Montag, 18. Dezember 2017

Röm 15, 4- 13 3. Advent 2017


I. Vom Backen
Gott ist verliebt.
Ins Gelingen.
Nicht ins Scheitern.
(Bloch, Wir sollten ins Gelingen verliebt sein, nicht ins Scheitern.)
Gott ist verliebt.
In die fröhliche Freude.
In den beweglichen Frieden.
Da gibt ein Wort das andere, ohne sich ins Wort zu fallen.
Da reicht eine Hand der anderen das Sieb, das Mehl.
Butterflocken lassen sich von knetenden Händen erweichen,
verbinden sich mit Mehl und Zucker und Eiern zu einem geschmeidigen Teig.
Zusammen werden sie Duft.
Der erfüllt die Küche, dringt  in die Räume, und darüber hinaus.
So gelingen Plätzchen. Wenn alle sich verbinden.
Gott ist verliebt.
Ins Gelingen.
Nicht ins Scheitern.

II. Vom Scheitern
Gott ist verliebt.
Aber nicht blind.
Er sieht wie seine Kinder scheitern und setzt doch alle Hoffnung auf sie.
Das braucht Geduld, viel Liebe und manchen Trost,
damit die Hoffnung ihr Ziel behält.

Tröstet, tröstet mein Volk! fordert Gott in der heutigen Lesung seine Propheten auf. 
Israel ist gescheitert.
Von Freude und Friede ist nichts zu sehen.
Sie wollten eine Weltmacht werden und nun liegen sie am Boden.
Ihr Land ist in der Hand der Fremden, sie selbst sitzen deportiert im fremden Babylon.
Geduld, meine Lieben, sagt Gott, Geduld.
Ja, ihr habt euch verrannt.
Wer ist auch so blöd und mischt Machthunger und Gewalt in meinen Teig.
Das kann nur schiefgehen. 
Aber jetzt, meine Propheten, jetzt ist es Zeit zum Trösten:
„Redet mit der Stadt Jerusalem freundlich und predigt ihr, dass ihre Knechtschaft ein Ende hat, dass ihre Schuld vergeben ist.“
Fangt noch einmal an.
Werft alles zusammen in einen Topf.
Gebt die Freude hinein, dass ihr lebt, 
mischt eine Prise Sehnsucht dazu,
die Sehnsucht nach eurem Zuhause, nach Frieden,
dazu etwas Lobpreis für mich, den Schöpfer der Welt, der bei euch ist, alle Tage,
Knetet das durch, kräftig.
Knetet gemeinsam die Gegenwart einmal durch.
Ihr werdet sehen, das verbindet sich zu etwas, dass ihr leben könnt.
Das Scheitern hat nicht das letzte Wort.

III. Wie der Teig gelingt
Gott ist verliebt.
Ins Gelingen.
Nicht ins Scheitern.
„Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes.“
Das schreibt Paulus an die Christinnen und Christen in Rom:
Die Gemeinde in Rom hat diese Worte nötig.
Sie zanken sich.
Götzenopferfleisch essen, ja oder nein?
Die Schwachen, die Vorsichtigen sagen:
Auf keinen Fall. Wir halten uns an Gottes Gebote in jeder Beziehung. Die Freiheit in Christo hat ihre Grenzen.
Die Starken, die Draufgänger sagen:
Essensgebote, das ist doch kein Thema mehr.
Jesus hat uns dazu befreit, dass alle mitmischen sollen, auch die Heiden.
Wir lassen uns keine Grenzen setzen. Schon gar nicht so kleinkarierte. –
Halten wir uns nicht lange mit ihrem Streit auf.
Wir haben unsere eigenen Streitigkeiten.
Und Paulus schickt ein Rezept für  eine besondere Backmischung nach Rom.
Die könnte auch uns interessieren.
Sie enthält Geduld, Trost, Hoffnung und sehr viel Lobpreis.
Paulus mahnt die Gemeinde, das gemeinsame, einträchtige Kneten und Backen nicht aus dem Blick zu verlieren, sich zu verbinden miteinander, statt gegeneinander.
Schließlich soll der Teig gelingen, das Reich Gottes aufgehen in dieser Welt.
Er schreibt:

Denn was zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, damit wir durch Geduld und den Trost der Schrift Hoffnung haben.
5 Der Gott aber der Geduld und des Trostes gebe euch, dass ihr einträchtig gesinnt seid untereinander, wie es Christus Jesus entspricht,
6 damit ihr einmütig mit einem Munde Gott lobt, den Vater unseres Herrn Jesus Christus.
7 Darum nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Ehre.

