Mittwoch, 21. März 2012

Wer sitzt neben dir? Anspiel zu Mt 20, 20-28


Vorbereitendes Anspiel zur Lesung  von Mt 20, 20-28 für die Andacht beim Pfarrkonvent

Petrus:                (ruft) Jesus!
Jesus:                  (schreckt hoch) Meine Güte, Petrus, musst du mich so erschrecken.
Petrus:                Wir haben ein Problem!
Jesus:                  Na und? Das haben wir doch dauernd. Ich habe gerade Pause.
Petrus:                Jesus!
Jesus:                  (seufzt) Ich habe zwar gerade zwei Stunden über Jesaja geredet, fünf Leute geheilt, drei streitende Parteien versöhnt und eine Prosituierte auf den rechten Weg gebracht. Aber bitte sehr. Stehe wie immer zur Verfügung.
Petrus:                Wenn es dich nicht interessiert, dann kann ich auch wieder gehen.
Jesus                   Sei nicht so empfindlich. Das ist wirklich eine deiner großen Schwächen.
Petrus:                Eine meiner Schwächen? Welche habe ich denn noch?
Jesus:                  Gab es nicht ein dringendes Problem? Nun schieß mal los.
Petrus:                Die Mutter von Jakobus und Johannes ist hier.
Jesus:                  Schon wieder?
Petrus:                Ja, sie brachte Decken und Essen für ihre Söhne.
Jesus                   Diese Frau wird wirklich zum Problem. Sie muss lernen ihre Söhne loszulassen, wirklich. Sag ihr das.
Petrus:                Sag du es ihr doch.
Jesus:                  Besser nicht.
Petrus:                Angst?
Jesus:                  Angst? Ich? Ich bin nur demütig und kenne meine Grenzen. War’s das?
Petrus:                Nein, es geht erst richtig los.
Jesus:                  (seufzt) Habe ich mir das nicht gedacht. Was noch?
Petrus:                Sie wollte sicherstellen, dass ihre Söhne später im Himmel dir zur Rechten und Linken sitzen.
Jesus;                  Diese Frau kennt kein Schamgefühl. Das ist ja, als ob das Erbe verschachert wird, obwohl die Leiche noch atmet.
Petrus:                Eine Leiche kann nicht atmen.
Jesus:                  Was du nicht sagst.
Petrus:                Und nun?
Jesus:                  Was verlangst du von mir?
Petrus:                Dass du hingehst und mit ihr redest.
Jesus:                  Das ist zuviel verlangt.
Petrus:                Die anderen werden schon sauer.
Jesus:                  Wieso?
Petrus:                Na, sie haben Sorge, dass du auf die Bitten der Mutter eingehst.
Jesus:                  Wie kommen sie da drauf?
Petrus:                Du hast bisher immer getan, was sie wollte.
Jesus:                  Das konnte ich ja auch bisher verantworten. Hm. Was sagen Johannes und Jakobus denn dazu?
Petrus:                Wie immer. Ihre Mutter ist ihnen peinlich, aber sie genießen Decken und Essen und hoffen wohl, dass ihre Mutter sich auch da durchsetzt.
Jesus:                  Und was soll ich jetzt machen?
Petrus:                Du denkst doch wohl nicht daran, so ein idiotisches Versprechen zu geben.
Jesus:                  (ausweichend) Nein, nein.
Petrus:                Jesus!
Jesus:                  Ja?
Petrus:                Wir wollen doch mal daran denken, dass eigentlich ich, also, ich meine...
Jesus:                  (gefährlich ruhig) Ja?
Petrus:                Na, ich war doch bisher zu aller Zufriedenheit der Sprecher der Truppe, dein Fels, wie du immer so nett sagst.
Jesus:                  Zu nett anscheinend. Na, und?
Petrus:                Na, und wenn da einer neben dir, also, ich meine...
Jesus:                  Also Petrus! Du enttäuscht mich sehr!
Petrus:                Wieso?
Jesus:                  Na, also wirklich! Geht es darum, wer oben ist bei uns?
Petrus:                Nein, nein, aber..
Jesus:                  Habe ich euch nicht gesagt, wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, dann...
Petrus:                Hast du. Immer wieder.
Jesus:                  Unterbrich mich nicht! Habe ich euch nicht klar gesagt, dass die Ersten die Letzten sein werden, dass der Oberste ist, wer den anderen dient, dass man nicht auf Rosen gebettet ist, wenn man mir nachfolgt?
Petrus:                Das musstest du uns nicht sagen, das haben wir sehr schnell gemerkt.
Jesus:                  Glaubst du denn, dass mein Weg in den Himmel ein leichter wird?
Petrus:                Nein, aber...
Jesus:                  Bist du imstande den Kelch des Leidens, den ich trinken werde, bis zur Neige zu leeren?
Petrus:                Das ist total unfair, was du da machst.
Jesus:                  Wieso?
Petrus:                Ich komme zu dir, wie ein ordentlicher Sprecher und trage dir ein Problem vor, dass geeignet ist den Gruppenzusammenhalt zu gefährden.
Jesus:                  Ist ja auch deine Aufgabe. Und?
Petrus:                Und du machst mich fertig. Wie immer.
Jesus:                  Also Petrus, du warst gerade gefährlich nah dran, deine Position auszunutzen.
Petrus:                Gar nicht wahr. Aber ich kann ruhig mal ein wenig Bestätigung brauchen, ein wenig Zuwendung, ein wenig Respekt.
Jesus:                  Aber Petrus, den kriegst du zur Genüge. Ich härte dich nur ein wenig ab.
Petrus:                Indem du mich demütigst?
Jesus:                  Das bisschen nennst du schon Demütigung? Das musst du aushalten. Wenn du bei so einer Kleinigkeit schon jaulst, dann sehe ich schwarz, wenn du mir wirklich nachfolgen willst.
Petrus:                Wenn ich dir wirklich..? Also jetzt reicht’s aber. Ich bin dir immer nachgefolgt und ich werde dir immer nachfolgen. Ich werde alles für dich tun. Und wenn sie dich kreuzigen, dann lasse ich mich neben dir aufhängen, kopfüber, wenn es sein muss.
Jesus:                  Na toll. Dann können wir uns wenigstens sehen.
Petrus:                Jesus!!
Jesus:                  Also mein Lieber, ich will dir deinen ernsthaften Willen gar nicht absprechen.
Petrus:                Willen?
Jesus                   Und ich weiß, dass du zu mir halten wirst.
Petrus:                Danke.
Jesus:                  Vermutlich.
Petrus:                Vermutlich?
Jesus:                  Aber wie du richtig gesagt hast: Wir haben ein Problem. Diese Frau werden wir nicht los. Es sei denn, wir zeigen ihr, dass sie nicht immer nachkommen kann. Dass ihre Söhnchen ihren eigenen Weg gehen. Und vor nichts zurückschrecken werden. Und sich einen Dreck darum scheren werden, was sie will.  Und dass das richtig ist, denn mit Muttersöhnchen kann man nicht die Welt verändern.
Petrus:                Eigene Erfahrungen sprechen aus dir, wie?
Jesus:                  Werd ja nicht persönlich!
Petrus:                Entschuldige. Und? Wie willst du das hinkriegen, dass du sie abwimmelst?
Jesus:                  Ich werde die beiden dahin lenken, dass sie es vor ihren Ohren sagen werden.
Petrus:                Was?
Jesus:                  Dass sie keine Rücksicht auf ihr Leben nehmen werden, dass sie mir durch dick und dünn nachfolgen werden.
Petrus:                Du willst sie groß rauskommen lassen.
Jesus:                  Genau. Und dann sage ich, dass ich über den Himmel keine Entscheidungsgewalt habe.
Petrus:               Hast du nicht?
Jesus:                  Nein, gar nicht.
Petrus:               Oh.
Jesus:                  Enttäuscht?
Petrus:                Nein, nein.
Jesus:                  Ich bin nur gekommen, um den Menschen zu dienen und mein Leben einzusetzen für sie.
Petrus:                Ja, ja.
Jesus:                  Petrus, es wird kein großes coming out. Ich werde jämmerlich zugrunde gehen.
Petrus:                Natürlich.
Jesus:                  Du glaubst mir nicht? Du wirst schon sehen. Da wird nichts Heroisches passieren, wenn ich sterbe.
Petrus:                Jesus, ich weiß, ich hätte das Thema Kreuzigung nicht erwähnen sollen, aber krieg jetzt bitte nicht wieder einen Depressionsschub und rede vom Sterben. Das halten meine Nerven nicht aus. Und diese Frau wartet und mischt die Truppe auf. Komm jetzt.
Jesus:                  Lass mir einen Moment Ruhe.
Petrus:                Hast du deine Strategie klar vor Augen?
Jesus:                  Ich sagte, lass mir einen Moment Ruhe!
Petrus:                Würde ich ja gerne, aber sieh mal, sie kommt.

Lesung:               Mt 20, 20-28                  


20Da trat zu ihm die Mutter der Söhne des Zebedäus mit ihren Söhnen, fiel vor ihm nieder und wollte ihn um etwas bitten.
21Und er sprach zu ihr: Was willst du? Sie sprach zu ihm: Lass diese meine beiden Söhne sitzen in deinem Reich, einen zu deiner Rechten und den andern zu deiner Linken.
22Aber Jesus antwortete und sprach: Ihr wisst nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde? Sie antworteten ihm: Ja, das können wir.
23Er sprach zu ihnen: Meinen Kelch werdet ihr zwar trinken, aber das Sitzen zu meiner Rechten und Linken zu geben steht mir nicht zu. Das wird denen zuteil, für die es bestimmt ist von meinem Vater.
24Als das die Zehn hörten, wurden sie unwillig über die zwei Brüder.
25Aber Jesus rief sie zu sich und sprach: Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker niederhalten und die Mächtigen ihnen Gewalt antun.
26So soll es nicht sein unter euch; sondern wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener;
27und wer unter euch der Erste sein will, der sei euer Knecht,
28so wie der Menschensohn nicht gekommen ist, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.

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