe, 2)
Str. 3.4
Seht, welch eine Liebe IV
(Krippe unter dem Weihnachtsbaum)
(Krippe unter dem Weihnachtsbaum)
Str. 14
Seht welch eine Liebe V
(Unser Weg von der Krippe in die
Welt)
Schluss.
Im Anschluss Musik
Im Anschluss Musik
1 Johannes 3, 1-2 Weihnachten 2017
Der Predigttext für den 1. Weihnachtstag steht im 1. Johbrief, im 3. Kapitel.
1 Seht, welch eine Liebe hat uns der
Vater erwiesen, dass wir Gottes Kinder heißen sollen – und wir sind es auch!
Darum erkennt uns die Welt nicht; denn sie hat ihn nicht erkannt.
2 Meine Lieben, wir sind schon
Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden.
Wir wissen: Wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein; denn wir werden
ihn sehen, wie er ist.
Seht, welch eine Liebe I
(Die Hirten auf dem Feld.)
Seht!
Welch eine Liebe!,
sagt der Engel und deutet mit dem
Finger oder vielleicht ist es auch ein Flügel auf den Feldweg in Richtung
Bethlehem.
Seht! Ihr werdet finden das Kind in
der Krippe.
Die Hirten schauen erstaunt auf eine
helle Gestalt in den leuchtenden gelben Gewändern, leichter Stich ins Blaue.
Ihr werdet sehen, antwortet der
Engel.
Was genau werden wir sehen?, fragt
der eine.
Gott, sagt der Engel.
‚Ein Kind’ hast du gerade gesagt,
antwortet er.
Der Engel seufzt: Wenn es offenbar
wird, werdet ihr ihm gleich sein; denn ihr werdet ihn sehen, wie er ist.
Wie Gott ist, fragt ein anderer
ungläubig?
Ja, sagt der Engel etwas ungeduldig.
Ihr werdet ein Herz und eine Seele mit ihm sein.
Der Hirte schaut an sich herunter.
Ein Umhang, fleckig, leicht
angerissen.
Was soll das, fragt er, willst du
uns hochnehmen?
Der Engel seufzt.
Er blickt nach oben und nickt.
Die himmlischen Heerscharen haben
nur auf den Moment gewartet, scheint es.
Sie fliegen, schweben oder lassen
sich einfach herab, genauer kann man ihr Erscheinen nicht beschreiben.
Sie stimmen ihren Gesang an und die
skeptischen Stimmen der Hirten verstummen.
Eingehüllt sind sie in klingenden
Lobpreis und hellen Frieden auf Erden.
Einen Moment, so scheint es ihnen,
werden ihre Füße so leicht, dass sie den Boden nicht mehr spüren.
Dann entzieht sich das singende Volk
wieder in himmlische Sphären und die Hirten bleiben allein.
Sie schauen sich stumm an.
Dann machen sie sich auf den Weg.
Sie können gar nicht anders.
Sie kommen zum Stall, öffnen die
Tür, sehen kurz zu den Eltern, die erschöpft im Stroh neben der Krippe sitzen.
Sie schauen in die Krippe hinein,
auf das Kind,
seinen kleinen Kopf,
seinen kleinen Kopf,
sehen das Haar, das daran klebt,
die kleine Nase, die runden Wangen,
kurz öffnen sich die Augen,
richten sich auf die Gesichter, die sich über die Krippe neigen.
Und auf einmal wird etwas ganz weich und zart in ihnen.
die kleine Nase, die runden Wangen,
kurz öffnen sich die Augen,
richten sich auf die Gesichter, die sich über die Krippe neigen.
Und auf einmal wird etwas ganz weich und zart in ihnen.
Es ist es, als ob sich die ganze
Welt ihnen öffnet:
Das Kind schaut sie an und schläft wieder
ein.
Und in dieser Zartheit, da sehen sie,
sehen tatsächlich, wie Gott ist und wie sehr er ihnen gleicht.
Seht, welch eine Liebe hat uns unser
Gott erwiesen, dass wir seine Kinder heißen sollen – und wir sind es auch!
Langsam richten sich die Hirten auf,
heben den Kopf:
Selbstbewusst und ein wenig stolz
lächeln sie sich zu.
Sie stehen mitten in einem hellen
Frieden voller Liebe und spüren zum ersten Mal:
Wir sind mittendrin, bereit alles zu
geben,
unser Herz, unsere Seele, unseren
Mut,
bereit alles von Gott zu empfangen.
Seht!
Welch eine Liebe!
Wir bleiben an ihrer Seite und
besingen diesen Moment:
1. Ich steh an deiner Krippen hier,
o Jesu, du mein Leben;
Ich komme, bring und schenke dir,
Was du mir hast gegeben.
Nimm hin, es ist mein Geist und
Sinn,
Herz, Seel und Mut, nimm alles hin
und lass dir's wohlgefallen.
Seht, welche eine Liebe II
(Paul Gerhard vor der Krippe, 1)
Seht!
Welch eine Liebe!
Im Jahr 1651 sitzt einer versunken
in seinem Haus.
Weihnachten ist in Mittenwalde.
Paul Gerhard ist Pfarrer dort.
Die Schrecken des 30 Jährigen
Krieges stecken drei Jahre nach seinem Ende allen im Geist und in den Gliedern.
Frieden ist noch ein Fremdwort.
Das Land ist verödet, ganze Dörfer
in Brandenburg entvölkert.
Viele Menschen sind Epidemien, dem
Hunger oder den Heeren zum Opfer gefallen.
Die überlebt haben, sind verroht und
orientierungslos.
Paul Gerhard war elf Jahre, als die
Kriege begannen.
Jetzt ist er 44.
Und allein. Eine Frau und Kinder hat
er nicht.
Wer könnte auch an Liebe denken in
diesen Zeiten oder gar eine Familie gründen?
Paul Gerhard versenkt sich in die
Weihnachtsgeschichte.
Er tritt mit den Hirten in den
Stall.
Er beugt sich mit ihnen über die
Krippe und schaut auf das Kind.
Er sieht den kleinen Kopf, das Haar,
das daran klebt,
die kleine Nase, die runden Wangen,
kurz öffnen sich die Augen,
richten sich auf sein Gesicht.
die kleine Nase, die runden Wangen,
kurz öffnen sich die Augen,
richten sich auf sein Gesicht.
Die schwarze Dürre des Lebens, das
zerstörte, öde Land tritt zur Seite.
Etwas bricht auf, das macht ihn zum
Menschen, zum Ebenbild Gottes.
Seht, welch eine Liebe hat uns Gott
erwiesen, dass wir seine Kinder heißen sollen – und wir sind es auch!
Zärtlichkeit erfüllt ihn,
ein ungewohntes Gefühl:
Das hatte im Kampf ums Überleben
keinen Raum.
Jetzt steht er plötzlich mitten in
einem hellen Frieden voller Liebe und spürt:
Ich bin mittendrin, bereit alles zu
geben, mein Herz, meine Seele, meinen Mut,
bereit alles von Gott zu empfangen.
„Ich steh an deiner Krippen hier, oh
Jesu du mein Leben.
Ich komme bring und schenke dir, was
du mir hast gegeben.“
Ein Liebesgedicht schreibt er unter
dem Eindruck dieses Erlebnisses.
Und findet wunderschöne Worte, um
diese Beziehung zu beschreiben.
„Meine Seele, mein Herz, nimm alles
hin.“
Im Kind in der Krippe tritt ihm ein
göttliches Du auf Augenhöhe entgegen.
Es öffnet ihn und er spürt eine
Sehnsucht, die über alle Grenzen hinausgeht.
„Ich sehe dich mit Freuden an und
kann mich nicht satt sehen.
Oh, dass mein Sinn ein Abgrund wär
und meine Seel ein weites Meer, dass
ich dich möchte fassen.“
Alles, alles möchte er für das Kind
tun, sein Freund sein, seine Krippe schmücken.
Er ist ein Mann, der es sich in
diesen Zeiten gestattet, die Zärtlichkeit, die ihn ganz erfüllt, in Worte zu
fassen.
Die waren dann teilweise für ein
protestantisches Gesangbuch doch etwas zu viel.
Aber wir sind nicht zimperlich und
schwelgen mit ihm:
2.
