Mittwoch, 21. Dezember 2011

Predigt zum Krippenspiel "Jesus feiert Weihnachten"

Diese  Nacht ist nicht zum Schlafen da, ruft Wirt Joab.
Ich weiß nicht, wer das kennt, nachts aus dem Schlaf gerissen zu werden, sei es durch kleine Kinder (oder kleine Hunde), sei es durch einen bösen Traum.
Man braucht einige Zeit um sich zurechtzufinden zwischen dem Traumland und der Realität.
Nachts, da werden Dinge unwirklich. Der feste Boden des Tages gerät ins Wanken. Man greift um sich, wenn man jäh erwacht und versucht sich festzuhalten.
Gott wählt diese unwirkliche Zeit, um den Himmel zu öffnen.
Die Hirten, müde von der Nachtwache, in halbwachem Zustand, bekommen daher auch einen riesigen Schrecken, als der dunkle Himmel plötzlich voller Engel ist, die auch noch lauthals Gottes Lob singen.
Jesus, der Friedenskönig, wird in dieser Nacht-Zeit geboren. Maria und Josef, erschöpft und kraftlos von der Reise und der Geburt, Maria sicherlich mehr als Josef, finden keine Ruhe.
Diese Nacht ist nicht zum Schlafen da.
Gott kommt, kommt zu Besuch mitten in der Nacht.
Gott zeigt sich in dieser unwirklichen Zeit zwischen Träumen und Wachen, in der Menschen sich häufig weigern, wach zu werden und wach zu bleiben  wie Joab, in der sie sich aber auch weniger an Tatsachen und den Boden des Alltags klammern.
Ist das Absicht?
Gott kümmern die Reaktionen nicht, die auf seinen Auftritt folgen, nicht die Furcht der Hirten, nicht die Ablehnung der Menschen in Bethlehem.
Er kommt, kommt in der Dunkelheit mit seinem Licht, kommt in einen Stall mit seiner ganzen Liebe, schiebt sich in unsere Welt, durch den winzigen Spalt, der zwischen Schlaf und Wachen entsteht. Er zeigt sich in der Hilflosigkeit und Süße eines kleinen Kindes und sagt uns:
„Wacht auf und nehmt wahr, wie der Boden schwankt. Das liegt nicht an der Nacht. So schwankt der Boden des Lebens für viele Menschen in dieser Welt.
Ich verkünde den Anbruch meines Reiches mitten in der Nacht, weil ihr, die ihr euch tags sicher fühlt, nachts weniger Kraft aufwendet, um mich abzulehnen.
Ich mache groß, wer des Tags bei euch zu den Kleinen zählt, denn in der Nachtzeit verschieben sich die Dinge.
Ich kehre das Unterste zuoberst, versteht ihr, damit das Leben sich ausbreiten kann. Für alle.
Es sind die Armen, die bei mir zählen und Hoffnung schöpfen dürfen in dieser Nacht.
Es sind die, die sich nach Frieden sehnen, denen ich Zuversicht schenke.
Es sind die, die versuchen der Gerechtigkeit aufzuhelfen, deren Herzen ich stärke.
Es ist ein Wirt, dessen Herz ich öffne, dass er in einem neugeborenen Kind plötzlich das Wunder des Lebens entdeckt, und sich hinreißen lässt, es zu preisen, andere mitreißt in dieser Nacht.
Diese Nacht ist nicht zum Schlafen da.“
Vermutlich bräuchten wir viele Nächte wie diese, damit die Dinge in Gottes Sinn wirklich ins Wanken geraten. Aber alle Jahre wieder haben wir zumindest diese Nacht, den Heiligen Abend.
Heute Abend und heute Nacht sind Menschen in Bewegung, gehen Kinder viel später schlafen als sonst, werden Menschen bis in die Nacht Gottesdienste besuchen, feiern, sich gegenseitig beschenken, bemüht sein, die Freundlichkeit Gottes zu leben und zu erfahren.
Das ist nicht normal. Das ist weit weg vom Alltagsgeschäft. Da werden Gefühle gelebt, im unwirklichen Licht der Kerzen, die sonst nicht so häufig gezeigt werden.
Da sind wir vielleicht erschöpft von den Vorbereitungen und nur noch halbwach, aber wie bemühen uns diese besonderen Stunden nicht zu verpassen.
Diese Nacht ist nicht zum Schlafen da.
Vom Himmel her kommt die Botschaft des Friedens, die die Erde erschüttert und den Boden unter unseren Füßen. Eine besondere Nacht, deren besonderen Zauber wir uns zu Herzen gehen lassen sollten. Denn heute Nacht zwischen Wachen und Schlafen redet Gott wieder zu uns:
Ich komme zu euch, immer wieder, nehme immer wieder Platz in eurem Leben, klopfe an eure Tür und wecke euch mit meiner Botschaft: Frieden sei auf Erden  bei euch Menschen. Lasst euch mitreißen, schenkt, gebt, feiert miteinander aus vollem Herzen und haltet euch nicht zurück. Rechnet nicht auf. Denn euch ist heute der Retter geboren, Jesus, mein Sohn, der den Auftrag hat, euch aufzuwecken, immer wieder, bis die Welt, eines Tages, auch des Tages das Gesicht meiner Liebe zeigt.
Ein letztes Mal: Diese Nacht ist nicht zum Schlafen da!
Frohe Weihnachten!
Amen








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