Samstag, 7. April 2012

Osternachtspredigt Mt 28



Ostergedanken
 Osternacht 2012 zu Mt 28

Die Erde bebte, als Jesus am Kreuz starb,
bebte, weil sie nicht an sich halten konnte.
Felsen zersprangen,
der Vorhang im Tempel riss entzwei.
Die Erde konnte nicht an sich halten,
weil Gott nicht an sich halten konnte.
Er machte den Schrei Jesu zu seinem.
Er ließ den Tod zu Wort kommen,
ließ die Dunkelheit sich ausbreiten über Jerusalem,
und zeigte uns, dass er das aushält,
mit uns in die Tiefe zu gehen,
sich den Folgen des Hasses und der Feindschaft der Menschen,
ihrem Schmerz auszusetzen.

Drei Tage später,
berichtet Matthäus,
bebt die Erde schon wieder.
Die Erde kann nicht an sich halten,
weil Gott nicht an sich halten kann.
Er lässt das Leben zu Wort kommen,
wälzt durch den Engel
vor den Augen der Wachen und der Frauen den Stein vom Grab
und zeigt ihnen... nichts.
Wunderbarer Weise.
Nichts.
Es gibt nichts zu sehen,
keine Leiche,
keine lähmenden Tatsachen, an denen man nicht vorbeikommt.
Das Grab ist leer.
Alles ist möglich,
wenn nichts zu sehen ist.
Es gibt nur Worte:
Die Feststellung: Er ist nicht hier.
Die Behauptung: Er ist auferstanden.
Die Aufforderung:  Geht und sagt es den anderen und dann trefft ihn in Galiläa.


Knapp 2000 Jahre später
am 7. April 2012
bebt die Erde nicht.
Es ist Nacht, Osternacht.
Überall auf der Welt sitzen in diesen Stunden Menschen in Kirchen
und halten  Gottesdienst,
weil diese Worte von damals weitergesagt wurden.
Überall stellen die Menschen fest:
Jesus ist nicht hier,
er sitzt nicht leibhaftig unter uns in den Reihen.
Überall hören sie die Behauptung:
Er ist auferstanden, er lebt, wahr und wahrhaftig.
Und überall wird ihnen zugemutet:
Geht trotz der Feststellung und mit dieser Behauptung in die Welt
und sagt es weiter:
Sagt: Das Grab ist leer
und aus dieser Leere heraus nimmt das Leben immer wieder einen neuen Anlauf.
Sagt: Gott konnte und kann nicht an sich halten angesichts des Todes.
Immer noch nicht und wird es nie können und wollen.
Sagt: Geht weiter in den Spuren seines Lebens, dort werdet ihr ihm begegnen.

Durch Gott nimmt das Leben einen neuen Anlauf,
immer wieder, aus dem Nichts.
Es holt Menschen in seine Bewegung hinein,
es lädt ein, in den Spuren Jesu weiterzugehen
und dort Gott zu begegnen,
wenn wir Liebe üben, wo man sich hasst,
Wenn wir verzeihen, wo man sich beleidigt,
wenn wir trösten und helfen, wo Trost und Hilfe nötig sind.




Heute haben wir fünf Menschen getauft.
Gott kann nicht an sich halten und mutet es auch uns zu,
mutet es euch zu,
ganz aus euch herauszugehen, auf das Leben zu:
Sucht mich, von ganzem Herzen
und ihr werdet mich finden.
Ich werde bei euch sein, euch behüten auf all euren Wegen. 
Fürchte dich nicht, ich helfe dir.


Worauf hören wir und was sehen wir?
Sehen wir in dem Nichts, der Leere des Grabes vor allem die Enge?
Sehen wir vor allem die schweren Steine vor den Gräbern, die uns sagen:
Hier bewegt sich gar nichts mehr.
Spüren wir vor allem die Verzweiflung hinter der Behauptung:
Gerechtigkeit und Friede werden immer eine Chance haben und der Tod hat nicht das letzte Wort?

Oder sehen wir das Nichts, die Leere als  Raum des Lebens,
den Gott mit unserer Hilfe füllen möchte und füllen wird,
wenn wir mitgehen.
Spüren wir in unseren Herzen die Verheißung in der Behauptung:
Gerechtigkeit und Friede werden immer eine Chance haben
und der Tod hat nicht das letzte Wort.

Glauben wir, auch wenn wir nichts sehen
und es vielleicht auch nur selten spüren,
glauben wir, dass Gott an unserer Seite ist,
dass Jesu Weg uns immer noch offen steht
und sein Geist uns als Kraft begleitet und trägt?

Vermutlich müssen wir uns das immer wieder sagen und sagen lassen:
Der Herr ist auferstanden.
Auch wenn unser Verstand und unsere Vernunft
den Steinen immer wieder recht geben wollen.
Vermutlich müssen wir immer wieder von Gott lernen,
uns nicht so sehr zurückzuhalten,
uns gehen zu lassen, wenn das Leben uns ruft.
Vermutlich sind diese Worte gar nichts wert,
wenn wir sitzen bleiben.
Wir müssen sie sagen, ja,
und dann gehen wir aufeinander zu, damit sie wahr werden.
Wir haben das Versprechen:
Gott kann nicht an sich halten. Er wird mit uns sein.
Er bleibt an unserer Seite und sagt uns durch seinen Engel:
Der Herr ist auferstanden.
Und wir antworten gemeinsam:
Gemeinde: Er ist wahrhaftig auferstanden.
„Wir leben aus Gott - auf die Menschen zu.
Darum gebt einander ein Zeichen des Friedens,
der aus Gott stammt und sprecht:
Friede sei mit Dir.“
Amen.










1 Kommentar:

  1. Eine tolle Idee, die Leere des leeren Grabes neu sehen zu lernen! Vielen Dank für diese wunderbare Predigt.

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