Paulus macht eine Pause.
Christus ist doch beides, denkt er, Jude nach dem Gesetz und gleichzeitig Gottes Bote der Barmherzigkeit für alle Welt.
Juden und Nichtjuden sollten sich verbinden im Lob Gottes, so dass die ganze Welt aufhorcht, beide ihres dazugeben.
Wie mache ich ihnen das klar?
Er  überlegt: Lasse ich doch die Heilige Schrift auf sie niederprasseln,
alle Zutaten, um vereint den Willen Gottes zu leben und so schreibt er weiter:

8 Denn ich sage: Christus ist ein Diener der Beschneidung geworden um der Wahrhaftigkeit Gottes willen, um die Verheißungen zu bestätigen, die den Vätern gegeben sind;
9 die Heiden aber sollen Gott die Ehre geben um der Barmherzigkeit willen, wie geschrieben steht »Darum will ich dich loben unter den Heiden und deinem Namen singen.«
10 Und wiederum heißt es »Freut euch, ihr Heiden, mit seinem Volk!«
11 Und wiederum (Psalm 117,1): »Lobet den Herrn, alle Heiden, und preisen sollen ihn alle Völker
12 Und wiederum spricht Jesaja (Jesaja 11,10): »Es wird kommen der Spross aus der Wurzel Isais, und der wird aufstehen, zu herrschen über die Völker; auf den werden alle Völker hoffen.«

So, sagt Paulus und reibt sich die Hände,
jetzt weiß hoffentlich jeder, was er zu tun hat.
Die Juden halten allen die Verheißungen Gottes und seine Gebote im Gedächtnis.
Die Heiden ehren Gott und verkünden seine Barmherzigkeit für alle. 
Nun noch ein versöhnlicher Schluss und er fasst sein Rezept noch einmal zusammen:
13 Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes.

Ich gebe zu: Eine etwas umständliche, langwierige Backanleitung.
Ich bin versucht sie beiseite zu legen.
Schließlich ist Adventszeit.
Eine Zeit mit wenig Zeit für solche Dinge.
Geduld gehört nicht zu meinen Stärken.
Immerhin habe ich gelernt, dass es keinen Sinn macht, immer noch mehr und mehr Butter in einen Teig zu werfen, damit sich das Mehl schneller bindet.
Kann ich nur von abraten.
So wie Paulus den Christinnen und Christen davon abrät, die Geduld und das  Wichtigste aus dem Blick zu verlieren:
Ihre Gemeinschaft.
Sie ist wichtig, damit Gottes Rezept von der Liebe gelingt.
Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Ehre.
Das braucht Zeit, Leute, sagt Paulus, das braucht Geduld, das braucht sehr viel Liebe und Verständnis.
Gott setzt seine Hoffnung auf euch, mahnt er.
Schließlich soll der Teig gelingen, sein Reich aufgehen in dieser Welt.
Ihr sollt einen Teig kneten, dessen Duft die ganze Welt verführt.
Verführt zur Freude, zu Frieden, zu Gerechtigkeit.
Wie könnt ihr das hinkriegen, wenn ihr Zwietracht, Arroganz und Ungeduld mit hineinmischt,
wenn jeder von euch an einem eigenen Teig bastelt?! Hm?
Das duftet nicht.
Das stinkt zum Himmel!
Wer soll sich denn davon angezogen fühlen?

IV. Jesus, der vorbildliche Bäcker
Gott ist verliebt.
Ins Gelingen.
Nicht ins Scheitern.
Gott ist verliebt.
In die fröhliche Freude.
In den beweglichen Frieden.
Gott ist verliebt, aber nicht blind.

Er weiß, wie schwer uns das fällt.
Ganz schnell kippt die Stimmung.
Da stößt mich einer unbedacht vor dem Kopf.
Schon sinkt meine Offenheit in sich zusammen.
Ich bin gekränkt, werde misstrauisch.
Vielleicht halte ich an mich, aber ich sehe mich vor. Man weiß ja nie.
Es ist schwer wieder da rauszukommen, locker zu werden, wieder zur Freude aneinander zurückzufinden.
Und es ist wichtig, im Blick zu behalten, was wir eigentlich teilen und gemeinsam leben wollen.
Dann gelingt es uns vielleicht nachsichtig miteinander zu sein, uns zu zeigen, dass wir uns achten.
Zur Liebe gehört die Geduld, die aushält und nach vorne blickt,
anstatt sich gegenseitig aufzurechnen, was gescheitert ist.
Zur Freundschaft gehört der lange Atem, der das Gemeinsame immer wieder sucht.
Zu der Gemeinschaft von Christinnen und Christen gehört es,
auszuhalten, dass vieles nicht gelingt und doch immer wieder das eigene dazuzugeben und das Gelingen von Gottes Rezept für den Weg zu halten, der uns hilft in Frieden zu leben.
Gott weiß, wie sehr die Welt in  das Scheitern verstrickt ist.
Und wir wissen es auch: Die Zeitungen sind voll davon.
Gott kennt diese Menschen, die Unfrieden säen mit ihrer Arroganz, ihrem Machthunger.
Sie benutzen sogar sein geliebtes Jerusalem dazu.
Gott kennt die Verzagtheit der Kirchen, der Gemeinden.
Wir haben Wichtiges beizutragen, doch offenbar keinen Platz auf den Podien der Mächtigen.

Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat.
Das ist das Rezept, das Paulus uns gibt.
Jesus hat es gelebt.
Für uns.
Als Einladung, es ihm nachzutun.
Jesus wusste, er hat nicht viel Zeit. Und Macht schon gar nicht.
Er hat seine Zutaten dazu gegeben, damit das Reich Gottes aufscheine in dieser Welt.
Er hat sich auf das konzentriert, was er gut  konnte:
er hat Geschichten über die Freude und den Frieden Gottes erzählt und
Menschen heil werden lassen an Körper und Seele.
Er war für die da, die die Hoffnung am Wegesrand hat liegen lassen.
In seinen Tagen ist das Rezept aufgegangen,
so leuchtend, dass sogar Johannes im Gefängnis trotz des nahenden Todes davon hörte:
Blinde sehen, Lahme gehen und die gute Nachricht wurde verkündet, dass die Armen strahlen und sich freuen. 
Johannes war sich sicher, es ist nichts gescheitert. Es geht weiter.

Jesus hat sich nicht ablenken lassen, nicht vom Besitzdenken,
nicht von der Angst vor Gewalt,
nicht von den Streitigkeiten und Schwächen seiner Jüngerinnen und Jünger.
Er ist seinen Weg gegangen, er hat sich seinen Teig nicht verderben lassen,
ja, er ist zum Brot des Lebens geworden,
dessen Duft die ganze Welt zum Frieden verführen möchte.

V. Bäckerinnen und Bäcker in der Nachfolge

Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat.
Paulus weist uns aneinander.
Er weist uns auf die Aufgabe hin, die wir als Bäckerinnen und Bäcker des Teiges Gottes haben und gibt uns damit Jesu Rezept weiter:
Gebt das dazu, was ihr wirklich geben könnt als Christinnen und Christen in der Nachfolge Jesus:
Nehmt euch Zeit, wenn keiner sich Zeit nimmt.
Tröstet den Traurigen, vor dessen Schmerz andere zurückweichen.
Hört geduldig der zu, für die keiner Geduld aufbringt.
Streicht dem über die Schulter, vor dem alle  zurückschrecken.
Sprecht Mut zu, wenn die Hoffnung aussichtlos erscheint.
Holt die von der Straße herein, vor denen sich alle Türen verschließen.
Haltet den Frieden für möglich, auch wenn andere euch naiv schimpfen.
Lasst Arroganz und Geltungsdrang einfach sein.
Weigert euch, falsche Zutaten in den Teig zu geben, damit ihr den verführerischen Duft nicht verderbt, der von Gottes Reich ausgeht.
Ihr wisst: So viele glauben mittlerweile, dass die Welt den Bach herunter geht. Aber unser Gott redet anders, geduldig, tröstend,
wie zu seinem Volk Israel in den Tagen der Verzagtheit,
wie Jesus geredet hat mit den Menschen auf seinem Weg.
Gott setzt alle Hoffnung auf uns und auf sein Rezept.
Er sagt:
Seid nicht ins Scheitern, seid ins Gelingen verliebt, meine Kinder. Wie ich.
Werft alles zusammen in einen Topf.
In euren Kirchen, in eurer Gemeinde.
Gebt die Freude hinein, dass ihr lebt, 
mischt eine Prise Sehnsucht dazu, Sehnsucht nach einer friedlichen Welt,
dazu etwas Lobpreis für mich, den Schöpfer der Welt,
der bei euch ist, alle Tage,
Knetet das durch, kräftig.
Knetet gemeinsam die Gegenwart einmal durch.
Ihr werdet sehen, das verbindet sich zu etwas,
das duftet einfach unwiderstehlich.

Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes.

Amen.

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