Samstag, 6. Oktober 2012

Petrus und das Essen

Erste Andacht auf der Konferreise zum Abendmahl. Am ersten Tag geht es um eigene Essgewohnheiten und Lebensgenuss.


                               Petrus, du wirst fett.

Jesus:                  (betrachtet Petrus nachdenklich) Petrus?
Petrus:                Was ist denn, Jesus?
Jesus:                  Täusche ich mich oder wirst du allmählich fett?
Petrus:                Fett? Ich? Ich glaube, ich habe mich verhört?
Jesus:                  Nein, hast du nicht. Was regst du dich so auf?
Petrus:                Wieso soll ich mich darüber nicht aufregen? Sagt man so etwas zu jemandem?
Jesus:                  Na, in unserer Zeit und unserer Gegend, wo die Menschen doch häufig hungern und sich nur die Reichen ein wenig Fettleibigkeit leisten können, da ist das doch ein Kompliment! 
Petrus:                Das klang aber nicht wie ein Kompliment.  Noch dazu, weil ich weiß, wie du über die Reichen denkst.
Jesus:                  Hm. Du hast Recht. Es war kein Kompliment. Obwohl dir ein bisschen Fülle gar nicht schlecht steht, ganz ehrlich!
Petrus:                (drohend) Jesus!
Jesus:                  Nein, im Ernst, du kriegst so einen würdigen Ansatz...
Petrus:                (gefährlich) Ja?
Jesus:                  Im Gesicht.
Petrus:                Du meinst, ich kriege ein Doppelkinn?
Jesus:                  Nein, mein Bester. Dazu reicht es nicht. Übrigens, eine Frage.
Wie kommt es eigentlich, dass wir anderen alle unsere Figur behalten und du ansetzt?
Als Einziger?
Immerhin wandern wir doch Meilen um Meilen, von einem Dorf in das nächste.
Jeden Tag oder mindestens jeden zweiten.
Und alle halten sich an die Anweisung, dass wir nichts mitnehmen, sondern Gott vertrauen.
Kein lunchpaket, kein Obst, nichts.
Petrus:                Hab ich mich auch immer dran gehalten. Obwohl du wirklich eine Menge von uns verlangst.
Jesus:                  Peanuts, Petrus, Peanuts. Also, raus mit der Sprache!
Petrus:                Ich weiß nicht, wovon du redest.
Jesus:                  Ich eröffnete das Gespräch, glaube ich, mit der Feststellung, dass du allmählich fett wirst, du erinnerst dich.
Petrus:                Und ich habe, glaube ich, deutlich zu erkennen gegeben, dass ich Bemerkungen dieser Art gar nicht schätze.
Jesus:                  Komm schon! Petrus!
Petrus:                (senkt den Kopf, legt das Gesicht in die Hände)  Ach, Jesus.
Jesus                   Na, ahnte ich es doch. Raus mit der Sprache.
Petrus:                Ich kriege einfach die Erinnerung an das Essen bei mir zu Hause nicht aus dem Kopf. Meine Schwiegermutter, ich sag dir, wenn die Lamm mit Gemüse kocht, ein Traum! Und ihr Brot, locker und weich und ihre Cremespeisen. Ein Gedicht.
Jesus:                  Nimmt sie dazu Ziegensahne?
Petrus:                Ja und die Schale von Zitronen und reichlich Honig.
Jesus:                  Köstlich. Hat meine Mutter auch manchmal gemacht.
Aber meines Wissens wird man von der Erinnerung an kalorienreiche Nahrung nicht fett.
Petrus:                Kannst du nicht mal dieses Wort weglassen?
Jesus:                  Verzeihung. Beleibt.  Also, raus mit der Sprache.
Petrus:                Ach, Jesus.
Jesus:                  Na, nun mach schon. Du kannst mir doch alles sagen.
Petrus:                Und du bist bestimmt nicht sauer?
Jesus:                  Nein, nein. Du kennst mich doch, ich verzeihe alles.
Petrus:                Also gut. Wenn wir aus einem Dorf weggehen, ...
Jesus:                  Ja?
Petrus:                Also, dann, dann komme ich ja manchmal nach.
Jesus:                  Ja, ist mir auch schon aufgefallen. Ich dachte, es hängt mit deiner trägen Darmtätigkeit zusammen.
Petrus:                Nicht direkt.
Jesus:                  Sondern?
Petrus:                Na, ich bin ja nun allmählich auch schon ein bisschen berühmt.
Jesus:                  So?
Petrus:                Ja, als dein erster und wichtigster Jünger.
Jesus:                  Ist das so?
Petrus:                Ja, verdammt. Oder willst du das Gegenteil behaupten?
Jesus:                  Nein, nein.
Petrus:                Und da bittet mich doch der eine oder die andere ins Haus, weil sie noch eine wichtige Frage auf dem Herzen haben.
Jesus:                  Nichts gegen zu sagen. Manche brauchen die Intimität der häuslichen Umgebung um sich zu öffnen. Und?
Petrus:                Ja, und dann...
Jesus:                  Mit schwant etwas...
Petrus:                Na, dann deute ich an, dass ein langer Weg vor uns liegt.
Jesus:                  Du deutest an, so, so.
Petrus:                Und dass du uns verboten hast, etwas mitzunehmen.
Jesus                   Ich glaub’s ja nicht. Lass mich raten: Und schon tun sich alle Töpfe auf und der arme Jünger schlingt das Mahl der Familie herunter und eilt uns nach.
Petrus:                Nicht das ganze Mahl.
Jesus:                  Na, da bin ich aber froh!
Petrus! Wie konntest du dich so vergessen?
Petrus:                (kläglich) Ich weiß.
Jesus:                  Du hast deine Position schamlos ausgenutzt.
Petrus:                Du hast gesagt, du schimpfst nicht.
Jesus:                  Ich habe gesagt, ich verzeihe alles, aber vorher sage ich dir noch, wo es lang geht.
Petrus:                Das weiß ich schon.
Jesus:                  Anscheinend nicht.
Petrus, ich bin sehr enttäuscht! 
Spürst du denn nicht die sorgende Hand Gottes überall, wo du gehst und stehst?!
Die Lilien auf dem Feld, die Vögel im Himmel, Gott ernährt sie alle!! Warum nicht auch dich? Kannst du darauf nicht vertrauen?
Petrus:                Naja. Ich...
Jesus:                  (lässt ihn nicht zu Wort kommen)  Wirst du nicht von der Flamme der Liebe Gottes tief in deinem Herzen genährt? Brauchst du zur Befriedung deines Lebens tatsächlich Fettes und Süßes? Muss du schlemmen, um zufrieden zu sein?
Petrus:                Jetzt reicht’s mir aber. Wer hat denn in Kana Wasser zu Wein verwandelt und dann selber ordentlich zugelangt? Hm? Wer lässt sich in die Häuser von Zöllnern und Dirnen und was weiß ich, einladen und schlemmt mit ihnen, weil er denkt, dass bei einem Festmahl die Seele ins Schwingen kommt und das Leben ein Fest sei, bei dem man nichts auslassen darf?
Jesus:                  Aber...
Petrus:                Weißt du, wie sie dich nennen?
Jesus:                  Den Retter, den weisen Rabbi, den Heiler?
Petrus:                Fresser und Weinsäufer. Und ich habe gesehen, dass Matthäus sich schon den Spruch aufgeschrieben hat und ich wette, er erscheint auch in dem Bericht über dich.
Jesus:                  Also gut. Beruhige dich.  Ich habe nichts gegen das Essen und gegen den Wein, es sei denn Minderjährige vergreifen sich an ihm.
Und ich habe nichts mit diesen jämmerlichen Asketen im Sinn, die sich ihr Leben lang in der Wüste vergraben und meinen Gott zu dienen. 40 Tage sind wirklich mehr als genug.
Essen ist schön. Essen ist wichtig.
Aber alles mit Maßen.
Schau dich doch an.
Du nützt deine Position aus, um an Essen  heranzukommen, um deine Gier zu stillen.
Das darf nicht sein.
Genieße ganz bewusst das Schöne, das dir begegnet, aber mache dich nicht davon abhängig.
Gott hat uns seine Schöpfung geschenkt, dass wir uns an ihr erfreuen, aber nicht, dass wir sie aussaugen, uns bereichern, das Beste für uns beiseite schaffen.
Petrus:                Nun mach aber mal einen Punkt. So schlimm bin ich nicht. Ich gebe zu, das war ein kleiner Fehltritt, den ich bereue.
Jesus:                  Klein?
Petrus:                Also gut. Es tut mir leid und du hast Recht. Und eigentlich kann ich das Essen auch gar nicht mehr genießen vor lauter schlechtem Gewissen. Bitte verzeih mir.
Jesus:                  Na gut.  Und merke dir: Feste muss man feiern wie sie fallen.
Petrus:                Feste muss man feiern wie sie fallen? Glaube nicht, dass Matthäus diesen Spruch in seinen Bericht aufnehmen wird.
Jesus:                  Was wirklich schade ist, denn er ist wahr. Feste behalten dann ihren Glanz, wenn man sie nicht herbeizwingt und nicht zur Gewohnheit werden lässt. Apropos Feste.
Petrus:                Ja?
Jesus:                  Ich habe uns eingeladen.
Petrus:                Bei wem
Jesus:                  Bei Zachäus, dem Oberzöllner hier. 
Petrus:                Au fein. Der hat sicher so ein schlechtes Gewissen, der alte Ausbeuter, dass er ordentlich was auffahren lässt.
Jesus:                  Ich wusste, dass du dich freuen würdest. Na, dann komm.

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