Donnerstag, 12. November 2015

Jahreslosung 2016 Jes 66, 13 für den Gemeindebrief


Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet. Jes 66,13
Da kommt jemand, weinend, traurig, verzweifelt und weiß nicht aus noch ein.
Komm, setz dich doch erst mal her zu mir. Das sagt einer, das sagt eine, die Trost spenden will. Ein guter Anfang um zu trösten, aber ein guter Anfang für das neue Jahr?
Der 1. Januar ist nur ein Datum, aber bringt uns doch immer wieder in Schwung. Mich jedenfalls. Zumindest fasse ich gute Vorsätze wie viele andere auch. Und dazu diese Jahreslosung? „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“
Da will ich gerade mit Blick auf das Neue Jahr loslegen und werde jäh gebremst. Gott legt mir die Hand auf die Schulter und sagt: „Komm, setz dich doch erst mal her zu mir. Ich will dich trösten. Wie eine Mutter“.
„Das ist gut gemeint, Gott“, erwidere ich. „Aber ich  brauche momentan keinen Trost.“ Aber Gott ist anderer Meinung. Also seufze ich und setze mich zu ihm auf die Parkbank.
„Und jetzt?“, frage ich. „Schau dir das an“, fordert er mich auf, „ist das nicht trostlos?“
Und er zeigt mir das Elend der Welt. Wohlgemerkt: Das ganze. Menschen, die auf der Straße leben, Flüchtlinge an Grenzen Europas und kurz vor dem Aufgeben, Menschen in Eritrea, die den Weg aus der Diktatur nicht schaffen und gefoltert werden, schmelzende Polkappen. Nichts lässt er aus.
„Aber Gott!“, rufe ich empört. „Du willst der Gott allen Trostes sein, von dem Paulus so schwärmt, und jagst mich in eine Depression?“
Aber Gott hat Tränen in den Augen. Daher halte mich zurück und lege meine Hand auf seine. „Was ist denn?“, frage ich vorsichtig.
„Ich will euch trösten wie eine Mutter, euch nahekommen, alles aushalten, was euch schmerzt und euch Kraft geben durch meine Liebe.“, sagt er leise.
„Das wissen wir auch sehr zu schätzen, Gott“, versuche ich ihn aufzumuntern.
Aber er fährt fort: „Manchmal gelingt mir das auch.“
„Na, siehst du“, erwidere ich, „viele Menschen finden Trost durch ihren Glauben an dich. Du berührst ihr Herz, sie fassen neuen Mut. Geht mir auch immer wieder so! “
Aber Gott lässt sich nicht so einfach beruhigen. „Warum geben sie dann den Trost nicht weiter? Warum sind so viele ohne jegliches Mitgefühl, morden, quälen, lügen?“ „Naja, Gott“, sage ich erklärend, „traumatisierte Menschen können manchmal gar nichts mehr empfinden und daher...“
„Weil sich keiner mit ihnen hinsetzt“, unterbricht mich Gott streng. „Weil kaum einer Leid erträgt. Weil ihr nicht trösten könnt.“ „Na, na, na“, entgegne ich, aber Gott ist nicht zu bremsen . „Wer trösten will, muss ein Interesse am anderen zeigen, das von Herzen kommt. Er muss es wagen, eine Beziehung einzugehen. Wenn du eine Flüchtlingsfamilie richtig kennen lernst, dann wirst du nicht mit den Achseln zucken und sagen: Sollen sie doch froh sein, dass sie in der Notunterkunft gelandet sind.“ „Das sage ich doch gar nicht!“, rufe ich empört. „Interesse, Beziehung und Berührung.“, fährt Gott streng fort. „Du bist wie viele hier in Deutschland etwas verklemmt“, sagt er und hält mich fest, als ich erbost aufstehen will. „Weniger reden und mehr aushalten und jemanden in den Arm nehmen. Schau, so.“ Und er legt den Arm um mich. Ehrlich gesagt,  es war  wunderbar. Es war so ein Gefühl von: Jemand ist ganz und gar auf meiner Seite. Und hält mich aus, auch meine Zweifel und Ängste. Denn natürlich liegt auch mir einiges auf der Seele. Und Gott war ganz bei mir, hat mich nicht mit einem „Das wird schon wieder“ abgespeist“, sondern – ich kann es nicht anders ausdrücken – seine Zuneigung und Zuversicht mitten in mein Herz gelegt.
Danach schaue ich ihn an. „Na“, frage ich ihn, „zufrieden?“ „Ja“, erwidert Gott lächelnd.  „Jetzt geh und bringe andere zum Hinsetzen. Und presche nicht immer  so schnell weiter.“ „Ich versuch’s“, verspreche ich seufzend.
Gott tröstet wie eine Mutter. Er setzt sich mit uns hin und schaut nicht weg.  Er schafft das, was wir oft nur ungenügend schaffen: Von Herzen Anteil nehmen, ganz nah bei jemandem zu sein und ihn, sie an der Hand zu nehmen oder auch in den Arm. Und er möchte, dass wir das von ihm lernen und weitergeben.
Jemandem sagen: „Komm, setz dich doch erst mal her zu mir.“ Und sich Zeit nehmen und zuhören, und aushalten, auch mal den Arm um jemanden legen, eben trösten.
Das taugt durchaus als Vorsatz für das Neue Jahr, finde ich.
In diesem Sinne grüße ich Sie herzlich, Susanne Dannenmann

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen