Vorlage für die Predigt ist eine Predigt von Güntzel Schmidt. (http://bs.cyty.com/kirche-von-u…/…/fs90heintze/EliaPredigten.
Wer das war, der Engel?
Ein Wanderer vielleicht,
der mit der Geste einer tröstenden Mutter ihm Brot hinlegt und Wasser
Ein stilles, sanftes Sausen.
Stille.
Gnade sei mit euch und Friede, von dem, der da ist und der
da war und der da kommt.
Die Bibel erzählt im 1 Buch der Könige:
König Ahab sagte seiner Frau Isebel alles, was Elia getan
hatte und wie er alle Propheten Baals mit dem Schwert umgebracht hatte.
Er fürchtet sich.
Auf einmal.
Schon vorher gab es Grund genug.
Ein Steckbrief von König Ahab war im Umlauf:
„Findet diesen Propheten! Die größte Hungersnot in Israel geht auf sein Konto!
„Findet diesen Propheten! Die größte Hungersnot in Israel geht auf sein Konto!
Alle Welt suchte ihn.
Da hatte er keine Angst.
Sein Herz brannte vor Mitgefühl mit den Armen.
„Glaubt nicht an Götterbilder, die machen euch klein!“
Und Gott war mit ihm.
Elia schwamm auf der Welle der Gerechtigkeit
und die trug ihn, immer weiter, immer weiter.
Und setzte ihn ab auf dem Berg Karmel.
Verhalf ihm zum Erfolg, als er die Wette einging
und sein von Wasser getränktes Opfertier Feuer fing,
durch Flammen vom Himmel.
Elia hatte gewonnen!
Das Volk schrie vor Entsetzen und Angst:
Adonai hu ha-elohim! - Der Herr ist Gott!
Das wollte er erreichen, das Volk wieder auf den rechten Weg führen.
„Seht! Gott ist da gegen alle Macht.“
Adonai hu ha-elohim! - Der Herr ist Gott!
Das wollte er erreichen, das Volk wieder auf den rechten Weg führen.
„Seht! Gott ist da gegen alle Macht.“
Die Welle der Kraft zieht
sich zurück.
Es ist vollbracht.
Es ist vollbracht.
Jetzt steht nur noch
Elia da,
sieht in die blassen
Gesichter der Baalspriester.
Die wissen, dass sie
verloren haben,
seine Gegner, die gegen
ihn gehetzt haben,
Handlanger von Isebel.
Und eine neue Welle kommt.
Die hat mit Gott nichts
mehr zu tun und auch nicht mit Gerechtigkeit.
Eine Welle der Wut und
der Rachsucht und der Gewalt.
Elia steigt auf diese
Welle und reitet auf ihr.
Spürt den Zorn in die
Augen steigen, seinen Kopf füllen bis zum Platzen.
Sein Herz schweigt,
bis alle 450
Baalspriester ermordet in ihrem Blut liegen.
Doch dann?
Doch dann?
Stille.
Die Kraft ist weg.
Totenstille, in die sich
die Frage vorwagt:
Was habe ich da getan?
Und schon Stunden später
die Stimme des mutigen Boten
der Königin Isebel,
der ihm trotz der Spuren
der Gewalt vor seinen Augen von Isebel ausrichtet:
Die Götter sollen mir dies und das tun, wenn ich nicht
morgen um diese Zeit dir tue, wie du diesen getan hast!
Da fürchtete er sich, machte sich auf und lief um sein Leben
und kam nach Beerscheba in Juda und ließ seinen Diener dort.
Elia aber ging hin in die Wüste eine Tagereise weit und kam
und setzte sich unter einen Wacholder und wünschte sich zu sterben und sprach:
Es ist genug, so nimm nun, Gott, meine Seele; ich bin nicht besser als meine Väter.
Es ist genug, so nimm nun, Gott, meine Seele; ich bin nicht besser als meine Väter.
Denn nun ist er allein.
Und spürt das.
Und spürt das.
Von allem, was in ihm brannte,
der Eifer für Gott und die Gerechtigkeit,
all das, was ihm die Kraft gegeben hat, Verfolgung
auszuhalten
und Unrecht und Armut anzuprangern,
von all dem ist nichts geblieben.
Schwach ist er.
Und das Leben, um das er gerade noch gerannt ist,
rinnt aus ihm heraus wie aus einem undichten Fass.
Nichts spürt er mehr.
Keinen Gott, keine Kraft, keinen Sinn,
kein Ziel mehr vor Augen.
Er hat den Bogen überspannt und nun ist sein Arm lahm
geworden.
Die mahnenden Stimmen und die Angst kann er nicht mehr abwehren.
Und Scham überkommt ihn.
Elia möchte sich verstecken, sich verkriechen.
Er sieht sich, wie er im Rausch der Gewalt Unschuldige ermordete.
In Massen ermordete, weil sie anders waren, Anderes wollten als er.
Elia hat das Andere, das Fremde, das Ungeheure auslöschen wollen
Die mahnenden Stimmen und die Angst kann er nicht mehr abwehren.
Und Scham überkommt ihn.
Elia möchte sich verstecken, sich verkriechen.
Er sieht sich, wie er im Rausch der Gewalt Unschuldige ermordete.
In Massen ermordete, weil sie anders waren, Anderes wollten als er.
Elia hat das Andere, das Fremde, das Ungeheure auslöschen wollen
– und ist dabei selbst
zum Ungeheuer geworden.
"Ich bin nicht
besser als meine Väter", bekennt er.
Der Glaube an den Einen
Gott und Gewalt gegen das Andere gehen nicht zusammen.
Er hat sie
zusammengebracht und damit das Werk seines Lebens zerstört.
Dem kann er nicht standhalten.
Er will sich loswerden, will sterben.
Und damit vor der Einsicht fliehen, die er gerade erst gewonnen hat.
Gerade in seinem Wunsch zu sterben bleibt Elia ganz der Alte,
Dem kann er nicht standhalten.
Er will sich loswerden, will sterben.
Und damit vor der Einsicht fliehen, die er gerade erst gewonnen hat.
Gerade in seinem Wunsch zu sterben bleibt Elia ganz der Alte,
schwarz oder weiß,
dazwischen gibt es nichts.
Vergebung, Umkehr, Einsicht.
Das hat er anderen nicht zugestanden und sich selber nun auch nicht.
Diese Worte sind aus seinem Vokabular gestrichen.
Vergebung, Umkehr, Einsicht.
Das hat er anderen nicht zugestanden und sich selber nun auch nicht.
Diese Worte sind aus seinem Vokabular gestrichen.
Er hat große Schuld auf
sich geladen.
Unverzeihlich!
Unverzeihlich!
Er ist verdammt, wie er
zuvor die anderen verdammt hat.
Und er legte sich hin und schlief unter dem Wacholder.
Und siehe, ein Engel rührte ihn an und sprach zu ihm: Steh auf und iss!
Und siehe, ein Engel rührte ihn an und sprach zu ihm: Steh auf und iss!
Und er sah sich um, und siehe, zu seinen Häupten lag ein
geröstetes Brot und ein Krug mit Wasser.
Und als er gegessen und getrunken hatte, legte er sich
wieder schlafen.
Und der Engel Gottes kam zum zweiten Mal wieder und rührte
ihn an und sprach:
Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir.
Und er stand auf und aß und trank und ging durch die Kraft
der Speise vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Berg Gottes, dem Horeb.
Wer das war, der Engel?
Ein Wanderer vielleicht,
der mit der Geste einer tröstenden Mutter ihm Brot hinlegt und Wasser
und kurze Worte sagt:
Iss. Steh auf. Geh weiter.
Iss. Steh auf. Geh weiter.
Kurze Worte, die aber den tödlichen Kreislauf von Elias
Gedanken um Schuld und Sterben durchbrechen.
Kraft kommt.
Nicht viel, aber es reicht zum Aufstehen.
Es reicht, um den Kopf zu heben.
Es reicht, um Gott unter die Augen zu treten und den Schuldspruch zu hören,
Es reicht, um Gott unter die Augen zu treten und den Schuldspruch zu hören,
den Elia erwartet.
Aber was da kommt, auf dem Horeb ist eine kleine
Privatinszenierung für Elia,
der verborgen in einer Höhle sitzt und hinausschaut auf die
Darbietungen.
Gott konfrontiert Elia mit dessen entfesselter Wut im Sturm,
seinem bebenden Hass im Erdbeben,
seiner zerstörerischen Kraft der Gewalt im Feuer.
Und sagt Nein zu alldem.
Und sagt Nein zu alldem.
Klar und deutlich.
Elia kann ihm nur rechtgeben.
Und dann?
Ein stilles, sanftes Sausen.
Kol
demamah dakah
auf Hebräisch.
Stimme eines leisen Hauchs.
Stimme eines leisen Hauchs.
Wie
klingt ein leiser Lufthauch?
Überhaupt
nicht.
Stille.
Ein leiser
Lufthauch,
auf der
Wange oder der Schläfe zu spüren.
Dort, wohin eine Mutter ihr Kind küsst
oder die Geliebte den Geliebten.
Dort, wohin eine Mutter ihr Kind küsst
oder die Geliebte den Geliebten.
Kein
Donnerwetter.
Nur Stille: Die Ruhe nach dem Sturm.
Nur Stille: Die Ruhe nach dem Sturm.
Ruhe, um
die Augen zu öffnen.
Und der
Wahrheit über sich selbst ins Auge zu sehen
unter
Gottes liebevollen Augen,
in Gottes
freundlicher Gegenwart.
Elia
tritt vor die Höhle.
Der leise
Hauch geht vorüber.
Gott
spricht zu Elia.
Und Elia
lässt die Gelegenheit verstreichen.
Keine
Einsicht.
Er
rechtfertigt sich selbst:
"Ich habe geeifert für den Herrn, den Gott Zebaoth".
"Ich habe geeifert für den Herrn, den Gott Zebaoth".
Er will
die furchtbare Tat entschuldigen,
er will
nicht wahrhaben, dass er ganz und gar auf den falschen Weg geraten ist.
Die
Stimme des leisen Hauches bekommt keine Chance.
Sie
verweht, die Chance ist vertan.
Gott hat
um Raum gebeten,
Raum, um
seine Symphonie der Liebe und Güte zu spielen,
die das
Andere aushält, ohne ihm rechtzugeben und ohne es zu vernichten.
Raum für
Umkehr und Vergebung und Einsicht.
Elia hat
diesen Raum nicht betreten.
Gott wird
einen anderen wählen:
Elisa wird seine Stimme werden.
Elisa wird seine Stimme werden.
Elias
Karriere ist zu Ende.
Sein Weg mit Gott jedoch nicht.
Sein Weg mit Gott jedoch nicht.
Trotz
allem lässt Gott Elia nicht fallen.
Ein
Feuerwagen wird kommen und ihn in eine Welt führen,
in der er
Ruhe finden wird für seine Seele.
Wo bist
du, Gott?
Warum
sagst du nichts?
Warum
überlässt du mich dem Unrecht, der Gewalt,
die meine
Wut weckt, meinen Zorn, meinen Hass?
Warum
kein Feuer mehr vom Himmel,
damit
die Gewalt und das Unrecht zurückweichen
und Menschen dich preisen?
Alle
Menschen!
Kein Weg,
sagt Gott, kein Weg für mich.
Einmal
habe ich Feuer vom Himmel geschickt
und du weißt, was das ausgelöst hat.
und du weißt, was das ausgelöst hat.
Wo bist
du Gott,
wenn alles
zu viel wird und ich verzweifle,
wenn ich nicht aushalte, was ich sehe und ersticke am Mitgefühl,
wenn ich nicht aushalte, was ich sehe und ersticke am Mitgefühl,
wenn ich
unter allen Wegen keinen Weg für mich sehe und meine Kraft sich zurückzieht?
Sei
still, sagt Gott,
höre,
lass das leise
Summen meiner Freude deine Füße bewegen,
spüre,
lerne,
auf den Lufthauch meiner Liebe zu vertrauen,
schaue,
auf den Weg
der Sanftheit und Güte.
Es gab
einen, der ist diesen Weg gegangen,
brennendes
Mitgefühl und Sehnsucht nach Gerechtigkeit im Herzen.
Der hörte
und spürte und sah und forderte alle Welt auf,
ihm zu
folgen.
Der
kniete im Garten Gethsemane im Dunkel,
die Gewalt
und seine Verfolger im Nacken,
und gab
mir dennoch Raum,
dass ich
ihn mit dem sanften Flügel meines Lebenshauchs berühren konnte.
Der
schaffte den dritten Weg zwischen wütender Empörung und Resignation,
blieb
klar in seinen Worten,
hielt an
der Liebe fest,
vergab
seinen Feinden,
hatte die
Kraft, den Weg bis zu seinem Ende zu gehen.
Und gab
mir Raum vom Leben zu sprechen, als alles schwieg.
Und du?
Steh auf.
Iss. Geh weiter.
Gib mir
Raum,
spüre den
Hauch meines Lebens,
und dann
wähle deinen Weg.
Amen.
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