Du hast mit deiner Lieb erfüllt
mein Adern und Geblüte.
Dein schöner Glanz, dein süßes Bild
liegt mir ganz im Gemüte.
Und wie mag es auch anders sein:
Wie könnt ich dich, mein Herzelein,
aus meinem Herzen lassen!
5. Ich sehe dich mit Freuden an
und kann mich nicht satt sehen.
Und weil ich nun nicht weiter kann,
bleib ich anbetend stehen.
O dass mein Sinn ein Abgrund wär
und meine Seel ein weites Meer,
dass ich dich möchte fassen!
12. Zur Seiten will ich hier und dar
viel weißer Lilien stecken.
Die sollen seiner Äuglein Paar
im Schlafe sanft bedecken.
Doch liebt viel mehr das dürre Gras
Dir, Kindelein, als alles das,
was ich hier nenn und denke.
Seht welch eine Liebe III
(Paul Gerhard vor der Krippe, 2)
Seht!
Welch eine Liebe!
Weihnachten ist.
Die trostlose Welt um ihn herum ist
noch da.
Paul Gerhard hat sie nicht
vergessen.
Er sieht in dem Kind, wie Gott ist,
hilflos und wehrlos dem Dunkel
ausgeliefert,
und doch voller Macht, die Herzen zu
rühren.
So ist Gott und so ist er selber.
Wie ein Kind sehnt er sich nach
Nähe, Geborgenheit und Liebe in schwarzen Zeiten und weiß jetzt: Gott teilt
meine Sehnsucht.
In den Augen dieses Kindes sieht er,
was noch nicht offenbar ist, aber was seit Anbeginn der Zeit, als er noch nicht
geboren waren, die Welt erfüllt:
Gottes Augen schauen mich an,
wie ein Vater, wie eine Mutter,
voller Liebe.
Was ich mir selber nicht sagen kann,
das sagt Gott mir und allen Menschen
seit Beginn der Schöpfung,
voller Zärtlichkeit und Liebe:
Sehr gut seid ihr, wirklich sehr
gut, meine Kinder.
Paul Gerhard richtet sich auf,
selbstbewusst, voller Freude.
Er spürt:
Ich stehe mitten in einem hellen
Frieden voller Liebe.
Ich bin mittendrin, bereit alles von
Gott zu empfangen,
alles zu geben.
Paul Gerhard erlebt durch das Kind
in der Krippe die Botschaft des Jesus von Nazareth hautnah, die sagt:
Keiner kann euch diese Würde nehmen.
Eure Gotteskindschaft,
die setzt eine Grenze für alle, die
die Augen verschließen vor der Zärtlichkeit, zu der Gott alle Welt einlädt, vom
ersten Tag an.
Diese Zärtlichkeit mag nicht
offenbar sein, aber sie ist in der Welt.
Auch heute, allem zum Trotz, dürft
und könnt ihr sie leben.
In ihr begegnet ihr Gott.
Paul Gerhard hat sich dieser
Zärtlichkeit geöffnet.
Er hat es noch mit Mitte Vierzig in
diesen schweren Zeiten gewagt eine Frau zu lieben und seine Kinder.
Er hat immer wieder Bitteres erlebt
in der Folge.
Aber er ist Gott auf Augenhöhe
begegnet, hat es gewagt, mit seinen Augen die Welt zu betrachten.
Er weiß, Gott ist in der Welt, und
damit ist meine Zukunft trotz allem offen.
Seht!
Welch eine Liebe!
Wir singen:
3.
Da ich noch nicht geboren war,
da bist du mir geboren.
Und hast mich dir zu eigen gar,
Eh ich dich kannt, erkoren.
Eh ich durch deine Hand gemacht.
Da hast du schon bei dir bedacht,
wie du mein wolltest werden
4. Ich lag in tiefster Todesnacht.
du warest meine Sonne,
Die Sonne, die mir zugebracht
Licht, Leben, Freud und Wonne.
O Sonne, die das werte Licht
des Glaubens in mir zugericht't,
wie schön sind deine Strahlen!
Seht welch eine Liebe IV
(Die Krippe unter dem
Weihnachtsbaum)
Seht!
Welche eine Liebe!
Sie stellt die Figuren der
Weihnachtsgeschichte auf unter dem Weihnachtsbaum.
Wie jedes Jahr.
Ein Bein der Krippe ist abgebrochen.
Sorgsam klebt sie wieder an.
Alle umstehen sie das Kind.
Die Hirten, die Sterndeuter, hinter
der Krippe Maria und Josef.
Schöne Figuren sind es,
geschmackvoll geschnitzt.
Sie liebt ihre Krippe, kennt die
Figuren von klein auf, sie hat sie von den Eltern geerbt.
Jedes Jahr wird es für sie
Weihnachten, wenn sie diese Szene, diesen wichtigen Moment der Weihnachtsgeschichte
aufbaut.
Sie weiß: Jedes Jahr in allen
Ländern der Welt wird es Weihnachten in vielen Häusern, Geschäften, Kirchen.
Wie sie stehen Menschen vor der
Krippe und werden einen Moment still, schauen und lassen sich anschauen.
Seht! Welch eine Liebe!
Und immer wieder spüren Menschen den
Wunsch, dass an Weihnachten doch einmal alle und alles ein Herz und eine Seele
sind.
Sie teilen die Sehnsucht des Kindes
in der Krippe, die nicht aufhört, sondern weitergeht und weitergeht seit
tausenden von Jahren.
Sie seufzt.
Tante Gerda wird es ihnen wie immer
schwer machen mit dem Frieden, verbittert wie sie ist.
Und hoffentlich wird keines der
Kinder noch krank.
Die Weihnachtsfreude ist
zerbrechlich.
Deshalb ist ihr dieser Moment
wichtig, sie alleine mit der Krippe.
Kaum kann sie ihn genießen. Es ist
noch viel zu tun.
Einen Moment noch wartet sie.
Und dann kommt es doch, ein heller
Frieden voller Liebe
Und die Gewissheit: Ich bin
mittendrin.
Weihnachten.
Wir singen mit ihr:
14.
Eins aber, hoff ich, wirst du
mir,
mein Heiland, nicht versagen:
Dass ich dich möge für und für
in, bei und an mir tragen.
So lass mich doch dein Kripplein
sein.
Komm, komm und lege bei mir ein
Dich und all deine Freuden.
Seht welch eine Liebe V
(Unser Weg von der Krippe in die
Welt)
1 Seht, welch eine Liebe hat uns der
Vater erwiesen, dass wir Gottes Kinder heißen sollen – und wir sind es auch!
Darum erkennt uns die Welt nicht; denn sie hat ihn nicht erkannt.
2 Meine Lieben, wir sind schon Gottes
Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir
wissen: Wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein; denn wir werden ihn
sehen, wie er ist.
Mit all diesen Menschen stehen auch wir heute vor der Krippe hier in der Kreuzkirche.
Wir schauen sie an und werden
angeschaut.
Gott ist nicht fertig mit uns,
niemals.
Gott schaut uns an, richtet uns auf.
Selbstbewusst und ein wenig stolz
dürfen wir uns zulächeln, Kinder Gottes, jeder und jede von uns.
Ich wünsche Ihnen und euch allen,
dass Sie diesen besonderen Moment, an dem Weihnachten geschieht, erleben und
zulassen,
einfach überfließen vor
Zärtlichkeit, auch die Männer.
Das ist ok an Weihnachten. Das ist
auch kein Kitsch.
Das ist von Gott so gedacht, der uns
nicht umsonst als Mensch anlächelt.
Gott wünscht und schickt uns diese
Momente:
Da stehen wir gemeinsam mittendrin
in einem hellen Frieden voller Liebe,
sind ein Herz und eine Seele
miteinander und mit Gott,
wollen einfach nur unser Bestes
geben, füreinander, für die Welt.
Nehmen wir diese Sehnsucht nach
einer offenen Welt mit in das Neue Jahr.
Bleiben wir wach für diese kostbaren
Momente.
Da verlieren unsere Füße ein wenig den Kontakt zur Erde.
Wir lächeln einander zu und sagen:
Da verlieren unsere Füße ein wenig den Kontakt zur Erde.
Wir lächeln einander zu und sagen:
Seht, welch eine Liebe.
Amen.
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